No More - Remake / Remodel (2006 Roof Music)

No More - Remake/RemodelEs gibt Lieder, die verlieren ihre Relevanz nie. "Suicide Commando" von No More ist so ein Lied, das auch 25 Jahre nach dem erstmaligen Erscheinen noch immer in den Clubs dieser Welt läuft und das szeneübergreifend. Das neue Doppelalbum „Remake / Remodel“ zeigt in gleichen Teilen die Vergangenheit und Gegenwart der Kieler Band No More.

Vermutlich beim Sichten alter Bänder für die "Dreams"-Compilation (2005 bei Vinyl on Demand erschienen) muss die Idee und Lust entstanden sein, an dem Material der ersten Singles und EP aus der Bandphase zwischen 1979-1982 weiterzuarbeiten und nun diese neue CD zu veröffentlichen. Handanlegen an das alte Material bedeutet bei No More zum Glück nicht, die Songs zu remixen oder gar neu ein zuspielen, weil mal unter uns, was soll das auch bringen? Remix-Alben langweilen doch meist nur und zerstören, wie auch Neuaufnahmen, nur die Atmosphäre und das Besondere des Originals. Nein, No More benutzen die Mash-up Technik, um ihre alten Aufnahmen zu zerschneiden, neues einzufügen und erstellen so ihre eigenen Bastardversionen, die sie dem Alten als Entwurf gegenüberstellen.

„Remake / Remodel“ ist entsprechend des Albumtitels zweigeteilt. Während sich auf CD1 (Remake) die schon erwähnten Mash-Ups klassischer No More Titel wie „Too Late“, „In a white room“ oder „Ain´t got a clue“ sowie drei neue Songs befinden, ist die CD2 (Remodel) ganz dem Song „Suicide Commando“ gewidmet. Auf dieser CD finden sich vermutlich alle verfügbaren Versionen und Mixe des Songs, von der Demoaufnahme im Jahr 1980 bis hin zu Live-Aufnahmen (1984, 1986) und den Remixen von Hell, Echopark sowie Venus 45. Obendrein gibt es als CD-Extra auch noch umfangreiches Videomaterial. Ich denke, dass sollte es jetzt aber auch gewesen sein mit Suicide Commando, denn dass No More noch viel zu bieten haben als diesen einen Song, zeigt die Remake-CD.

No More gehen mit diesen Mash-Ups zurück zu ihren Anfängen, aber gleichzeitig ist dies auch ein Neubeginn 20 Jahre nach dem Ende der Band. „Die Songs definieren sich nicht über Retrospektive oder Modernisierung, sie sind nicht zeitlos, sondern sie sind 1980 und jetzt“ (Presseinfo). Befreit von Genre und Szenen versuchen No More an die kreative Naivität und D.I.Y.-Idee der frühen Post-Punk-Phase anzuschließen und dies gelingt ihnen. Da die Aufnahmen der Post-Punk Phase nur so voller hektischer Experimentierfreudigkeit waren, ist es auch kein Bruch wenn diese Songs durch die Mash-up Bearbeitung collagenhaft wirken, denn eigentlich waren die schon immer so. Hervorzuheben ist, dass die raue und schräge der Schönheit der Songs erhalten bleibt. (Ausnahme „Too Late“, dass mit seinem Dance-Beat bei mir die Befürchtung näherte, die Mash-up-Idee könnte im Sinne von Soulwax interpretiert/umgesetzt werden, so dass die CD zu einem einzigen schrecklichen 1Live Party-Mix für Arschwackler wird - zum Glück passiert dies nicht).

Was alt und was neu ist, ist schwer zu erhören und so fügen sich auch die neuen Songs „Schwarzen Mann gesehn", "Hiroshima Mon Amur" oder "Teenage Years" bestens in die Produktion ein. Wie schon bei der "Dreams"-Besprechung muss ich auch hier wieder meinen Favoriten „Ain´t got a clue“ hervorheben, das jetzt etwas straighter und gitarrenlastiger ist, aber immer noch sehr bewegend.

„Remake / Remodel“ ist für mich eine der Überraschungen des Jahres 2006.
Hier gehts zum Interview mit No More!

http://www.no-more-remake-remodel.com/
http://www.suicide-commando-the-song.de/
http://www.zodiac-artmedia.de/
http://www.roof-music.de/