PeterLicht - Lieder vom Ende des Kapitalismus (2006 Motor Music)

PeterLicht trägt Hosen untergegangener Staaten, eine Levis mit ausgestelltem Bein, ein khakifarbenes T-Shirt mit dem aussagefreien Stern auf der Brust, streicht das braune Haar aus dem Gesicht, legt sich das Sakko mit dem Fischgrätenmuster über die Schulter, schlendert die Holztreppe hinunter, startet den alten Toyota und fährt ans Meer. Dort sitzt er dann und kritzelt seine Texte in das ledergebundene Moleskine.

So etwa stellt man sich das vor. Man weiß es aber nicht. Denn auch das dritte Album Lieder vom Ende des Kapitalismus gibt außer Musik und Lyrik nichts von PeterLicht preis. Keine biographischen Daten, kein Foto. Der Mann, der sich in Videos von einem Bürostuhl doubeln lässt, erscheint auch weiterhin nicht in den Medien. Deswegen kann auch wahr sein, was die Süddeutsche Zeitung behauptet. PeterLicht sei blond und rotbäckig, unmodisch gekleidet und äße Käsekuchen.

 

Zu dem neuen Album befragt, ob der Kapitalismus tatsächlich zu Ende sei, antwortet PeterLicht überaus lakonisch: Nein, und nichts beschreibt sein neues Werk besser. Es sind Understatement-Popsongs zaghafter Eleganz, mit verstecktem Pathos und Texten, die sich mit Händen und Füßen wehren, bedeutungsschwer zu sein. Die Hörer sind aber genauso schlau wie Peter und erkennen deshalb, er vertont unsere Wachträume. Diese Sehnsüchte und Schreckensvisionen, die sich einstellen, wenn wir auf dem Balkon unsere Katze kämmen.

Mit der Stimme, die an einen in die Jahre gekommenen Tölzer Sängerknaben erinnert, singt er eckig vom Ende. Nicht nur vom Ende des Kapitalismus, auch vom Ende eines langen Abends, der alten Tante Wohlfahrtsstaat, des Gesetzes vom Wachsen, des bösen Manns, und dem Schlimmsten: Du kommst nicht mehr zurück.

Doch wir werden hier nicht so enden. PeterLicht, der Erleuchtete, lässt uns nicht im Dunkeln stehen, sondern zeigt uns das absolute Glück, unsere leuchtende Zeit, den geraden Weg, den letztendlichen Sieg. Es ist Musik für Erwachsene, die manchmal Mama mit ihren Gutenachtgeschichten vermissen. Lieder vom Ende des Kapitalismus ist die kleine Dimmerleuchte in der Steckdose neben unserem Bett. Der böse Mann soll tot sein dann / können wir wieder glücklich sein.

Der coolibri meint, die Lieder sind sperrig, aber gründlich, die SZ hält das Album für die beste deutsche Platte seit sehr langer Zeit. Selbst, wenn man nicht von sich behaupten kann, alle deutschen Platten zu kennen, fällt es schwer, sich Besseres vorzustellen.


www.peterlicht.de
www.blumenbar.de

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