Belleruche - Rollerchain

belleruche_rollerchainZäumen wir das Pferd ruhig von hinten auf und stellen das Gesamturteil an den Anfang: Dieses Album ist einfach großgroßgroßartig.

Wenn die Times behauptet, hier trifft „Portishead Blondie in einer bluesgetränkten, verruchten Session“, mag das vordergründig das große Fachwissen des Autors widerspiegeln. Letztendlich ist es aber Ausdruck der Unmöglichkeit, eine Schublade für Belleruche zu finden.

Sicher kann man es sich einfach machen und „Rollerchain“ dem Elektropop zuschlagen. Doch neben der selbstverständlich vorhandenen elektronischen Komponente fußt das Konzept von Belleruche auf weiteren, unerlässlichen Bestandteilen. Da ist zum einen die Stimme Kathrin deBoers, die Disco-Stampfer genauso perfekt begleitet wie Blues inspiriertes und ohne Doppelung und Background auskommt. Zum anderen sind es die Gitarren von Ricky Fabulous. In allen Facetten der Rockgitarre von Tremolo bis Brat, von Fernost bis Westcoast.

Das Gesamtpaket ist fest geschnürt durch eine absolut detailversessene Produktion, die jedoch aus dem Handgelenk geschüttelt wirkt. Hunderttausend Ideen, die punktgenau eingesetzt werden. Folgt man einem Song nicht aufmerksam, kann man sicher sein, etwas zu verpassen. Manch andere Band braucht dafür zehn Alben. Trotzdem ist „Rollerchain“ von Überfrachtung so weit entfernt wie der VfL Bochum von der Champions League. Mal ein digitalisiertes Lalala, ein analoger Sound, der sich in der Elektrik verliert, ein anderes Mal die Stimme von links. Und hat ein Track seine Pflicht nach drei Minuten getan, dann ist halt Schluss. Kein Aufblasen mit dem fünften Chorus im Fade-out. Das vierte Album der Briten ist glasklar mit einem unglaublich feinen Sound.

Es ist erst Mai, aber kaum vorstellbar, dass ein kommendes Album „Rollerchain“ von Belleruche vom Spitzenplatz meiner Top5 2012 verdrängt.

 

Erscheinung: 2012 (04.05.)
Label: Tru Thoughts
www.belleruche.com