Everybody loves the jazz, oder?

Wer liebt nicht den Sonnenschein? Haben sich auch Adrian Younge und Ali Shaheed Muhammad gedacht, und vor zwei Jahren die Jazz-Legende Roy Ayers - den Schöpfer von "Everybody loves the sunshine" - in ihre Linear Labs Studios in Los Angeles eingeladen. Dabei entstand das jetzt erschienene Album "Roy Ayers Jazz is dead 002". Eine Remineszenz an das Lebenswerk des Jazz-Vibraphonisten Ayers. Younge und Muhammad haben Roy Ayers dafür acht Stücke auf den Leib geschrieben und niemand wird prüfen können, wie groß der Anteil von Roy Ayers daran tatsächlich war. Zumindest ist sein Vibraphon-Spiel bei Titeln wie "Solace" nicht zu überhören.
Davon abgesehen, ist das Album ein starkes Statement des Neo-Jazz und Neo-Soul in Retro-Manier. Manch einer wird sich an Ayers klassische Periode in den 70ern erinnert fühlen, andere werden das für völlig überhöht halten. Also für alle etwas dabei. Ein gekonntes Werk mit Facetten.

www.jazzisdead.co

Guck dich doch mal an!

Aus der Krise erwächst doch manch Spannendes. Das Wiener Duo Oehl konnte die Songs ihres im Januar erschienenen Debütalbums wegen des Kackvirus' nicht live unter die Leute bringen. Deshalb haben Ariel Oehl und Hjörtur Hjörleifsson zumindest die neuen Songs auf die Reise geschickt. Oehl-Fans sind aufgerufen, sich das Liederbuch des Albums "Über Nacht" auf der homepage der Band zu besorgen und ihre eigenen Versionen einzuspielen.

Parallel dazu haben sich bereits sieben befreundete Artists für das von Oehl "Im Spiegel" betitelte Cover-Projekt ins Zeug gelegt. Wie beispielsweise Culk mit einer rauen Version von "Tausend Formen". Die EP mit den Coverversionen der Profis wird am 31. Juli erscheinen. Und ihr macht euch jetzt mal schlau auf www.oehlmusic.com, wie das jetzt genau geht mit der Verson eures Lieblingsliedes von Oehl.

Go Nils, go!

Nach "Up" und "On" kommt nun "Go". Das neue Album des Trompeters Nils Wülker, welches er uns für Anfang September avisiert. War "On" deutlich HipHop-lastig, bietet der Münchner 2020 gepflegte Elektronik an. Wülker experimentiert mit Sounds und Synthies, Loops und Beats, die sein Trompetenspiel untermalen. Da beißt die Maus natürlich keinen Faden ab, dass die Trompete weiterhin im Mittelpunkt steht. Wie beispielsweise auf dem Stück "Blow up", für das der passionierte Bergsteiger und "Fachleiter für Hochtouren" des Deutschen Alpenvereins sage und schreibe 29 Trompetenspuren aufgenommen und zusammengebastelt hat.
Nils verspricht uns auf "Go" direkte und dynamische Trompetensounds, die maßgeblich von seinem zwischenzeitlichen Live-Album "Decade" inspiriert sind. Der erste Beweis dafür ist die dramatische Single "The you of now", bei der er eine Bassline einsetzt, die vom Klavier kommt. "Go" und den September kann man also mit Spannung erwarten.

www.nilswuelker.com

Dote - Unser neuer Schwarm

Viel zu selten kann unruhr Unruhestifter aus dem Revier vorstellen. Jetzt sind wir glücklicherweise auf Dote aus Essen aufmerksam geworden. Die vier Jungs haben sich völlig unspektakulär im Schulchor kennengelernt und bereits kurz nach der Bandgründung 2017 die EPs "North" und "Centre court" aufgenommen. Dote stehen für schöne Indie-Popsongs mit prägnanten Gitarren, einprägsamen Melodien und leichtem Retrocharme.
Auch das neueste Stück "Liar" haut in diese Kerbe. Ein bissiger Song über das vermutlich ergiebigste Popsongthema: Das Verlassenwerden. Aus dieser seltsamen Stimmung zwischen sterbensgleicher Traurigkeit und alkoholgeschwängerter Wut sind unzählige große Songs hervorgegangen. "Liar" setzt die Linie fort mit rumpelndem Bass, quengelnden Synthies, sägenden Gitarren und extremer Tanzbarkeit.

Damit haben es Dote nun bis nach Hamburg zu Chateau Lala geschafft und somit hoffentlich den Grundstein gelegt, unsere neue Pophoffnung aus dem Pott zu sein.

www.dotemusic.com

Tagträume in der Fischfabrik

Seit ihrem Debütalbum "Cage and aviary" gilt die Britin Bryony Jarman-Pinto als wichtige Vertreterin des modernen Jazz. Es ist daher kein Wunder, dass Bryony eine Einladung in die heiligen Hallen des Jazz bekam. In den Londoner Fish Factory Studios des italienischen Drummers Antonio Feola hat die begnadete Sängerin Tracks ihres Albums als Akustikversionen aufnehmen können."Die Fish Factory Sessions bedeuten echtes Live-Feeling, wie ein Gig, weniger wie Studiosessions", erklärt Jarman-Pinto zu den neuen Versionen.
"Day dream" wird dabei genial unterstützt von Alley Lloyd an der unwiderstehlichen Gitarre und von Vanessa Rani Chutturghoon an den akzentuierenden Congas. Das ist coole Jazz-Essenz. Percussions, rhythmische Gitarre und gekonnter Gesang. Da fehlt nichts. Es bleibt zu hoffen, dass "Day dream" lediglich der Auftakt weiterer wundervoller Bearbeitungen von Bryonys Songs ist. Ich glaube, die Chancen dafür stehen gut...

www.bryonyjarmanpinto.com

Punk mit Zitrone

Bands, die es hinkriegen, nach Keller zu klingen, sind erfrischend wie Zitronen. Leopard aus Berlin scheint in diese Kategorie zu gehören. Mit zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug sind sie ganz weit entfernt von überproduzierten Songmonstern. Leopard klingt nach Punk und Rock'n'Roll, besinnt sich auf das Wesentliche und ist schön dreckig in der Tonbauererei Berlin abgemischt.
So wie das klingt, verbringen die Jungs von Leopard ihre Abende nicht mit Zitronensaft.  Oder kann man Zitronen auch rauchen?
"Zitrone" ist die erste Single von Leopard und der Vorbote für die Debüt-EP "Mysterium", die am 12. Juni veröffentlicht wird. Schon mal rot anstreichen im Kalender!

www.instagram.com/leopardmusik