bass communion „cenotaph“

bass_communion_cenotaph„cenotaph“: ein höllenpfuhl, ein mahlstrom, ein ordnungssystem... oder etwa doch ein organismus?  


im ersten eindruck ist „cenotaph“ ein unter schichten von kratzern und rauschen und (bewusster, als sound eingebrachter) vinylkorrossion begrabenes geflecht akustischer ereignisse; vom wind verwehter choräle, bassdrones, sich wälzender wurmartiger gebilde... als wäre die eigentliche musik nur noch ganz weit hinten unter dieser schicht von knistern und abnutzung hörbar, auf der feinen grenze zwischen geräusch und klang. und so miteinander verwoben, dass beides, musik und geräusch untrennbar vereint sind. und so abgemischt, das keine der beiden säulen die andere dominiert. und das ergebnis in jeder lautstärke funktioniert.

und nach den ersten minuten des ersten der vier, alle mit dem buchstaben c beginnenden titel, „citadel“, die neben dem sound zweite zentrale klammer von „cenotaph“: rhythmus; ein ausgebremstes pulsieren, ein trotz soundlicher präsenz fast hintergründiges schieben, das nie an tanz, sondern vielmehr an herzschlag denken lässt; das rückgrat des albums. so stark, dass auch in part 3, dem rhythmuslosen titelstück, fast ungeduldig dessen einsatz erwartet wird. dieser abschnitt der platte wird dadurch völlig überraschend zu einem unruheherd; verstörend. ...ganz im gegensatz zu seiner anlage als reines ambientstück lässt er die hörer in der hoffnung alleine, der allgegenwärtige puls möge auch hier wieder einsetzen und, als metarhythmus, alles um sich herum ordnen. und nach dem vierten abschnitt („conflux“); mit etwas abstand möglicherweise, möglicherweise aber auch erst nach weiteren durchgängen, öffnen sich die variationen innerhalb der drones und der ordnenden rhythmik und die subtile dynamik wird offenbar; „cenotaph“, im ersten eindruck wie ein vierseitiger moloch, unter dessen korrodierter oberfläche sich die drones winden, wird so letztlich zu einer auch atmosphärisch differenzierten skulptur.

mit dieser fokussierung auf „gerade mal“ zwei elemente, die geräuschhaft zerriebenen flächen und den auch in seiner klangästhetik dem (dub-) techno entliehenen beat erschafft bass communion so ein soghaftes werk, das trotz dieser vordergründigen einfachheit an jeder stelle vielschichtig und unvorhersehbar, trancig wie ordnend wirkt; identitätswechsel in abhängigkeit zur hörlautstärke inbegriffen. ...testet selbst.

schöne grüße

N

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