Afel Bocoum & Alkibar - Niger (2007 Contre-Jour/Hausmusik)

Pirogge hielt ich bisher immer für diese russische Zwischenmahlzeit. Aber es kann nicht sein, dass ein Plattenlabel die Musik ihres Schützlings vergleicht mit einer fleischgefüllten Pastete aus Hefeteig, die leise den Fluss hinuntertreibt.

Mein Fehler. Afel Bocoums Musik erinnert an eine Piroge. So wird also aus dem Fleischbrötchen ein Nigerbötchen. Allerdings ist auch das eine Beschreibung, die zunächst wenig weiterhilft. Deshalb von vorn: Monsieur Bocoum kommt aus Mali. Das wüstige, dornbuschsteppige Land, durch das sich träge der Niger windet, bevor er östlich von Timbuktu zum Meer abbiegt. Bocoum ist Neffe von Ali Farka Touré, dem 2006 verstorbenen, afrikanischen Bluesmann, der Weltruf erlang, als er 1993 gemeinsam mit Ry Cooder das Album Talking Timbuktu veröffentlichte.

Ähnlich wie sein Onkel nutzt Bocoum für seine Musik hauptsächlich die traditionellen Instrumente Malis: Njarka, eine einsaitige Geige, und Njurkel, die zweisaitige Gitarre. Hinzu kommen afrikanische Percussionelemente durch Kalebassen. Hohle Kürbisse zum Trommeln, über die in anderen Regionen Afrikas manches Mal Saiten zum Zupfen gespannt werden. Der westliche Einfluss auf Niger äußert sich in einem unauffälligem Bass und einer Akustikgitarre. Das Produkt daraus ist Musik wie die der malischen Sängerin Oumou Sangaré, die zu Beginn der 1990er diesen Klingklang schon einmal nach Deutschland brachte.

Zur weiteren Eingrenzung sei nicht verschwiegen, dass die gesetzlich zum Mitwohnen verpflichtete Frau ungläubig fragte: Was hörst'n da für ein asiatisches Geklimper? Die Zurechtweisung und Aufklärung des besserwissenden Möchtegern-Musikkritikers folgte auf dem Fuße, trotz der nicht ausgesprochenen Einsicht, dass die unqualifizierte Äußerung nicht weiter hergeholt ist als der Bootsvergleich. Und mal ehrlich: Bocoum hat schon gewisse Ähnlichkeit mit Mahatma Gandhi.

Doch ist der Albumtitel Programm. Genauso wie der Bandname Alkibar - Bote des großen Flusses - ebenfalls diese Richtung wählt. Niger enthält sehr ruhige, fast meditative Klänge, die wirklich der wahrhaft beste Begleiter beim Stieren auf die Flusswässer und zum Tagträumen ist. Jedoch ist es unwahrscheinlich, dass sich die Wirkung der Musik in Köln am Rhein vollständig einstellt. Denn das Schönste an der CD ist die Ursprünglichkeit der afrikanischen Klänge von Niger, deren Intensität vermutlich nicht die richtige Atmosphäre trifft, wenn eine Frikadelle langsam den Fluss Richtung Duisburg hinunter schwimmt.

www.malagueta-music.com

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