Die Erde ist eine Scheibe

mintAus Dortmund kommt ein neues Magazin, in dem es sich nur um Vinyl und dieses um sich selbst dreht. Mint heißt das Blatt, das heute zum ersten Mal erscheint. Und wer sich fragt, warum das Ding heißt wie ein Kaugummi, der sollte sich einfach die erste Ausgabe kaufen und zum Plattenkenner aufsteigen. Der Begriff Mint - in Kreisen der Schwarzen-Scheiben-Jünger ein feststehender Ausdruck - bezeichnet den 1a-Zustand einer Schallplatte. Entspricht in etwa dem scheckheftgepflegt der Autohändler.
Ob Autohändler zum Kundenkreis von Mint zählen werden, ist fraglich. Womöglich Oldtimerverkäufer, die ihre Objekte mit ähnlich gefühligen Worten beschreiben wie die Mint-Reaktion die Ausgabe 1: "Das innige Verhältnis zur LP ist dabei nicht nur dem oftmals angeführten „besseren Sound“ geschuldet. Vinyl zu hören ist viel mehr. Es geht um das Ritual, die LP vorsichtig aus dem Sleeve zu ziehen und aufzulegen, den Plattenteller auf 33 oder 45 rpm zu justieren, die Platte sorgsam mit der Bürste zu reinigen und behutsam den Tonarm aufzusetzen. Es geht um das...

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L/O/O/N - Tanzen in der Polarnacht

loonDer 21-jährige Mikael Kanstad aka L/O/O/N aus Tromsø kommt eigentlich aus einem Heavy Metal Haushalt. Bald entschloss er sich aber, die Bratgitarre an den Nagel zu hängen und seiner eigenen Musik einen elektronischen Touch zu geben. Was der Junge aktuell produziert, firmiert weltweit unter EDM. Mikael aus Tromsø scheint dabei aber mehr Potential zu haben als die Vielen, die  sich für EDM-Künstler halten, nur weil sie einen Laptop besitzen.

Im Vorgriff auf sein im März erscheinendes Debütalbum hat L/O/O/N jetzt "Droppin faces" veröffentlicht. Aus stotternden Beats, unwiderstehlichen Synthi Melodien und einer gemütlich-beruhigenden bridge hat der Norweger einen Track gezimmert, der uns erwartungsfroh auf das komplette Album warten lässt.

Rauschhafte Kelela

kelela hallucinogenWer Björk als Fan gewinnt, kann das nicht mit schnöden R&B erreicht haben. Und das ist Kelelas erste EP „Hallucinogen“ auch nicht. Zwar bewahrt die US-Amerikanerin das Erbe des 90er R&B und spart auch in den Videos nicht mit dem von damals bekannten Laufstegambiente und Sex-Appeal. Doch Kelela erweitert die R&B Elemente beträchtlich mit dröhnenden Beats, eiernden Loops, schriller Elektronik und krassen Technopassagen. Abgesehen vom lockeren „Rewind“ bieten die übrigen fünf Tracks von „Hallucinogen“ komplexe Arrangements und manchmal fast psychedelische Sounds. Begleitet von Kelelas schmachtendem Gesang verdreht einem das sofort den Kopf. „Hallucinogen" ist bereits seit Oktober auf dem Markt, heute wird das Vinyl veröffentlicht.

Rüfüs - Die Pöpbänd aus Üstralien

Als Deutscher muss man sich für vieles schämen. Doch auf unsere Umlaute können wir stolz sein. Denn nur wenige besitzen so etwas. Wenn sich nun eine Band aus Australien Rüfüs nennt, zeugt das vermutlich von einer gewissen Liebe zu Deutschland, was für Künstler aus Ozeanien gegenwärtig nicht unüblich ist.
Die drei Rüfüsse haben sich daher auch in Berlin-Friedrichshain niedergelassen. Das deutet hin auf Coolness, nicht auf übertriebene Hipness. "Am Ende unserer Tour durch Europa beschlossen wir, für zwei Monate in Berlin zu bleiben", erinnern sie sich. "Wir richteten uns in einer Wohnung in Friedrichshain ein Studio ein und verkrochen uns vor dem kalten Wetter in Deutschland und schrieben das neue Material". Unterbrochen wurden die Songwriting- und Aufnahme-Sessions lediglich von Club- und Konzert-Besuchen in der deutschen Hauptstadt. Die aktuelle Single "Like an animal" klingt nach feinem Eleoktropop. Man sollte sich aber nicht zu sicher sein, ob das auch für das im Januar 2016 erscheinende Album "Bloom" zutrifft.

Das Rehlein in Jazz-Lautschrift: Relaén

Durchzogen von klassischen Passagen und Ambient-Momenten formt Relaén einen organischen Sound, der das Kopfnickergefühl von MPC-Beats und jazzigen Grooves vereint und durch Einflüsse von Hip Hop und Neo-Soul punktet. So entstehen aus verträumten (Rehlein eben) und vertrackten Bausteinen abwechslungsreiche Arrangements, in denen der Gesang von Olivia Wendlandt eingebettet und auch vom Saxophon umwoben ist. Mit Lyrik direkt aus der Seele über Leben, Liebe, Leid und Abstraktes, so dass ein Stück auch mal "Hol mal Bier jetzt" heißen darf. Das Album „Twines“ ist Musik, die zum zurücklehnen einlädt.

Das Album ist hiermit ausdrücklich empfohlen und gibt es bei bandcamp. Zum Antesten das Video zu "Confusion of emojones".

Slona - Endlich Zukunft

slona zukunftsmusikFrüher, ja früher...war nicht alles besser. Aber einiges anders. Früher nämlich, da war Slonesta im Reggae und Dancehall zuhause. Nun hat er davon die Nase voll, gestrichen voll. Alles vergessen. Heute heißt er nur Slona und macht Zukunftsmusik, von der er nicht weiß, ob er's selber Rap nennen soll. Doch Reste sind geblieben. Slona punktet immer noch mit gewitzten Texten und sein neuer Track „Roll“ wird von Jaqee gefeatured, die er als Slonesta bei Rootdown Music kennen und offenbar schätzen lernte.
Gestern war also gestern, in Zukunft macht Slona Musik, die klingt wie Zukunftsmusik. Die EP „Kurz vor Zukunft“ liegt vor, demnächst kommt mehr ohne Zielgruppenstrategie.