01/11/08 bass-communion/fear falls burning im schouwburg cultuurcentrum luchtbal, antwerpen

dirk serriesok, ok, was tut man nicht alles: einer von dortmund zur ex-hauptstadt, ab da zu dritt nach antwerpen. fear falls burning one-off-gig „frenzy of the absolute" in der album besetzung in „historischem" bau... das reizte dann auf jeden fall genug.

ankunft antwerpen im dauerregen nach fahrt im dauerregen: und erstmals irrt google; die nadel auf dem ausdruck ist definitiv nicht der standort des 8-sterne „antwerp docks hotel", sondern der von ein paar containerbrücken. also: analoge suche mit 6-augen-scan... alles klar... alles? eingangshalle marmor und holz, treppe 50ties unverstellt, dafür darunter jede menge trash geparkt und wir werden das gefühl nicht los, mit jedem dezimeter entfernung von der rezeption wird das licht dunkler, die wasserflecken an der wunderhübschen decke grösser und brauner, das lindgrün der wände schräger... letztlich werden im zimmer die betten lieber vorab auf hinterlassenschaften kontrolliert... echt ein filmreifer ort, nicht wirklich als aufenthalt, eher nur so atmosphäre tanken... oder was hälst du von schlappentragenden laptopsurfern an einem beistelltisch neben dem etagenklo? hostel 8? saw 12? was wird hier von wem gedreht? und warum sagt uns das keiner? und übrigens, nur so zur einordnung: 3 leute = 98 euro; wir hams ja (nicht anders verdient?).

suche cultuurcentrum und passenderweise schickt uns die freundliche einheimische erst mal auf einen loop, dessen lauflänge ernste zweifel an unserer eigenen adresseninfo aufkommen lässt... aber: alles wird gut; typische beleuchtung aus typischer glasfront mit (aufgrund des alters nicht vollständig) typischen leuten, das muss das cultuurcentrum sein. ist auch so, mit stella artois vom fass, rauchverbot auch in belgien und je einem stand von conspiracy und tonefloat. und an letzterem: für jeden(!) zahlenden gast eine exklusiv-single mit je einem exklusiven stück von bass-communion („fusilier") und fear falls burning („pulse on fire") im superschicken tonefloat-design (ala fear falls burning „woes of the desolate mourner", nur in weiss statt braun).

theaterklingel und ab in den amphimässig bestuhlten saal. völlig ungewohntes bild mit 2(!) schlagzeugsets auf der breiten bühne, ganz vorn links ein laptop-tisch und ffb's fx-einheiten recht zentral auf boden und ständern. plus passende pausenmusik und nebel, aus dem kurz darauf steve wilson (basscommunion / porcupine tree) auftaucht und samt gitarre vor dem laptop platz nimmt. optik mit rotem rollkragenpullover und brille und halblangfrisur so ein wenig zwischen wissenschaftler und künstler und in einer ähnlichen mischung die musik, nur sehr entfernt noch an gitarre erinnernd, offensichtlich live im rechner geloopte / gepitchte / bearbeitete signale; gespenstisch zirpend, immer stärker auf bassdruck setzend, mit einer fast atonalen melodieführung und digitaler soundästhetik auf abstand zum zuhörer. fast ein wenig wie dem wissenschaftler über die schulter gucken, während dieser ein experiment überwacht, über dessen ausgang er sich selbst nicht so recht im klaren ist...

tim bertilssonpause nach dem ersten akt, start ffb mit tim bertilsson von switchblade an den drums mit „frenzy of the absolute" (von „frenzy of the absolute" ;-) und zunächst etwas skepsis wg. lautstärke drumset vs gitarre. cool in jedem fall vom start weg das schlagzeugspiel an sich, hyperakzentuiert und konzentriert, trotzdem entspannt und lässig. mit wachsendem aufbau und ebenso wachsender gitarrenlautstärke passt die kombi immer besser und wird auch im sound so homogen, wie von der platte bekannt. übrigens auch in bezug auf das zackige ende, hut ab (und, vorgriff: das gilt auch für alle weiteren des abends, inklusive des rock-dream-live-endcrescendos...). rückkehr steve wilson und analog / digitale gitarrenverwebung mit den gespenstischen soundsplittern von steve wilson als alternative zum gegenüber dem album fehlenden dave vanderplas an becken + co. und dann: „we took the deafening murmur down" mit dem catchy grundloop im erdbeben (oder zumindest theaterbeben) modus; zunächst noch dirk serries allein, dann mit johannes persson (cult of luna, gitarre) den riff umspielend und kontrapunkte suchend und immer lauter; magnus lindberg, auch cult of luna, gefühlte 5 minuten hinter seinem drumset den beat als luftschlagzeuger und erst dann tatsächlich aufgreifend. und spätestens hier wird aus drone fast-rock; auch durch die immer stärkere gesten-aktion der gitarrenfront. und; he: auf dem album, da ist doch „nur" das allerletzte bisschen, die letzten 1.22 minuten so richtig rock, mit durchgehenden drums... hier kommt dann erstmal tim bertilsson zurück, bemannt das zweite drumset und ab in eine (gefühlte) 20-minütige drone-rock-orgie, die trotzdem noch zu kurz ist, so überzeugend das ganze. inklusive punktgenauem ende. hier bitte eine live-lp nachliefern, allein schon wegen der ineinander-verschachtelung von (loop)gitarren und zwei drummern; perfekter höhepunkt.

angeblich wird es das ja so nur dieses mal gegeben haben und mit gästen aus schweden und england und umsonst-7" auch schwer in der wiederholung vorstellbar. apropos wiederholung: fairerweise (und, eigentlich, für uns, glücklicherweise) sei gesagt: das hotel hatte neben der am vorabend kurz getesteten lederbezogenen bar doch noch ein paar weitere positiva zu vermelden; eine wiederholung der blair-witch-stimmung bleibt aus, frühstück und -sraum sind guter hotelstandard und bis 11.00 abrufbar und es scheint auch zimmer zu geben, die schon renoviert wurden... es gibt also hoffnung.

schöne grüsse

n



www.swhq.co.uk/bass_communion.cfm
www.myspace.com/basscommunion
http://en.wikipedia.org/wiki/Bass_Communion
www.fearfallsburning.be
www.myspace.com/fearfallsburning
http://www.switchblade.se/
www.myspace.com/timnoone
http://www.cultofluna.com/
www.myspace.com/cultofluna
www.myspace.com/i_am_magnus
www.crazy-diamond.nl/tonefloat/html/tf57.htm
http://www.conspiracyrecords.com/
http://www.dockshotel.be/