mirko uhlig „supper“

mirko uhlig „supper“cover: im besten fall warnen die ja schon mal vor, was da drin ist. manchmal wirklich aus sich heraus, manchmal nur, weil mann / frau die band kennt und einordnen kann, was das jetzt soll.

dieses hier, grafisch schon was obskur, schickt meine assoziationen mittels der typo erst mal über den atlantik zu keith fullerton whitman, dessen „schöner flussengel" das letzte cover ist, an das ich mich in sachen gothik-look durch gebrochene schrift erinnern kann (und sich im fall keith fullerton whitman, auch noch schick bestückt mit einer irgendwie verwackelten gotischen kirche und, natürlich, durch die kombi: us-musiker / titel / schrifttype reichlich far out gegeben hat und noch gibt).

nächster bezugspunkt, wenn der player noch fern: die namen der titel. und spätestens hier hilft es ungemein, wenn mann / frau weis, dass mirko uhlig „zwar" in der (sich gern immer etwas ernsthaft gebenden) experimental-drone-geräuschmusik unterwegs ist, auf humor und augenzwinkern deswegen nicht verzichten will / muss: was, ohne dieses wissen, würden titel wie „my child goes to the surf" oder „black egg tangram" sonst erwarten lassen? eben.

aber: ganz ungefährlich ist dieses „abendessen" ohnehin nicht, genauso wenig wie "VIVMMI" oder "storm: outside calm tamed" und erst recht noch viel weniger ungefährlich als die ruhige drone-exkursion „the nightmiller" es ist. und dabei fängt doch alles so ruhig an: die knapp 31/2 minuten drone-exkursion „the river that divides my factory" lässt nämlich ein ebensolches, dunkles album erwarten; dann aber schon „my child goes to the surf (1st)", ein wenig knarzend im auftakt und weiterem, dabei jedoch spooky ruhig und geheimnisvoll bis zum timecode 6.03, wenn eine sekunde vor schluss, ein richtig lautes „plock" die wohlige lethargie zerreist (kein pressfehler, ich habe nachgefragt), nur um den teppich noch einmal für die #3, „my child goes to the surf (2nd)" auszurollen, diesmal aber als spielplatz für winzig kleine störungen, die plötzlich im stereofeld herumlungern und dem statischen drone eine neue weite verleihen. die dieser nutzt, um sich, an lautstärke gewinnend, nach ca. 11 minuten langsam in eine andere harmonie zu wälzen. und diese, nach weiteren 7 minuten, zugunsten einer coda zu verlassen. schon von der länge her der schwerpunkt der „supper" und auch musikalisch top.

ab „black egg tangram (beginning)", der #4, wird es dann wahrhaftig gefährlich: hereinbrechende rückwärtsloops, akustikgitarren im hallkeller (#5, „black egg tangram (ending)"), aber auch ein versöhnlich gleitender abschluss mit dem dronigen „old clouds".
obwohl: nicht ganz abschluss, denn auf dem ungelisteten bonustrack #7 greift hirte uhlig dann noch einmal beherzt in die saiten, gönnt uns ein wenig verhaltenen gesang (ok, nur kurz), ein verschrobenes, vorgezogenes ende (ganz, ganz kurz) und tut dann so, als ließe er seine fieldrecording-schäfchen allein auf der wiese, nur um diese dann mittels eines zeitraffer-kurzabrisses der gesamten „supper" doch noch einmal zu umgarnen...

verrückt? na in jedem fall: unerwartet. und: trotzdem ein zusammenhängendes ganzes; ein abendessen in mehreren gängen halt, mit der einen oder anderen überraschung aus der küche.

schöne grüsse

n

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