03/06/10 caspar brötzmann massaker, berghain, berlin

„soll ich mir die kante geben? ...und uns ins unglück stürzen...?“ („hymne“, 1993)caspar_broetzmann_massaker_berghain_eintrittskarte

 

 

 

elektroakustischer salon im berghain/panorama bar: nicht die schlechteste lokation (um mal gleich am anfang zu untertreiben) für ein konzert des caspar brötzmann massakers in originalbesetzung (nach, gefühlt, 1000 jahren; meine letzte konzerterinnerung datiert jedenfalls nach genauem nachrechnen so um die 17 jahre in die vergangenheit, als die drei das dortmunder FZW besuchten...).

die im line-up benannten gäste sind der spex-chefredakteur max dax, der vor (und dann auch nach) dem konzert eine mischung von experiment bis einfacher zugänglich auflegt. und obwohl das berghain im inneren ja sofort diese spezielle atmosphäre der härteren art bereithält und so perfekt einstimmen kann auf eine musik like this (und die backline des massakers und da insbesondere die beiden alten full-stacks von caspar brötzmann ihre art der verheißung dazu ausstrahlt/ausstrahlen), reizt der biergarten des berghain die meisten (und auch mich) um diese zeit und zu diesem wetter stärker und so verpassen viele weite teile des DJ-sets (und das, was ich gehört habe, hat mich an etlichen stellen, zum eigentlich ja zweifellos verpönten nachfragen gereizt; marke: ...von wem ist das denn...? will sagen: ausgesuchte qualität, die nicht dauernd und überall zu hören ist; natürlich). im (vollen) biergarten eine illustre mischung (tendenziell gehobeneren) alters plus herr brötzmann selbst, der sich sooo stark gar nicht verändert hat (äußerlich/körperlich wie kleidungstechnisch; im gegensatz zu eduardo delgado lopez und danny arnold lommen, wie man später im konzert zugeben muss). caspar_broetzmann_massaker_plakat_berghain

dann also wieder hoch und alles in allem gut bis sehr gut gefüllt und der wechsel vom DJ-set zum von „koksofen“ (auf der gleichnamigen doppel-LP) bekannten loop und die eingangsfrage des mit lautem applaus begrüßten caspar brötzmann massakers: „soll ich mir die kante geben....?“ und irgendwie ist dies für einen moment nicht nur berlin 1993 (=VÖ „koksofen“), sonder eher 1984 (die allein mit den paar worten und klirrenden fragment-tönen der gitarre erzeugte stimmung; ihr wisst, was ich meine...). zum glück ist der weitere abend mit 2 1/2 stunden(!!!) caspar brötzmann massaker jedoch alles andere als eine oldie-veranstaltung für endvierziger, sondern ein perfektes beispiel für relevanzmusik auch ohne zwanghaften, direkten bezug zu ihrer entstehungszeit (völlig gleich, ob es da assoziationen gibt, siehe oben, oder halt nicht). trotz der extrem langen pause fast blindes zusammenspiel aller drei; allerdings trotz der musikalischen leistungen an bass und schlagzeug (bei diesem konzept aber weder anders zu erwarten, als auch niemals anders gewesen) mit starker focussierung auf caspar brötzmann in seiner rolle als (hier + heute befreit aufspielender) leader (die stets von einem lachen begleitete faustpose, ja nicht gänzlich ohne gefahr fürs image, kommt so extrem sympathisch und will vielleicht auch eher die freude darüber ausdrücken, sich überwunden zu haben, dies hier zu tun, als selbstikonisierung zu betreiben).

stark applausbereites publikum und ein ritt durch die diskografie... „sarah“, „hymne“, „böhmen“, „tempelhof“, „schwarze folklore“... ob da jetzt etwas neues dabei war, kann ich, obwohl im besitz aller caspar brötzmann massaker bzw. caspar brötzmann platten (einschließlich der „last home“; ein bisschen angabe hat noch nie geschadet...) nicht sagen; in jedem fall hat dieses konzert lust auf mehr gemacht: mehr live und auf (hoffentlich kommende, neue) tonträger. und ich denke, nicht nur bei mir. und ein paar jüngere waren ja auch da. übrigens auch aidan baker und leah buckareff. und die und deren geschmack kennt ihr ja auch.

 

schöne grüsse

n

http://www.casparbroetzmannmassaker.com

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