Sophie Hunger - Halluzinationen

sophie hunger halluzinationenWir im Ruhrgebiet bevorzugen eindeutig das deutlich auf der ersten Silbe betonte Soffi anstatt des eher distinguierten, auf der zweiten Silbe betonten Sophie.

Mit dem neuen Album „Halluzinationen“ scheint es der Schweizerin Sophie Hunger jedoch scheinbar mühelos zu gelingen, sämtliche Alter Egos der Sophie unter einen Hut zu bringen. „Halluzinationen“ vereint Songs mit der Fähigkeit, zum direkten Flashen und Songs, die erst um die ein oder andere Ecke kommen, bevor sie dein Hirn entern. Das ist eine wunderbare Zusammenstellung von Stücken zwischen prätentiös und handfest.

Und so findet ganz natürlich Hannah Arendt und das banale Böse einen Platz am Tisch neben der deutschen Frau bei Roter Bete Suppe an der Seite von Jesus und „Maria Magdalena“. „Halluzinationen“ ist mit großer Ernsthaftigkeit ganz herrlich verpeilt, was in dieser Form anscheinend ebenfalls für Sophie Hunger zutrifft. Sophie teilt ihre kalosdoskopischen Visionen mit dem Hörer. Das macht in gewisser Weise süchtig.

Besonders, da das heute erscheindende Album auch musikalisch eine zum Inhalt passende Bandbreite abdeckt. Hier hört man undedarfte Elektrospielereien à la NDW neben getragenen Klavierballaden, großartige Rhodes neben ganz schrägen Gitarren. Das alles wurde live in einem Take in den Abbey Road Studios in London unter Anleitung des Produzenten Dan Carey aufgenommen. Wo man dann nebenbei ganz hervorragende Live-Session-Studioversionen aufnahm, die deutlich von der Albumvariante abweichen („Alpha venom“).

Sophies neues Album ist ein absolutes Highlight in ihrer inzwischen acht Alben umfassenden Diskographie und wegen der ausgezeichneten Arrangements eine ganz bittere Pille für alle Streamingdienste. „Halluzinationen“ ist ein goldenes Werk, das ohne Einschränkung unbedingt empfohlen werden muss. Egal, ob man eher Sophie oder Soffi mag.

www.sophiehunger.com