amboo „zu reden gibt es nichts“

amboo zu reden gibt es nichts klein„um diese zeit fahren die straßenbahnen selten", „im schlachthof ist hochbetrieb", „die blicke der vorübergehenden sprechen für sich", „stille zwischen den gärten", „der zirkus ist vorbei"; der titel und die namen der fünf stücke erzeugen eine seltsame verlockung; fast absurd, dadaistisch. gleichzeitig irgendwie atmosphärisch. mit einem hang hin zu einer nicht weiter formulierten dunkleren seite. aber einer, die sich hinter anderen ecken befindet als die dunkle seite, zu der sich die meisten hingezogen fühlen, wenn sie in diese eintauchen oder mit ihr arbeiten wollen. oder die sie auch nur meinen, wenn sie von ihr sprechen. eine, die ihre abgründe geschickt verbirgt und kein problem hat, dafür auch einmal unschuld vorzutäuschen. die aber dann um so mehr rätsel aufgibt, hat man sie als das erkannt, was sie hinter ihrer maske ist.

 

genug der kryptik? eher nein, denn die motive, aus denen amboo die fünf stücke von „zu reden gibt es nichts" entwickeln, verweigern sich auch nach einer vielzahl von hördurchgängen einer einfachen zuordnung; schaffen das paradoxon sich zu verführerischen gespinsten zu fügen und gleichzeitig alle leichte klassifizierung links liegen zu lassen. die daraus resultierende rätselhaftigkeit lässt immer wieder aufs neue aufhorchen, wie ein mehrfacher twist in einer erzählung; und das auch dann noch, wenn mehrfaches hören die überraschungsmomente „eigentlich" nivelliert haben sollte. das dies nicht so ist, ist eine weitere qualität von „zu reden gibt es nichts" und das es gelingt, ob so geplant oder durch das duo so intuitiv erreicht, ist mit blick auf die eigentlich einfachen mittel und wendungen überraschend: elektronik und / oder synth plus gitarre und eine menge „raum"; amboo bleiben filigran, lassen den einzelnen tönen platz zum entwickeln und verzichten konsequent auf das überbordende schichten von schichten, von denen jede einzelne schon so massiv wäre, dass es ausreichen würde, wenn sie allein das stück bestimmen würde. diese tendenzielle kargheit, zurückhaltung ist ein weiterer schlüssel zu der eigenartigen atmosphäre zwischen erwartung und erfüllung, die die vö bestimmt. genauer: einer erwartung, die weitestgehend ohne erfüllung bleiben muss (vielleicht auch bleiben will), die die hörer immer wieder in der luft hängen lässt, höhepunkte andeutet, aber keinesfalls einlöst und wenn doch, dann anders als es die erwartungshaltung „fordert".

„zu reden gibt es nichts" ist bei all dieser unberechenbarkeit in sich erstaunlich geschlossen; dass „um diese zeit fahren die straßenbahnen selten" und „der zirkus ist vorbei" sehr ähnliche, proto-rhythmisierende motive nutzen (und dabei, natürlich, überhaupt nicht gleich klingen) passt da nur zu gut.

 

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