Tanzbarer Nonkonformismus

Saya Gray veröffentlicht ihr erstes Album, das ganz simpel nach ihr selbst benannt ist: "Saya". Es wurde höchste Zeit, denn die Kanadierin hat sich seit mehreren Jahren in der Musikwelt bemerkbar gemacht. Bisher jedoch lediglich mit 3 EPs.
"Saya" breitet nun endlich auf Albumlänge die gesamte Schaffenskraft von Frau Gray aus und weist auf das unbegrenzte Potential der Musik als Kunstform hin. 10 Stücke entspannter Eskapismus, bei dem Akustikgitarre und steel guitar selbstbewusst neben satten bass lines stehen. Hier trifft Cowboyhut-Folk auf Rock-Attitüde und Songwriter-Feeling. Es sei euch überlassen, ob ihr das für Indie-Rock, Modern Folk oder R&B haltet.
Zweifellos ist es Musik, die vor Kompromissen flieht, denen sich andere Artists für schnellen Erfolgs verpflichtet fühlen. Deshalb freut sich die Frau aus Toronto wirklich, das ihr Output viele begeistert: "Die Menschen, die zu meinen Shows kommen, sind ein Mix aus allem, was ich bin. Durchgeknallte Manga-Kids, alte Jazzheads, ganzkörpertätowierte Nonkormisten ohne Geschlechtergrenzen."
"Saya" wird morgen bei Dirty Hits veröffentlicht.

sayagray.ca

Blaue Stunde

kelelaKelela hat mit sehr spannendem R&B angefangen, hat im Lauf der Jahre ihren Stil angepasst und ist inzwischen eine größere Nummer der amerikanischen R&B-Szene. Deshalb ist ihr nun die Ehre zuteil geworden, im sehr renommierten Blue Note Club in New York City aufzutreten.
Dort hat sie einen sehr beachtlichen Set abgeliefert, der viele Neubearbeitungen ihrer Songs in abgespeckten Versionen beinhaltet. Nur mit Schlagzeug, Bass, ein paar Keyboards, einer Harfe und background vocals bekommen die Tracks einen sehr intimen Touch, der von persönlichen, emotionalen Worten Kelelas begleitet wird.
Die Essenz des Auftritts in NY wird morgen veröffentlicht als Live-Album "In the blue light" bei Warp Records. Das Album umfasst 10 neue Versionen bekannter Kelela-Tracks und zwei Cover-Versionen, die den großen Bereich zwischen R&B und Jazz mühelos abdecken.
Mal schauen, ob die Frau in ein paar Jahren in der Halbzeitpause des Super Bowls landet.

kelela.bandcamp.com

Foto: Dervon Dixon

 

Ode an die Freude

Valerie June kommt gerade richtig. In der Zeit, in der sich Wahnsinnige anschicken, unsere Länder zu regieren und Nazis mit ins Boot holen, tut es gut, wenn jemand "Joy joy" mal wieder in die erste Reihe stellt.
Valerie June hat mit ihrer Musik seit jeher den Anspruch, ein radikales Statement gegen Skepsis, Überwachung und Untergangsszenarien abzugeben. Das wird sich mit dem kommenden Album "Owls, Omens, and Oracles" nicht ändern. In den Songs geht's um die harten Zeiten, die wir durchleben können. Zu versagen, zu fallen, zu verlieren, niedergehalten zu werden, zum Schweigen gebracht zu werden, ausgeschlossen zu werden und dennoch an einer rein unschuldigen und kindlichen Freude festzuhalten.
Die erste Single "Joy joy" hat eine schöne Funksoulblues-Stimmung. Präsente Gitarren, ein wenig Rhodes Piano und dazu Valeries Stimme, von der schon mal behauptet wurde, sie klinge wie eine heulende Blechpfanne.
"Owls, Omens, and Oracles" erscheint am 11. April bei Concord. Reinhören und an das Gute glauben!

valeriejune.com

Auch Punks feiern Karneval!

Punk mit Steeldrums? Die Goombay Punk Band? Aber sicher! Die drei Bolokos aus Guadeloupe verschmelzen die Musik ihrBanjoUkulele und natürlich mit stilechten, brettharten Gitarren.
Der Sound von The Bolokos ist eine sehr dynamische Punkvariante zum Mitsingen und Mitgrölen, zum Abfeiern. Und erinnert damit ein wenig an die Mestizo-Welle, die zu Beginn der 2000er über Deutschland schwappte mit Bands wie Manu Chao, Karamelo Santo und Amparanoia. Damals wurde der Punkrock mit Latino-Sounds zusammengebracht. The Bolokos stehen dagegen für Calypso-Punk. Das neue Album ist - auf den Punkt gebracht - großartig und schließt mit einer Perle karibischen Punks: "Ti kanno".
Die karibische Band veröffentlicht das neue Werk "Tropikal noise" am 31.  Januar beim renommierten Duisburger Label Wolverine Records.

thebolokos.com

Wenn Nonnen tanzen

Es sollte eigentlich ein melancholischer Song und ein trauriges Video werden. Aber jetzt ist aus "Girl missing" von Albertine Sarges ein schöne Indie-Pop-Nummer geworden, die zwar gefühlige Streicher beinhaltet, aber von einer catchy bassline getrieben wird. Dadurch verführt "Girl missing" mehr zum Tanzen denn zum Trauern.
Die Single ist gleichzeitig die Ankündigung des neuen Albums von Albertine Sarges. Zusammen mit ihrem langjährigen Mitstreiter Lo Selbo entwickelte sie komplexe Klanglandschaften mit luftigen Flötenarrangements, mehrschichtigen Chören, Vintage-Orgeln und elektrischen Klavieren. Die Berlinerin legt damit den Nachfolger ihres Debütalbums von 2021 vor. Der neue Longplayer, der wie die Single heißt, erscheint am 21. Februar bei Moshi Moshi.

albertinesarges.com

Mein Oppa meets Heidel

In den letzten Jahren hat sich Ralph Heidel ein großen Namen im deutschen Musikgeschäft gemacht. Ob als Produzent für Apsilon, als Komponist für Bazzazian oder als Musical Director für Casper. Daneben hat Ralph seine eigene Musik nie aus den Augen verloren. Und nun ist es endlich soweit für das dritte Heidel-Album. "anyways.onto better things" hat der Berliner im eigenen Studio aufgenommen, wo einige Saxophone stehen, ein Klavier und verschiedene analgoge Synthies. Somit ist "anyways. onto better things" ein Album geworden, das zwischen analogen und elektronischen Sounds eine fein austarierte Balance findet. Ein Album, wie man es sich von Ralph Heidel erhofft hat.

Für die erste Single  "Wake up" hat Heidel den japanischen Altmeister Jun Miyake eingeladen, dessen beindruckendes Flügelhornsolo er zwischenzeitlich in ein großes ätherisches Nichts auflöst und dann wieder zurückholt. Daneben bastelt Heidel als sein eigener Produzent an Sounds und präsentiert sich erneut als Entwickler eines frischen, neuen Saxophonklangs.
Die Bilder zu "Wake up" erinnern in melancholischer Verklärung doch tatsächlich an die Super-8 Experimente von mein Oppa. Dadurch entsteht nicht nur eine herrliche Verbindung von Klang und Optik, sondern auch von Alt und Neu.

"anyways. onto better things" erscheint am 21. Februar bei Friends with Oranges.

ralphheidel.com