Luton Fyah - Dem no know demself (2004 Minor7Flat5)

Ein Deutscher, viele Jamaikaner, Gran Canaria und Bayern München. Zutaten einer Reggae-Produktion!

Das Konterfei Haile Selassies ziert die Mauern, vor denen sich Menschenmengen zur Musik wiegen. Aha, ein Reggaevideo! erkennt der Experte nickend. Doch was ist das? Der Interpret hüpft in einer roten Trainingsjacke von Bayern München durchs Bild. Ist Uli Hoeneß für den ersten Longplayer des Jamaikaners Luton Fyah verantwortlich?

Unruhr hat nicht die entsprechenden Szenekontakte, um zu eruieren, inwieweit Dread Uli die Strippen zieht. Was wir aber wissen ist, das ein anderer Deutscher maßgeblich für die CD Dem no know demself von Lutan Fyah verantwortlich ist, auf der sich das Video zu My reputation als Bonus befindet. Es handelt sich dabei um Andreas Christophersen aka Brotherman. Elf der zwölf Riddims stammen aus seiner Hand, die er dann von Luton Fyah mit Gesang hat versehen lassen.

Brothermans homebase – das Brothermans Hill Studio und das Label Minor7Flat5 – befindet sich auf Gran Canaria. Hier entstanden die Grundgerüste der vorliegenden Songs bzw. wurden auf Jamaika eingespielte Riddims dort endgültig abgemischt. Einige der Riddims wurden bereits von anderen namhaften jamaikanischen Künstlern wie Luciano und Turbulence genutzt, für die Brotherman ebenfalls bereits Alben produzierte.

Der Bruder scheint also gut im Geschäft. Davon profitierte Luton Fyah nun, der die durchgängig erstklassige musikalische Basis mit seinen Texten bereicherte. Das Endprodukt ist ein Werk, das Roots- und Dancehalltunes in ausgewogenem Wechsel präsentiert. Die Brotherman-Riddims klingen nie übertechnisiert, nicht mager, sondern von gesunder Fettigkeit, liegen Luton Fyah jedoch nicht schwer im Magen, und lassen somit den nötigen Platz für lyrics and voice.

Die Alten werden sich bestimmt über schöne Rootsriddims wie Keep it straight, Getto stress und My reputation freuen, auf denen die jamaikanische Schlagzeuglegende Horsemouth Wallace oder die ebenso sagenhaften Hornsmen Dean Fraser und Nambo Robinson zu hören sind, die Dancehallfraktion freut sich auf den Titeltrack, auf De youth dem oder Who draw last.

Scheiß auf das Phrasenschwein, diese CD ist eine runde Sache. Moderner Reggae, der seine Wurzeln zitiert, jedoch nicht überstrapaziert, zeitgemäß, aber authentisch, sehr speziell obwohl international. Ob es vor 10 Jahren Propheten gab, die von Deutschen auf Gran Canaria für jamaikanische Artists produzierte Reggaealben vorausgesehen haben? Mit Sicherheit nicht von dieser Qualität wie Dem no know demself. Man mag über Globalisierung streiten, ein exzellentes Produkt wie dieses ist zumindest ein Argument dafür.

www.minor7flat5.com und www.lutonfyah.com sind zurzeit noch nicht fertiggestellt.

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