tonefloat „tf100“

tonefloat_tf_100_recordtonefloat, das label mit dem ganz eigenen standard für veröffentlichungen und coverdesign (und dessen ausführung) feiert den 100sten release. bei all dem, was das label in den letzten jahren geleistet hat, stellt sich da natürlich noch viel mehr als sonst die frage: was kommt denn damit auf uns zu?


nun, es wird dezent und pointiert; gleichzeitig zurückhaltend wie angemessen aufkackend; sympathische selbstsicht und -darstellung; irgendwie: zunächst einmal gibt es das festival in tilburg, niederlande, im intimen paradox (telegraafstraat 62). mit ron geesin, march, sand snowman, astralasia, the use of ashes und dem (meines wissens ersten) live-outing von dirk serries neuesten projekt the sleep of reason (dirk serries zusammen mit yellow6' jon attwood). dazu, als vö #100, eine doppel-10“ mit exklusiven stücken einer art collagierter tonefloat-all-star-band, zusammengestellt aus den bands und projekten, die, wie es das label selbst ausdrückt, tonefloat ihren stempel aufgedrückt haben. und diese doppel-10“ erscheint dann passenderweise nicht einfach in einem der schönen carl glover cover sondern gleich in einem ganzen buch, das die bisherige geschichte des labels aufarbeitet und einblick in den (in der vergangenheit auch schon mal ruckeligen) bisherigen vö-rhythmus bietet sowie echte rock'n'roll geschichten von zerstörten mastern usw. zu erzählen weiß (die bekanntermaßen auch dort passieren, wo die musik eine andere sprache als diese spricht...).

und so spricht sie auch auf dieser vö: eine reise über sieben tracks zwischen experiment und instrumentalem flow, mit anklängen von prog, mit fast kammermusikalisch intimen akustischen konzentrationen, auch mit (für mich überraschend) fast houseartig groovender rhythmik: die #1, eine gleichzeitig gespenstische und entspannte proklamation gleich am anfang, mit gitarrenfragmenten neben flöten und eben einer stimme, die in den bann zieht, raum lässt und trotzdem gleichzeitig so etwas wie der dreh- und angelpunkt des stücks sein kann; die #2, ein kurzes intermezzo, geprägt durch (akustik)gitarren, das das auf dem (entspannten) sprung befindliche verharren der #1 als intimes kammerspiel ablöst, durch den einsatz der flöte (auch wenn diese nun fassbarere motive aufgreift) aber eine starke verbindung zum vorhergehenden behält; die #3, erstmals mit (zurückhaltendem) rhythmus in ein weitstreichendes feld chorartigen gesangs führend, umspielt von akustikgitarren und appregios, sowie einzelnen atmospherics aus den händen der experimentelleren klientel des labels. #4 dagegen setzt zunächst auf ein extrem puristisches klangbild, die akustischen gitarren klingen unverfälscht; der kurz darauf einsetzende gesang läutet dann die schleichende veränderung ein; leichte effekte/veränderungen der abmischung, hintergründige breaks und das erweitern der instrumentalen palette... ...und am ende fast das horrorartige hörspiel. und dann der härteste break: zunächst, als verlorener, verhallter akkord noch an die #4 anknüpfend, sofort trockener werdend und los: electronic beats, house. mit ergänzungen, wie in diesem kontext ungewohnten gitarrenlinien gegen ende, die im sound schon in richtung #6 weisen, der track, der vielleicht so etwas wie das fazit der andeutungen aus der #2 und der #4 darstellt, dabei bezugnehmend auf die atmosphäre der #1. kompliziert? nur in diesen worten; entspannt atmosphärisches, kammermusikalisch und „akustisch“ (vom sound) geprägtes instrumentalwerk. und schließlich noch der abschluss, soundlich und von der atmosphäre wieder in dunklere gefilde gleitend, mit einem gebetsartigen, zur unverständlichkeit gemischten sprechgesang und einem auslauf ins nirvana... ich bin gespannt, ob sich da live, auf dem festival, der ein oder andere hinreißen lässt, diese kombinationen auch dort zu wagen...

abgefahrenes, in der kombination der bilder eigentlich völlig absurdes, dennoch gleichzeitig unerklärlicherweise treffendes cover der ankündigungen: kalaschnikov und germanium, efeu und ahorn (...nun, vielleicht sind es doch nur ein paar transistoren und nicht das fuzz-wichtige „g“...)

schöne grüße

N

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