Manu Chao - La Radiolina (2007 Because Music)

Es müssen unzählige Alben in den letzten Jahren gewesen sein, die auf unruhr vorgestellt wurden, und deren Musik bzw. deren Musikanten sich in irgendeiner Form auf Manu Chao bezogen haben. Er ist der Gottvater des Mestizo, Ikone der Weltmusik, Liebling der Linksintelligenten. Nun ist er uns wieder erschienen. Nach sechs Jahren veröffentlichte er erneut ein reguläres Studioalbum: La Radiolina.

Wer jedoch meint, der Exilbaske hat die letzten Jahre nur seine Tantiemen versoffen, der irrt selbstverständlich. Manu Chao hat in Argentinien eine Radiostation gegründet, die Musik zu einem Film über Maradona geschrieben, vermutlich Myriaden von unbekannten Weltmusikern produziert, 210 Hilfsprojekte in aller Welt ins Leben gerufen, und sich wahrscheinlich als Nachfolger von Mutter Teresa ins Spiel gebracht. Im Gegenzug verweigert er sich lukrativen Hilfsprojekten der Rockmusik, da ihm die selbsternannten Weltenretter Bono und Geldof unglaubwürdig erscheinen.

Er ist die personifizierte Unrast, was sich in seinem neuen Werk ebenfalls ausdrückt. La Radiolina ist buchstäblich atemberaubend. Das Album ist eine Mischung aus einer maximalen Anzahl von Musikstilen. Natürlich bietet Manu Chao spanische Folklore, mexikanische Folklore, Ska, Dub, schreckt nicht vor Country zurück, integriert ständig elektronische Sounds und haut erstaunlich rockige Passagen raus. Zu Beginn legt er ein Höllentempo vor, gönnt uns keine Pausen zwischen den Stücken und singt in babylonischer Sprachvielfalt. Nicht ihm, aber dem Hörer bleibt da manchmal die Luft weg.

Soweit verständlich, beklagt er die Kalamitäten unserer heutigen Welt, ist sich dabei nicht zu fein, seinem linksintellektuellem Publikum Botschaften in einfachster Form zu unterbreiten, wie in Politik kills, in dem manche sicher gerne einen Nachfolger seines Mega-Erfolges Bongo bong erkennen möchten.

Vor 20 Jahren wurde Weltmusik landläufig mit afrikanischer Musik gleichgesetzt. Heute wird mit Sicherheit der Großteil der Musikkonsumenten alles, was sich nach Manu Chaos Mega-Mix anhört, für world music halten. Insofern war und ist Manu Chao stilbildend.

La Radiolina ist Weltbombast. Wer das Ding versucht, leise zu hören, wird es flüstern hören: Mach' mich laut, mach' mich laut. La Radiolina ist dick, fett und sich penetrant in den Vordergrund drängend. Nicht vordergründig.


www.manuchao.net