Walter Becker – Circus Money

und ich sag´ noch nein...  Walter Becker – Circus Money 

Die ganze Sache läuft as usual an. „Wir brauchen jede Menge Promo, Print, Online. Alles." 6. Etage oder darüber, darunter macht es keine Presseabteilung. Mitten im Sommer, sehr drückend, am liebsten gar nichts. Vielleicht gerade das Mädchen aus Ipanema, was bei meinem alten Kollegen über dem Schreibtisch hängt. „Los, mach was, Steely Dan". Genau. Und ich sag´ noch nein. „I don´t wanna do your dirty work". Dann nehm´ ich die Promo doch mit.

Walter Becker, für keinen unbeschrieben, zu allerletzt auf jeden Fall aus der Plattensammlung eines alten Lehrers. Das erste Solo Album, „11 Tracks of Whack", sagte mir nicht so zu, wirkte teilweise unfertig und versank auch in den Medien relativ schnell von der Bildfläche. Wie weit der gewählte Albumtitel damit in Verbindung stand, lässt sich hier nur spekulieren. Bei dem vorliegenden Folgealbum soll das anders werden, die Vorverkäufe stimmen den Vertrieb auf jeden Fall zufrieden.

Gut eingestimmt worden war ich nicht auf das Album, bei den ersten Online Kritiken las ich etwas von „Reggae Rhythmen", nein nicht noch das. Jeder mag vielleicht seine persönlichen musikalischen Vorlieben haben, aber niemand mag alte, in „die Jahre gekommene" Männer, die nicht aufhören können/wollen.

Aus dem Zenit Steely Dan und der Zusammenarbeit mit Donald Fagen heraus zu treten ist sicher nicht einfach. Donald Fagen einer der wenigen, der es wirklich geschafft hat, eine eigentlich stoistische Produktionsweise zur Kunst zu erheben. Walter Becker beginnt anders, hat sich zur musikalischen Begleitung Steely Dan Musiker geholt, vor der Produktion, laut eigenem Verlautbaren, sehr viel jamaikanische Musik gehört und angefangen. Ohne künstlichen Nonsense wird eine klassische Steely Dan Produktion, warum soll ER das nicht dürfen, mit eigener musikalischer Handschrift hingelegt. Viel lockerer, unbeschwerter als bei dem ersten Album. Auf die einzelnen Tracks hier einzugehen ist auf keinen Fall nötig, das Becker/Fagen Konglomerat ist, auch Solo, trotz Chartpositionierungen, kein Singlehitlieferant. Walter Becker hat sich freigeschwommen und liefert eine klassische zeitlose Langspielproduktion ab. Und was ist zu sagen gegen einen Besuch, mitten im Sommer, bei einem alten Lehrer in seinem Apartment in Manhattan, während irgendwo in einem Call Center in düsteren Gegenden der Deutschen Republik mit Klingeltönen für Mobiltelefone, das Wort Kommerzialisierung ad absurdum geführt wird.

Erscheinung: 2008
Label: Sonic
Kaufen im unruhr-Popkulturshop
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Immer wichtig:
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