Oehl im Getriebe

Sie wirken oft ein wenig mystisch, diese mit Atmosphäre randvoll gefüllten Stücke von Oehl. Unentschlossen lassen sie einen zurück. Soll man tanzen oder weinen?
Das Wiener Duo Ariel Oehl und Hjörtur Hjörleifsson kreiert wahnsinnig intensive Electropopsongs, in denen Textzeilen wie "Über Nacht streng ich mich an /  auf Wegen von mir zu dir zu sein" Platz finden. Die Band setzt sich  - hin und wieder zeilenweise und entfremdet zitierend - mit Altbekanntem auseinander. Die Videoclips zeigen sich künstlerisch ambitioniert und die homepage mystifiziert sich durch die Gegend.
Oehl hat gerade bei Grönland Records unterschrieben, um dort zu Beginn des Jahres 2020 das Debütalbum zu veröffentlichen. Vorher werden Oehl im Vorprogramm der kommenden Grönemeyer-Tour auftreten. Wenn das die Jünger des Herberts nicht mal überfordert...

www.oehlmusic.com

Bekennt euch zu Sudan Archives!

sudan archivesSudan Archives betreffend haben wir bei unruhr noch nie mit Lob gespart. Das hat gute Gründe. Der nächste gute Grund steht ab sofort bereit in Form der neuen Single der jungen Amerikanerin. In "Confessions" bekennt Sudan, dass sie sich als Afroamerikanerin in ihrer von Trump missregierten Heimat nicht mehr willkommen fühlt.
Der Track, der das bevorstehende Debütalbum auf Stones Throw Records ankündigt, wurde mit dem britischen Produzenten Wilma Archer eingespielt. Versehen mit Sudan Archives charakteristischem Violinenspiel erscheint "Confessions" dem eher spartanischen Sound ihrer beiden EPs entwachsen und erinnert ein wenig an die Dirty Projectors. Was bleibt ist die elektrisierende Kombi aus Geige, Elektronik, Beats und R'n'B.
Das macht es umso spannender, auf das nun endlich bald erscheinende Debütalbum von Sudan Archives zu warten. Im Herbst ist es soweit. Dann ist Sudan auch auf Tour durch Europa.

Ihr könnt in "Confessions reinhören. Entweder hier oder bei www.sudanarchives.com

Foto: Alex Black

Hannoversch Funk

Lena Meyer-Landrut und die Scorpions, Gerhard Schröder und Martin Kind, Oliver Pocher und Maria Furtwängler. Wer an Hannover denkt, hat kein Kribbeln im Bauch. Auf der nach oben offenen Prickelskala für den Partyfaktor liegt Hannover ganz knapp vor Fachinger Mineralwasser und der Bibel. Party People umfahren die Stadt großzügig auf der A2.
Das kann sich ändern, seitdem vier Hannoveraner Jungs um die 20 unverschämt gute Tanzmusik machen. Alle vier zusammen nennen sich Jeremias und sind dabei ihre Debüt-EP "Du musst an den Frühling glauben" in der öffentlichen Aufmerksamkeit zu plazieren. Dazu hauen die Jungs jetzt schon die dritte Single der EP raus. Zu "Diffus" sagt die Band selbst, dass der Song "ein labiler Tanz mit Tendenz zur Eskalation" ist. Neben allem Promotiongeseiere ist "Diffus" ein unglaublich cooler Disco-Funk mit leichtem Hang zur Melancholie. Dazu passt, dass Jeremias für den Clip offensichtlich die Tochter von Kate Moss engagiert haben. Diese Disco-Rocker aus Hannover machen alles richtig. Das bringt ihre Stadt wirklich nach vorn.

www.jeremiasmusik.de

GSGF entdeckt den schiefen Turm von Nizza

Das ist eindeutig eine Hymne! "Meine Couch" wird nun endlich geliefert und ist der ideale Ort, um das neue Album von Grossstadtgeflüster abzufeiern.  "Trips & Ticks" ist gerade draußen und warum soll man sich jetzt noch vom bequemsten aller Mödelstücke entfernen. "Meine Couch" liefert ausreichend Gründe, das nicht zu tun. Mit Jogginghosen-Electro-Charme überzeugen GSGF auch Zweifler und Asketen vom Sofa.

So, gezz ersma wieder zurücklehnen...

www.grossstadtgefluester.de

 

Musikalische Demut

Rhi nahm sich vor, ihre bass lines noch präsenter und ihre beats noch raffinierter klingen zu lassen. Das scheinen fast schon großspurige Ideen zu sein, wenn man berücksichtigt, wie Rhi sonst so drauf ist. Hat sie sich bereits mit der letzten Single "Swagger" über Wichtigtuer ausgelassen, geht sie nun noch einen Schritt weiter und sagt: "Viele Künstler machen sich gerne groß in ihrer Musik. Ich habe mich entschieden, stattdessen ein wahres Bild von mir zu zeichnen."
Und deshalb heißt es in Rhis neuestem Track "Plain Jane": "I'm a natural lady". Und natürlich wird das begleitet von raffinierten Beats und präsenten bass lines, die sich zu diesem understatement-Sound der jungen Dame genial zusammenfügen. "Plain Jane" ist ein weiteres Schmankerl im Hinblick auf das kommende Album. "The pale queen" wird am 2. Oktober erscheinen.

www.rhi-music.com

 

Nordwestjazz mit Jarman-Pinto

Als kleines Mädchen musste Bryony Jarman-Pinto ihren Eltern von London ins nordenglische Penrith folgen, was einem Kulturschock gleichkommt. Bryony verschrieb sich vielleicht aus Verzweiflung der Musik, was nahe lag, denn ihre Eltern sind beide Musiker.
Wesentlichen Einfluss auf Jarman-Pintos Karriere als Musikerin hatten allerdings nicht die Eltern, sondern Tom Leah, den sie beim Studium in Glasgow kennenlernte. Leah, den man in der Szene als Werkha kennt, überzeugte Bryony von ihren Qualitäten als Sängerin. Als solche tauchte die junge Britin bereits in verschiedenen Werkha-Tracks auf.
Jetzt haben sich die beiden für Jarman-Pintos Debütalbum zusammengetan. "Cage and aviary" erscheint morgen und ist fokussiert auf modernen Jazz. Der Jazz ist das Herzstück des Albums, der aber von elektronischen Sounds begleitet wird. Und so stehen Samplers und Loopers neben jazzigen Vokalimprovisationen und analogen Instrumenten. "Sun kissed" ist ein Track des Albums, der Sound eines entspannten Sommertags mit angenehmer Stimme und Saxophon in trippiger Atmosphäre.

www.bryonyjarmanpinto.com