erdbeertörtchen – Humbug, Watson. (Tumbleweed/Broken Silence)

HumbugAnfangs habe ich darauf gewartet, dass der Gesang endlich einsetzt - weil ich mal wieder den Promotext nicht gelesen und bisher nicht das Geringste von erdbeertörtchen gehört hatte. Nach 4- bis 8-maligem Stutzen merkte ich dann: Hey, das ist ja instrumental. Und plötzlich wurde die Musik interessant, die anfangs so ähnlich wie eine neue/alte Hamburger Schule Band losklenkerte.

Da ist also jemand, der diesen postrockig angehauchten Indiesound mal ganz für sich stehen bzw. hören lässt und auf vokalistische Schnörkel verzichtet. Warum? Haben die keinen guten Texter? Weiß ich nicht. Vielleicht aber, weil sich Melodien und Rhythmik auch so aufs Trefflichste ergänzen und fügen. Weil fein geführte Motive und Leitlinien ein Stück prägen und durchströmen, denen zu folgen spannender sein kann als eine nölende Singstimme. Und weil dich plötzlich auch mal ein hartes Gitarrenriff aus dem Sitz reißt und nicht der übliche Chorus.

Das hat schon was - nichts Welt bewegendes, nichts, was dich auf die Knie zwingt, aber doch einen gekonnten Hauch von artifizieller Attitüde, den man/frau mit gewissenhaftem Zuhören honorieren kann/sollte/muss. Ein Beweis? Die Namen der Stücke: heuperd, kometenjäger (unbedingt reinhören!), murms, kenolyt, temperenzler oder ogami. Und der Name der Platte ist definitiv über jeden Zweifel erhaben.

Bei all dem verlassen erdeertörtchen nur selten den Rahmen des melodiös Vertrauten. Weder die weitgehend klassische Rock-Instrumentierung noch die Strukturen fordern die Bereitschaft, sich auf gänzlich Neues einzulassen. Gitarre, Bass, Schlagzeug, ein paar Keyboards und elektronische Effekte - reduziert auf die wesentlichen, weitgehend handgemachten Ingredienzien des rockistischen Entwicklungsdrangs. Und doch eben diese immer wieder auftauchenden schönen, ja wirklich schönen Momente. Eine feine Platte mit einem gradlinigen Spannungsbogen, die daher gut durchgehört werden kann/sollte/muss.

www.erdbeertoertchen.com/
www.tumbleweedrecords.de