Sly & Robbie - The Dub revolutionaries (2004 Ras Records)

Holla, die Waldfee! Sly & Robbie treffen Mad Professor treffen Dean Fraser und machen Musik. Die Reggae-Gemeinde fällt auf die Knie und hält die 14x12 Zentimeter Plastikbox vor das bleiche Antlitz.

Sly and Robbie, der Inbegriff von Drum & Bass, lange bevor ein Subgenre gleichen Namens entstand, Sly and Robbie, die Mitte der 1970er im legendären Channel One Studio revoltierten und Rockers erschufen. Diese treibende Reggaevariante, ohne die es Black Uhuru 1981 niemals als erste Reggaeband in eine der sagenhaften Rockpalastnächte in der Essener Grugahalle geschafft hätten. Sly and Robbie nun also in Kombination mit Mad Professor, der von seinem Platz hinter den Reglern die englische Reggaeszene seit Jahren buchstäblich aufmischt. Dazu gesellt sich mit Dean Fraser DAS Saxophon des Reggae.

So stand ich vor meinem CD-Player und beobachtete, wie das Gerät gierig den silbernen Datenträger einsog. Ich fühlte mich wie Weihnachten, wenn mein Vater als verkappter Nikolaus das Glöckchen läutete. Endlich. Das Booklet hatte ich bereits auf der Fahrt nach Hause gelesen. Es versprach mir den einzigartigen Sound der späten 70er und frühen 80er Jahre. Sly Drumbar und Robbie Basspeare in Hochform, schön analog von Mad Professor aufgenommen und abgemischt.

Es startet aussichtsreich mit „Stepping out a space“ und „Peaceful warrior“. Doch mit zunehmender Dauer wird es.....diffus...beliebig...Musik, die man gerne beim Wäsche aufhängen hört. Ihr merkt, ich ringe nach Begriffen, weil ich schlecht nicht in den Mund nehmen möchte. Es wäre falsch. Slys Trommeln sind interessant, Robbies Bass allerdings ist matt, Deans Saxophon dudelt auch da, wo vielleicht mal eine komplette Bläsersektion angesagt wäre. Und Mad Professor nervt mit ständigem Einsatz seines bassverzerrenden und leider auch bassverzehrenden Warblereffects. Nichtsdestotrotz sind hier Größen versammelt, die einfach für gute Qualität bürgen, deren Fähigkeiten sich allerdings auf diesem Dubalbum nicht potenzieren.

Die CD lässt mich nach 16 instrumentalen Tracks etwas ratlos zurück. Ich überlege, wie es gewesen wäre, wenn diese Stücke unter einem anderen Namen veröffentlicht worden wären. Dann hätte ich wahrscheinlich gedacht: Cool, klingt fast wie damals Sly & Robbie.

Zur Bestätigung greife ich mir „Red“ aus der Schrankwand, das begnadete Album von Black Uhuru aus dem Jahr 1982. Jaaaa, das sind Sly and Robbie, unvergleichlich frisch, belebend, spaßmachend. So lang meine alten Platten halten, benötige ich keine halbherzige Neuauflage, auch wenn Mad Professor verkündet, man habe bei den Sessions 58 Tracks aufgenommen. Minus 16 bleiben also noch genug für zwei bis drei weitere Alben „Sly & Robbie meet Mad Professor“.

Was bleibt, ist ein Tonträger überdurchschnittlicher Qualität in meinem Plattenregal, den man auch nächstes Jahr noch gerne rauskramt, aber nicht für diese besonderen Momente. Und irgendwie ist es doch auch schön, zu erkennen: Jeder Sound hat seine Zeit und nicht alles ist beliebig reproduzierbar.

www.slyrob.3va.net

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