Joan as Police Woman – Real Life (Pias/rough trade)

Joan As Police WomanDiese Platte ist ein halbes Jahr alt, doch manchmal dauert es eben etwas länger, bis man Wesentliches neu entdeckt. Über Joan as Police Woman respektive Joan Wasser ist allerdings alles gesagt. Die Rezensenten haben sich überschlagen, das Feuilleton hat gejubelt. Ich jedoch habe noch eine Facette entdeckt: Nämlich dass Frauen die besseren SongschreiberInnen sind, ganz ohne stattlich verordnetes Gender Mainstreaming.

Irgendwie gelingt es dem etwas anderen Geschlecht besser, Gefühle zu komponieren, zu singen, zu geben, zu zeichnen, zu vermitteln. Und vor allem: Ohne sich danach eine Kugel durch den Kopf zu jagen, sich tot zu kotzen oder von leicht erhöhten Bauwerken zu hüpfen. Für mich ist das ein zivilisatorischer Fortschritt, der in dieser Platte zum Ausdruck kommt. Hier ist Melancholie kein zerstörerisches Werk hirnverquaster Mitleidsgeschöpfe, sondern empathisches Bekenntnis zu sich und dem, was manchmal weh tut. Leben nennt man das. Hört noch mal rein. Nicht alles, was ein halbes Jahr alt ist, muss aus Reichweite des Tonkonservenabspielgerätes.

www.piasrecordings.de
www.joanaspolicewoman.com/