Sophies-ticated sound

Über das neue Album der jungen Schweizerin Sophie Hunger habe ich euch bereits in Kenntnis gesetzt. Und erwähne nur der Vollständigkeit halber, dass "Halluzinationen" am 28. Augist bei Caroline International erscheinen wird.
Ihr wisst also Bescheid und weitere Worte müssten nicht verloren werden. Wenn jetzt nicht eine weitere Single aus dem Werk ausgekoppelt werden würde. "Alpha venom" heißt der neueste Track und zeigt die ganze Vielseitigkeit von Sophie. "Alpha venom" ist ein vertrackter Song mit Krautrock-Attitüde und rumpeliger Elektronik, die an an selige NDW-Zeiten erinnert. Dazu ein großartiges, herrlich schräges Gitarrensolo.
Alles ist festgehalten in einem sehr sehenswerten Live-Session-Video. Coole Bilder, cooler Sound, coole Frau. Man wird wohl nicht anders können als im August "Halluzinationen" zu kaufen.

www.sophiehunger.com

 

Hört endlich auf damit!

Eigentlich sollten The Dirty Nil diesen Song zu Sylvester veröffentlichen. Dieser Tag, von dem an Zigaretten weggeworfen werden, unedlich viel Sport gemacht und auf Alkohol verzichtet wird. Doch "Done with drugs" ist die aktuelle Single der druckvollen kanadischen Combo mit dem Sound brettharter Gitarren.
Anlass zu diesem vermeintlichen Ausflug in die Askese ist der anstehende 30. Geburtstag von Frontmann Luke Bentham. Luke hat sich im Vorfeld dieses einschneidenden Datums mit Social media posts beschäftigt, in denen ganz ganz vernünftige Menschen mitteilen, dass es nun endlich vorbei ist mit Nutella und kandierten Mandeln und was es sonst noch für hässliche Drogen gibt. Als Alternativen dazu bringt Bentham einen Einkaufsbummel bei Ikea oder regelmäßiges Jiujitsu ins Spiel. Boah, das wird hart.
Bis ihr aber damit anfangt, tut euch nochmal den Power-Pop von The Dirty Nil rein. Wenn dann irgendwann demnächst das neue Album des Trios erscheint, seid ihr schon bessere Menschen ohne schlechte Angewohnheiten und mit leistungsfähigem Körper.

www.thedirtynil.com

Mal kurz nach New York

Jonathan Richman & The Modern Lovers....ahh... ich schwelge und denke an den unvergessenen "Egyptian Reggae" dieser Band, der mit Reggae nicht wirklich was zu tun hatte, aber dennoch so unendlich cool war. Und jetzt kommt mir dieser Song wieder in den Sinn. Nur wegen JW Francis. Denn Jonathan Richman war ein typischer Vertreter des New Yorker Sounds, den JW Francis nun in die Gegenwart transportiert.
Francis hat jetzt bezeichnenderweise bei Sunday Best Recordings unterzeichnet und dieses britische Label stellt den Mann mit "New York" ins Schaufenster. Ein wahnsinnig guter Understatement-Song, der wie Folk auf Droge klingt und mit Gitarren daherkommt, die an Lou Reed erinnern. Und bald veröffentlicht der lizensierte New-York-Tour-Guide sein Debütalbum bei Sunday Best. Allerdings ist JW kein unbeschriebenes Blatt, hat er doch seit Jahren schon großartige Songs wie "Is that the one" oder "Lofi" veröffentlicht. Trotzdem: Wir freuen uns auf sein "Debüt".

www.soundcloud.com/jw_francis

Brussels sounds, very tasty

Nicolas Morant und Edouard Gilbert, die von ihren Freunden auch Francis Boys genannt werden, versteigen sich in keine exaltierten Begrifflichkeiten, wenn es um ihr Album geht. Die Beiden, die sich selbst lieber Nikitch & Kuna Maze nennen, betiteln ihr erstes Album "Débuts" und das letzte Stück darauf "La fin". Manches kann so einfach sein.
Nikitch und Kuna kennen sich vom Jazz Konservatorium in Chambery. Da liegt es nah, dass "Débuts" zwischen Jazz und House sehr funky elektrisch groovt. Anklänge an broken beat, ein wenig UK Garage und Detroit House und immer wieder brasilianischer Jazzfunk.
Klar, dass die Chefs von Tru Thoughts aus Brighton auf die beiden Franzosen aufmerksam wurden und sie für "Débuts" unter Vertrag nahmen. An so etwas wie der ersten Single "Hey, this must be deep" kommt man nicht einfach vorbei. Ganz feiner Clubsound in broken beat Manier mit funkiger Basis und zudem eine Hommage an den Dichter und Musiker Gil Scott-Heron.
Nikitch und Kuna haben in in ihrem Proberaum, einen Steinwurf von Bruxelles-Midi, etwas Unwiderstehliches zusammen gemixt und "Débuts" zu einem starken Debüt gemacht.

www.nikitchkunamaze.bandcamp.com

Bleib zuhaus, fuzz mich nicht an!

Das ist keine Strandmusik, was Bikini Beach machen. Wer dazu einen lauwarmen Cocktail schlürfen möchte, dem wird das Glas aus der Hand fallen. Denn die Band aus Konstanz hat sich voll und ganz dem Andenken des Fuzz-Rock verschrieben. Es ist dieser schön verzerrte Gitarrensound, der das neue Album "Atoll" prägt, das am 11. September bei La Pochette Surprise erscheinen wird.
"Atoll" zeigt Keith Richards wo der Hammer hängt. Das "Atoll" ist so voller Riffs und Delays, dass Richards jetzt endlich besser in Rente geht. Wechselnde Leadvocals tragen ihren Teil dazu bei, dass Bikini Beach wahnsinnig vielseitig klingen. Deshalb machen die zwölf Stücke auf "Atoll" richtig Spaß und keine Gefangenen. Was die jetzt gerade erschienene Single "Stay at home" doch wohl beweist.
Dann jetzt in die Lederbadehose und ab zum Bikini Beach.

www.fuzzmehard.com

Kleine Archivkammermusik am Schreibtisch

sudan archives1Wer das Glück hatte, das Kölner Konzert von Sudan Archives im letzten November zu bestaunen, wie es sich zunächst ein wenig über die Zeit schleppte bis die junge Amerikanerin das Publikum mit ihrer Violine und Effektgeräten aus der Halle blies, darf sich einen zwölfminütigen Clip nun nicht entgehen lassen.
Das National Public Radio (NPR) in Washington D.C. hat mit Sudan Archives eines der coolen Tiny Desk Concerts veranstaltet - übrigens das letzte vorm Corona-Lockdown - und Sudan aka Miss Parks hat sich dafür etwas Besonderes einfallen lassen. Sie performte drei ihrer Songs mit Unterstützung eines kleinen Streicherensembles. Mit Bratsche, Cello und Geigen bekommen die sonst R'n'B gesteuerten Songs einen völlig neuen Touch, der irgendwo zwischen irischem Folk und afrikanischem Blues treibt.
Das ist schwer beeindruckender Soul vor Bücherregal mit desinfizierter Kaffeetasse und hier zu sehen.

www.sudanarchives.com

Foto: Alex Black