Fat Freddy's Drop - Live at the Matterhorn (2006 Kartel)

Eine Pop-Platte Lebend am Matterhorn zu nennen birgt Gefahren, weil die assoziative Bindung an Luis Trenker enorm ist. Es hat jedoch einen Grund, dass Fat Freddy's Drop es trotzdem tun. Denn das Matterhorn ist nicht nur Schweizer Wahrzeichen, sondern auch Gefühlsduselei zweier emigrierter Eidgenossen, die in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts einen Club auf Cuba Street in Wellington, Neuseeland gründeten. Dort spielten im März 2001 die Freddies und zeichneten ihre allererste Tonkonserve auf, die sich  - für neuseeländische Verhältnisse sagenhafte - 11.000mal verkaufte. Angeblich ohne jeglichen Promotionfirlefanz. Huihuihui. Das sind Lorbeeren.

Die Neuauflage dieser CD, die nun bei Kartel in GB erschienen ist, ermöglicht jetzt auch uns Europäern einen Einblick in das frühe Wirken der dicken Freds. Auf Live at the Matterhorn sind vier Stücke mit einer Spieldauer von mehr als 70 Minuten gebannt. Anders als auf dem "echten" Debüt Based on a true story  von 2005 dominiert bei dieser Live-LP nicht der Reggae-Einfluss. Stattdessen bewegen sich die Jungs von Fat Freddy's Drop in jazzigen Gefilden, was nicht überrascht, legt doch der Mythos den Gründungsort der Band an die renommierte Wellington Jazz School. Allerdings ist Live... keine astreine Jazzplatte, genausowenig wie Based on a true story ein Reggae-Album war. Die Freddies hauen alles in die große Mischmaschine, die den Klumpen Jazz mit fein portionierten, weiteren Zutaten vermengt, bis es sich anders - neuseeländisch (?) - anhört. Die Tasten erinnern oft an Fender Rhodes großer Funk- und Soulstücke, die Gitarren kommen schon mal creolisch-bluesig rüber, die Büchsenbeats spielen sich beizeiten als Kontrabass auf und der tolle Live-Mix integriert ständig Dub-Elemente.

Das Album ist insgesamt sehr ruhig, auch die Zuhörer scheinen im entspannt-konzentrierten Dämmerzustand zu sein, denn man hört sie kaum. Wer bei diesem Album nicht chillen kann, dem helfen auch keine Betablocker. Man sollte einfach 70 Minuten die Augen schließen und genießen. Die Musik stört aber auch nicht beim Fußbad, zum sanften Hornhauthobeln.

www.fatfreddysdrop.com
www.matterhorn.co.nz

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