Das Moped in der Formel Eins

Mit der aktuellen Single "Viel zu lang" läuten Das Moped die Erschinung ihres Debütalbums "Erstaunlich klar" ein. Nebenbei zitieren sie deutschen Piop der 80er und 90er und das damals dazugehörige Musikfernsehen. "Viel zu lang" beweist wieder einmal, dass Das Moped den Mut besitzen, den Eiertanz zwischen und Pop und Schlager zu wagen.
Das schrammt manchmal ganz knapp am Kitsch vorbei, aber mit einer selbstbewussten Scheiß-egal-Attitüde. Nach dem Motto: Wir machen das jetzt einfach und holen auch das tragbare Modern-Talking-Gedächtnis-Keyboard aus der Mottenkiste. Chapeau! Gibt es eine bessere  Voraussetzung für gute Musik?
Die drei überzeugten Provinzler aus Bad Kreuznach hauen am 22. Mai das Album "Erstaunlich klar" raus, auf das man nach den beiden EPs "Alle wollen Liebe" und "Niemand sonst" schon viel zu lange gewartet hat. Und ich hör' schon den Jubel der Standardtänzer auf den Polterabenden...Meine Fresse!

www.instagram.com/dasmoped

Licht unter Scheffel

"How we bloom now on poisenous soil" deutet nicht darauf hin, dass "Oh, Agnes" der erste Song der Rockpophistorie ist, der sich mit nachsorgendem Bodenschutz und Altlastenbearbeitung befasst. Eigentlich schade...Aber der großartige Song "Oh Agnes" von Jules Ahoi beschäftigt sich tatsächlich mit einem anderem Thema: Besser anders zu sein, als das die Eltern immer wollen. Sonst geht's nicht voran. "Oh, Agnes" ist dadurch ein zeit- und grenzenloser Song.
Dementsprechend wünscht man "Oh, Agnes" die Aufmerksamkeit, die das Stück unbedingt verdient. "Oh, Agnes" ist der Vorgeschmack auf das kommende Album des gebürtigen Osnabrückers Jules Ahoi, der mit Rostlaube und Surfboard in der Welt unterwegs war und sich nun in Köln heimisch fühlt. Jules kündigt "Dear ____" als sehr persönliches Album an, dessen Platzhalter im Titel euch mit der Nase drauf stößt, dass es ebenso für euch zur persönlichen Sache werden kann.
"Dear ____" kommt am 12. Juni. Das ist leider noch lang hin. Bis dahin muss der ein oder andere von euch vielleicht noch im nachsorgenden Bodesnschutz arbeiten. Aber Durchhalten bis zur Erscheinung von "Dear ____" lohnt.

www.julesahoi.de

Pretty dancing

Ein weiteres Beispiel coronabedingter Musikproduktion ist das neue Video von Tash Sultana. Tash hat das neue Stück nach Fertigstellung einfach im Freundes- und Familienkeis herum gereicht und die Menschen gebeten, dazu eine passende Tanzperformance abzuliefern.
Und so kommen im Clip einige professionelle Tänzer ins Bild und einige weniger professionelle. Aber alle scheinen dabei maximalen Spaß zu haben. Was nicht wundert, ist "Pretty lady" von Tash Sultana doch ein sehr gelungener Gute-Laune-Track geworden, den Tash bereits lange mit sich herumträgt und nun endlich zur Vollendung gebracht hat.

"Pretty lady" ist der erste Tune des kommenden Albums, welches noch dieses Jahr erscheinen und in die großen Fußstapfen des Debüts "Flow state" treten soll. Keine leichte Aufgabe, aber "Pretty lady" gibt Anlass zur Hoffnung.

Übrigens: Tash wäre hocherfreut, wenn weitere Fans diesem Beispiel der Verwandtschaft nacheifern würden und die eigene Tanzperformance unter dem Hashtag #prettyladychallenge ins Netz stellen.

www.tashsultana.com

Melancholie ohne Gesellschaft

Wie viele andere Bands sind auch o.k.kuper gezwungen, derzeit im home office zu arbeiten. Alle vier haben diese Arbeit filmisch festgehalten, das einsame Krisenmusizieren zusammengeführt und daraus den Clip zum neuen Song gemacht. Der heißt "Schwerkraft" und hat die Melancholie der Autoisolation zum Thema. Worüber soll man dieser Tage auch sonst singen?
Mit "Schwerkraft" gelingt den Oldenburgern einmal mehr ein Hinhörer, der zu Beginn getragen wird durch die erfrischend stoische Rhythmusgruppe, bis dann später die lässige Schremmligkeit feiner Gitarren Oberhand gewinnt.
Wenn man wie PeterLicht meint, die Schwerkraft sei überbewertet, kommt man beim Hören von o.k. kupers "Schwerkraft" womöglich zu einem anderen Schluss. Ein schönes Stück Krisenbewältigung und in diesen Zeiten auch kostenlos downloadbar.

www.facebook.com/okKuper

Ein Gespür für den richtigen Augenblick

Manchem mag es wie Oberstufenpartypop in den Ohren klingen, wenn The Howl & The Hum nun bald ein Album raustun, dass sie im September letzten Jahres in den Big Jelly Studios in Kent aufnahmen. Es wird am 29. Mai veröffentlicht und hat tatsächlich den Titel "Human contact". Ohne die aktuelle Bedeutung dieses Titels vorausahnen zu können, thematisiert das Album die Bedeutung des zwischenmenschlichen Kontaktes im digitalen Zeitalter. Und unterstützt uns damit in unseren Gedanken, wie sich die jetzige Situation der massenhaften Isolation auf unseren zukünftigen Umgang miteinander auswirken wird.
Es gibt sich sicherlich schlechtere Zeitpunkte, um ein Debütalbum namens "Human contact" zu veröffentlichen. Zum Anfixen steht jetzt die erste Single "Until I found a rose" bereit. Es gibt den Song in der obigen Fassung, aber auch in einer Akustik-Version. Die beiden Versionen zeigen das Talent der Band, poesiealbumtaugliche Lyrics in epische Popmeldien zu verpacken oder genauso gekonnt dem Postpunk der 80er zu frönen.
Denkt euch die Aula weg und versucht die Intensität und die Empathie von The Howl & The Hum zu erspüren.

www.thehowlandthehum.com

Zur Beruhigung der Nerven

Die gegenwärtige Krise hebt unsere Gewohnheiten in vielerlei Hinsicht aus den Angeln. John Carroll Kirby hat sich deshalb zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen. Sein neues Album "My garden" wird er am 24. April veröffentlichen. Heute, drei Wochen früher, bringt Kirby sehr spontan ein weiteres, neues Album auf den Markt. Das jetzt erscheinende "Conflict" ist ein klavierdominiertes Instrumentalalbum, das der umtriebige Musiker, Komponist und Produzent aus Los Angeles im letzten Jahr aufnahm. Die Zeiten der weltweiten Corona-Verwirrungen hält Kirby nun für den richtigen Zeitpunkt, um euch "Conflict" nah ans Herz zu legen.
Es ist als Reaktion gedacht auf die eskalierende globale Krise. In der Hoffnung, dass es dazu beitragen möge, innere Ruhe zu erzeugen. Das ist vielleicht ein wenig viel verlangt von der Musik. Aber tatsächlich ist das überaus ruhige Album in der Lage, die Nerven zu entspannen und mit ihm in andere Klangwelten abzutauchen. Im Mittelpunkt von "Conflict" steht das Klavier und wird nur von wenig Bass, manchmal etwas Flöte und flächigen Synthies begleitet. Ein sehr schöner, weil auf das Wesentliche beschränkter Sound. Und auch wenn derzeit alles auf "My garden" wartet, solltet ihr euch das sehr konzentrierte "Conflict" ins Haus holen. Wenn nicht jetzt, wann dann?

www.johncarrollkirby.com