Reggae - Disco-/Bibliographie

Der Ausstoß an Musik auf Jamaica ist derartig groß, dass es oft schwerfällt, den Überblick zu behalten und jederzeit auf Ballhöhe zu bleiben. Deshalb wird im Folgenden gar nicht versucht, Vollständigkeit vorzutäuschen. Es handelt sich um eine völlig subjektive Auswahl von Reggae-Alben.

Für Neulinge soll sie eine Hilfestellung beim Einstieg bieten, indem besonders die großen Namen des Reggae genannt werden mit Alben, die relativ leicht zu beschaffen sind. Deshalb ist in einigen Fällen den aktuelleren Erscheinungen der Vorzug vor Klassikern gegeben worden. Reggae-Kenner werden mit Sicherheit einige ihrer Lieblingsplatten vermissen. Die Auswahldiscographie ist nach Stilrichtungen bzw. Perioden des Reggae differenziert.

Zum Einstieg

Tougher than tough. The story of Jamaican music (1993):
4CD-Box mit ausführlichem Begleitheft von Steve Barrow. Überblick über jamaikanische Musik von 1958-1993 mit allen wichtigen Stücken. Aufgrund des Erscheinungsjahres nicht mehr aktuell, trotzdem unverzichtbar.

Roots Reggae / Klassiker

Bob Marley

Bunny Wailer - Blackheart Man (1976)
Erstes Solo-Album von Bunny. Tief Rasta-inspiriert. Vielleicht das Roots-Reggae-Album.

Peter Tosh - Equal rights (1977)
"Steppin’ razor" in all seiner Schärfe und Militanz.

Black Uhuru - Red (1981)
Michael Rose, Sly & Robbie…Herz, was willst du mehr?

Burning Spear - Hail H.I.M (1980)
Alles über Haile Selassie, Afrika, Columbus, Marcus Garvey…Spear in Bestform.

Gregory Isaacs - Night Nurse (1982)
Lovers Rock in Perfektion

Third World - Rock the world (1981)
Roots Reggae im Crossover-Style mit Funk-/Soul-Elementen

Steel Pulse - True democracy (1981)
Bester Roots Reggae aus Birmingham

Jimmy Cliff - The power and the glory (1983)
Pop Reggae vom Pionier mit dem Hit "Reggae nights"

Aswad - Live and direct (1983)
Aswad beim westindischen Karneval in Notting Hill/London…das Reggae-Live-Album


Modern Roots / Conscious Reggae

Anthony B - Universal struggle (1997)
Die junge Garde zeigt wo’s langgeht. Da folgt man gerne

Everton Blender - Rootsman credential (1999)
Vielleicht schwächer als die beiden Vorgänger-Alben, dennoch überdurchschnittlich

Burning Spear - Calling Rastafari (1999)
Der Altmeister meldet sich zurück und gewinnt den Grammy

Michael Rose - Dance wicked (1997)
Auch Michael Rose ist noch da…und wie

Garnett Silk - It’s growing (1993)
Gehandelt als jemand, der in Bob Marleys Fußstapfen treten kann, dessen kurze, steile Karriere durch eine Gasexplosion 1993 beendet wurde

Luciano - Messenger (1996)
Conscious Reggae-Master der ersten Stunde, immer mit Soul-/Pop-Einflüssen

Stephen Marley - Mind control (2007)
Neuer internationaler Reggae und ganz groß

Morgan Heritage - Don’t haffi dread (1999)
Fünf Geschwister bringen uns zurück zu den Wurzeln

Busy Signal - Reggae music again (2012)
Der Mann der Dancehall feiert die Wurzeln des Genres, das beste jamaikanische Album der letzten Jahre

Protoje - Ancient future (2015)
Höchst aktueller Reggae mit 80er Flair, ganz eindeutig ancient future

No-Maddz - Sly and Robbie presents... (2015)
Moderner Reggae mit gut gewählten Einflüssen wie er zeitgemäßer nicht klingen kann.

 

DeeJays

U-Roy - Versions of wisdom (1990)
Der Vater aller Deejays und Rapper mit den legendären Aufnahmen von 1970/71

Big Youth - A luta continua (1985)
Auch ein alter Hase, jetzt im digitalen Zeitalter

Yellowman - Freedom of speech (1997)
Noch ein Veteran, doch frisch und spritzig mit junger Unterstützung (u.a. Beenie Man, Anthony B)

Dillinger - CB 200 (1976)
Absoluter Klassiker mit dem Hit „Cocaine in my brain"

Tony Rebel - If Jah (1997)
Conscious DeeJay der ersten Stunde mit neuerem Material...erstklassig

Beenie Man - Art & Life (2000)
Zwischenzeitlich der Star auf Jamaika, mit dieser Veröffentlichung auf HipHop-Pfaden (feat. Wyclef Jean)

Shabba Ranks - Raw as ever (1991)
Ragga and slackness auf dem Höhepunkt mit Vertrag bei Major-Plattenfirma

Tiger - Me name Tiger (1987)
Raggamuffin mit großen Hits (No wanga gut, Puppy lover)

Bushman - Total commitment (1999)
Einer aus der jungen Garde: Dancehall mit „cultural lyrics"


Dub

King Tubby - Dub from the roots (1974)
Der Erfinder des Dub mit legendärem Material

The Aggrovators - Johnny in the echo chamber (1994)
Bunny "Striker" Lee Material von 1975/76, gemixt von King Tubby

Scientist vs. Prince Jammy - Big showdown (1980)
Zwei Meister am Mischpult in direktem Wettstreit

Linton Kwesi Johnson - LKJ in Dub (1980)
Große LKJ-Stücke in Dubmixes, lange Zeit meistverkauftes Dub-Album

The Disciples - Resonations (1995)
Band des englischen Dub Revivals. Dichter, mystischer Sound

Augustus Pablo - KingTubby meets the Rockers uptown (1998)
Klassische Aufnahmen von 1972-75…das ist Dub

Lee „Scratch" Perry - Fire in Dub (1999)
Dub-Mix des Albums Dubfire. Eine von vielen Perry/Mad Professor Kooperationen. Unschlagbar

Lee „Scratch" Perry & The Upsetters - Super Ape (1976)
Legendäre Aufnahmen aus dem Black Ark Studio, instrumentaler Reggae mit Dub Effekten

Black Uhuru - The Dub factor (1983)
Vorteffliche Dubmixes großer Vokal-Erfolge

Aswad - A new chapter in dub (1982)
Dub-Album zu "A new chapter" von 1981

The Senior Allstars - What next? (2012)
Handgemacht, handverlesen, hochgradig analog. Hervorragender Stoff der Neuzeit


Dub Poetry

Linton Kwesi Johnson - Forces of victory (1979)
LKJ mit seinen größten Erfolgen

Mutabaruka - Any which way…freedom (1989)
Mutas 4. Album…wahrscheinlich das beste

Benjamin Zephaniah - Back to the roots (1995)
Die Poems treten hinter erstklassigen Dub-Riddims zurück

Various Artists - Word soun’ ‘ave power (1983)
Exzellente Compilation jamaikanischer Dub Poets mit Beiheft und Texten

 

Bibliographie:

Das Problem mit der Reggae-Literatur ist, dass sie in vielen Fällen schon etwas älter und vergriffen ist. Neuauflagen gibt es oft nicht, da die Nachfrage offensichtlich nicht so groß ist. Deshalb sei an dieser Stelle noch einmal auf die z. T. sehr ausführlichen Booklets zu einigen CD-Boxen verwiesen, z.B. Tougher than tough (s. Discographie) und Songs of freedom (Bob Marley), die umfangreiche Informationen für den Einsteiger bieten. Zwar auf englisch, doch wer tiefer in die Materie einsteigen möchte, wird auf englische Texte nicht verzichten können.

Das unverzichtbare Nachschlagewerk des Reggae ist  The rough guide to Reggae von Steve Barrow und Peter Dalton. Es ist 2004 bereits in der 3. aktualisierten Auflage erschienen. Umfassender kann man sich nicht über diese Musikrichtung informieren. Inzwischen werden aber für die 3. Auflage astronomische Preise aufgerufen. Die 2. Auflage gibt es übrigens auch in deutscher Sprache.
Hinsichtlich des deutschen Reggae ist 2007 ein wichtiges Werk von Olaf Karnik und Helmut Phillipps erschienen: Reggae in Deutschland (KiWi Paperback).

Ausführliche Literatur gibt es natürlich zu Bob Marley. Folgende Biographien sind empfehlenswert, aber vermutlich schwer zu beschaffen:

Timothy White: Catch a fire (auch in deutsch)
Jeremy Collingwood: Bob Marley-His musical legacy (2005)
Stephen Davis: Bob Marley-Conquering lion of Reggae
Whitney/Hussey: Bob Marley-Reggae king of the world

Ein hervorragendes Buch, zudem noch in deutsch, ist von René Wynands: Do the reggae (1995). Wer dieses Werk gelesen hat, erfährt Essenzielles zum Thema Reggae. Wynands beschreibt in alternierenden Kapiteln die Geschichte des Reggae und den Aufstieg Bob Marleys. Die erste Auflage ist leider ebenfalls vergriffen. Nach Auskunft des Autors wird es leider keine Neuauflage geben. Allerdings kann die erste Auflage hier heruntergeladen werden.

Weitere Erscheinungen sind folgende englischsprachige Bücher:

Baek/Hedegard: Dancehall explosion
Auf 70 Seiten wird dem Phänomen Dancehall auf den Leib gerückt.

David Katz: People funny boy
Biographie von Lee "Scratch" Perry

Barrow/Dalton: Reggae-100 essential CDs
Ein Katalog, der die hundert wichtigsten Reggae-Alben aller Zeiten mit ausführlichen Infos auflistet. Absolut empfehlenswert, quasi ein Exzerpt des "Rough guide" (s. o.)

weitere Reggae-Schwerpunktthemen bei unruhr:
Geschichte des Reggae
Sound Systems und Produzenten
Dub, DeeJays und Dub Poetry
Rastafari
Bob Marley
Reggae inna Germany
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