Aus den Wäldern

Tara Nome Doyle ist gebürtige Berlinerin. Hat ihre Wurzeln aber in Irland und Norwegen. Und gerade das Skandinavische scheint einen hörbaren Einfluss auf ihr Debütalbum "Alchemy" gehabt zu haben. Da ist diese Mystik dunkler Wälder und langer Nächte, in denen Elfengesang aus den hohen Wipfeln klingt.
Tara bietet neun intensive Songs an, die mit Tiefgang nicht geizen. Nein, keine Tanzmusik, aber auch kein esoterischer Singsang. Es kann auch mal ein ganz klein wenig zur Sache gehen wie bei "Transmutation", aber immer bleibt eine gewisse Introvertiertheit der Songs. Gespickt mit guten Sounds dominiert bei den Tracks doch die Kraft der Stille.
Ein Album für vertiefte Momente.

www.taranomedoyle.com

Palmen im All

Das ist unverschämt viel Alufolie, mit der Melting Palms ihre Rakete gebaut haben. Aber wer erfolgreich Spacerock machen will, muss auch schon mal die Folienvorräte aus Mamas Küche klauen.
Melting Palms ist das neue Pferd aus dem Stall des Hamburger Labels La Pochette Surprise. Die fünfköpfige Band veröffentlicht dort das Debütalbum "Abyss" am 13. März. Die erste, spacerockige Single "Fused" spart nicht an außerirdischem, halbpsychedelischen Ambiente und erinnert an die Größen des Shoegaze wie The Verve oder Slowdive aus den seligen Achtzigern.
Und so sind es bei "Fused" fünf noisige Minuten geworden, die sich zwischenzeitlich anhören als hätten sie damals den Weg für The Cure geebnet. Freuen wir uns also auf "Abyss".

www.meltingpalms.bandcamp.com

Spielerfrau und Erzengel in einem anderen Leben

Gitarren auf Kniehöhe, Klamotten mit ausreichend Raum für Brustbehaarung und Sounds, die man bereits in der Steinzeit als Rockballade kannte. Meine Güte, das es das noch gibt! Dafür geht ein Dankeschön an The Darkness. Die britische Hardrockband verkauft seit letztem Oktober ihr aktuelles Album "Easter is cancelled" und koppelt dafür nun die nächste Single "In another life" aus.
Im Clip schmort Bandleader Jusitin Hawkins in der Hölle, wird aber am Ende von einem bezaubernden Erzengel erlöst. Die Rolle des Erzengels ist Abbey Clancy auf den Leib geschrieben und ist vermutlich der Beginn einer Karriere als Charakterdarstellerin für das britische Model. Abbey war bisher nebenberuflich die Spielerfrau von Peter Crouch. Das war dieses furchtbar lange Gerät in Englands Sturm, von dem man immer meinte, es hat nie richtig Fußball spielen gelernt. Peter Crouch ist inzwischen pensioniert und nun hat seine Frau endlich Zeit für engelsgleiche Darbietungen.
Womöglich fragt ihr euch, ob dieser Clip Satire ist, aber genaugenommen zeigt er nur, wie schrecklich einfach gute Rockmusik sein kann.

www.thedarknesslive.com

Georgia gibt Strom für's Tanzbein

Lassen wir es dahin gestellt sein, ob Georgias Stromlieferung nachhaltig und klimaneutral ist. Das neue Album der jungen Britin ist purer Hedonismus und somit absolut nicht politisch korrekt. Aber Georgia ist nicht Greta. Vielleicht brauchen wir einfach noch ein bisschen Spaß vor dem Sprung in den Abgrund. Georgia pflichtet bei: "It’s just about finding this feeling that makes you want to jump out and fuck it all and go seek a thrill." Und womöglich ist das der vielzitierte Tanz auf der Rasierklinge.
"Seeking thrills" ist unzweifelhaft Tanz. Auf dem morgen erscheinenden Album dreht sich die Welt einzig um die Discokugel wie bereits Kopernikus weissagte. Oder nicht?
Eine ganz große Party mit Elektropop und R`n`B. "Seeking thrills" hat seine Wurzeln im Chicago House und Detroit Techno der frühen 80er Jahre und verschmilzt analoge Clubsounds mit solidem Pop-Songwriting. Auch wenn das Album nach hinten raus etwas schwächelt, sind im ersten Teil Tanzflächengranaten wie "Never let you go" und "About work the dancefloor". Wenn Madonna das hört, zieht sie mitsamt Toyboy in den Keller und zählt Falten.

www.georgiauk.com

Odd Couple im Paarurlaub

Wer bei Ostfiresland nur an Gülle denkt, liegt ja nicht so falsch. Vielleicht flüchten Odd Couple deshalb in den Urlaub rein. "Fahr ich den Urlaub rein" ist daher konsequentereweise die neue Single der norddeutschen Band und sozusagen der Gruß aus der Küche für das kommende Album. Es ist bereits das vierte, heißt "Universum Duo" und wird am 13. März nächsten Jahres auf dem eigenen Label Geld Records erscheinen.
Es gibt wieder mächtig an mit gnadenlosen Gitarren, hat ein bisschen Glam und viel funkelndem Seventies-Glitzer. Die Jungs sind keine Poser, haben aber dennoch eine coole Haltung, die sich oft in wahnwitziger Textarbeit äußert.
Jetzt also bis März lässige Schnäuzer wachsen lassen, Bier aus Plastikbechern schlürfen und 'ne Menge Kippen einstecken, das "Universum Duo" auf's Ohr und ab in den Urlaub.

www.oddcouple.de

Auf 1 folgt 2 - Freddy`s Mathematik

fatfreddysdrop specialeditionEs ist bereits mehr als vier Jahre her seit "Bays", dem letzten Album von Fat Freddy`s Drop. Man kennt das von der neuseeländischen Band, die sich immer ausreichend Zeit für ein neues Album nimmt. Doch dieses Mal haben nicht mal vier Jahre für ein komplettes Werk gereicht. Deshalb wird am 10. Januar 2020 erst eine Hälfte des kommenden Albums veröffentlicht. Daher heißt es zunächst "Special Edition Part 1". Der zweite Part soll dann folgen, wenn die große Welttournee 2020 abgeschlossen ist. Sind dann etwa Live-Mitschnitte auf Part 2 zu erwarten?
Aber bereits "Special Edition Part 1" ist zweigeteilt. Drei der sechs Stücke sind aus Jamsessions während der letzten Tour entstanden, die anderen drei Tracks wurden im heimischen Bays-Studio in Wellington eingespielt. Deshalb schließen diese drei Aufnahmen nahtlos an "Bays" an. Es sind Soundgemälde, auf denen der Bass satt und klar ist, die Hörner crispy und Dallas Tamaira hört sich an wie Dallas Tamaira. Die aus den Live-Sessions resultierenden Songs wirken dagegen eher wie Polaroids. Das ist kein Schrott, aber man wundert sich schon, dass eine derart an Perfektion feilende Band so etwas überhaupt veröffentlicht.

Ihr könnt euch davon selbst ein Bild machen, denn obwohl das Album erst im Januar offiziell veröffentlicht wird, könnt ihr die sechs Stücke schon auf allen üblichen Kanälen streamen.

www.fatfreddysdrop.com