Leopard kommen aus der Berliner Indie-Szene, lassen sich aber ungern festlegen und werden daher gern zwischen Indie-Rock und Postpunk einsortiert. Auf jeden Fall ist der Sound von Leopard sehr lebendig, laut und auf der Straße zu Hause. Oder im Hinterhof. Deshalb passt es wie Faust auf's Auge, dass die Berliner an diesem Mittwoch im Hinterhof an der Wiesenstraße spielen. Die Band stellt in Witten die brandneue Debüt-LP "Überleben" vor.
Das ist was Besonders für Witten und die umliegenden Gemeinden. Hingehen!
Kieferklavier
Es ist ein sehr schönes, ein sehr intensives Album, das Kiefer aktuell vorstellt. Es erscheint morgen bei Stones Throw Records und heißt "It's ok, B U". In den 16 Tracks feiert Kiefer die ewige Allianz zwischen Hip Hop und Jazz. Mit viel Gefühl, hausgemachten Beats und einem Klavier im Zentrum zeigt der Kalifornier, dass Jazz und Hip Hop zusammen immer geht.
Das hat der Mann bereits auf den beiden Vorgängeralben bewiesen. Kiefer treibt sich offensichtlich weiter in der Indie-Szene von Los Angeles herum und misst die Untiefen der schwarzen amerikanischen Musik, um aus den Daten seine eigene Interpretation über diese Musik zu verbreiten.
"It's ok, B U" ist ein introspektives Werk instrumentaler Musik geworden, das ein breites Spektrum an Gefühlslagen musikalisch untermalt. Bitte hören und inspizieren.
Ich lieg in der Sonne
Wenn Songs elementare Fragen über Leben und Tod beantworten können, kann man ohne Zweifel von großem Pop sprechen. "Wird man noch braun, wenn man tot in der Sonne liegt?" liefert eine dieser wichtigen Fragen. Doch "Sonne" von kerker hat keine Antwort darauf.
Dafür beschenkt euch der Song mit allerfeinstem new wave Pop, der sich nicht nur von fetten Bässen, geschmackvollen Gitarren und süßen Synthies nährt, sondern auch aus den Selbstzweifeln von kerker.
kerker war bisher als Bassist:in der Solinger Indie-Band Lyschko bekannt.Jetzt läuft das erste Solo-Projekt von kerker. Frisch und forsch, genreübergreifend und geschichtsbewusst liegt kerker für uns in der Sonne. Tot ist jedenfalls erst später.
Premium Dub
Vom grandiosen Klassiker "Dub from creation" von Creation Rebel besitze ich nur die Schallplattenhülle. Weil mein damaliger Plattendealer das Album nicht mehr besorgen konnte, hat er mir seines auf Cassette gezogen und das leere Cover beigelegt. Die Cassette hat inzwischen das Zeitliche gesegnet.
Deshalb passt es mir sehr gut, dass Creation Rebel nach 40 Jahren wieder ein neues Album veröffentlichen werden. "Hostile environment" erscheint am 6. Oktober und wartet mit 11 Tracks der Sonderklasse auf. Das Album ist voller Dub auf hohem Niveau, zitiert alte Reggae-Spielarten wie Steppers, Rockers, One drop und Far East, ist aber auch auf Höhe der Zeit mit einigen technoiden Trance-Dub-Tracks und angeschnulztem Pop-Reggae. Es macht riesig Spaß und ist nie langweilig, sich durch das Album in voller Länge zu hören.
Für die absolut zeitgemäße Mischung ist selbstredend auch Adrian Sherwood und dessen Produktion des Albums verantwortlich. Sherwood hat 1978 "Dub from creation" sozusagen als Praktikant betreut und schneidert den Rebels nun erneut den perfekten Sound auf den Leib. Ähnliches hat Sherwood bereits für Lee "Scratch" Perry getan, dessen letztes Album zu Lebzeiten er produzierte. Und auch der alternden Legende Horace Andy hat er wieder auf die Sprünge geholfen. Das klappt jetzt auch mit Creation Rebel, deren frühren Sound Sherwood wertschätzt und ins Heute übersetzt.
Dieses Mal, liebe Leute, lasse ich mich nicht mit einem leeren Cover abspeisen.
Neoliberalismus ohne Chance
Das ist der ultimative Track für die vollflächige Entspannung. Ihr könnt ganz locker lassen bei "Um den Block". Soviel Flow, so viel Lässigkeit transportiert Marie Curry in ihrem von vielen Menschen sehnlichst erwarteten Solostück. Die Hamburgerin ist bekannt geworden mit der Rap Crew Neonschwarz und zelebriert mit "Um den Block" das gepflegte Midweek drinking.
Scheiß auf morgen!
Ein zurückgelehnter Beat, eine Gitarre, die ein wenig an Lou Reed erinnert und den Weg zur wild side weist. "Um den Block" ist Maries verspäteter Sommertrack. Doch jetzt, wenn der September auf dicke Hose macht, ist vielleicht noch einmal gute Gelegenheit für eine sternhagelvolle Nacht in St.Pauli, Kreuzberg oder Dortmund-Nord.
Zeitgeist in Zwangsjacke
Vor vier Monaten stand hier bei unruhr über Modular zu lesen: Die Frau rettet die Atmosphäre von DAF, Grauzone, Joachim Witt und Ideal hinüber in die Welt moderner Elektronik.
Jetzt covert Modular Joachim Witts Klassiker aus dem Jahr 1980. Und bleibt dabei dem oben erwähnten Prinzip treu. Der Goldene Reiter von Modular ist dicht am Original, aber in neuem Soundgewand. Feiste Beats, klare Synthies und ein Pferd mit blauen Augen begleiten Joachim heute bei der Fahrt in die Klinik.
Manche Songs verdienen es, nicht vergessen zu werden. Und die heute silbergrauen Best Ager in Schlips und Kragen haben hoffentlich nicht vergessen, welche Bedeutung der Song damals für sie hatte. Hey hey hey, ich war der goldene Reiter!