Ritchie Blackmore: "Früher war es Arbeit. Jetzt nehme ich mir dir Zeit"

 Foto Ritchie BlackmoreEs war ein langer Weg für Ritchie Blackmore. Jetzt ist er im Mittelalter angekommen. Anlässlich der "Blackmore´s Night" in Arnsberg-Herdringen schwätzte mh mit der Gitarrengottheit und seiner Sängerin und Lebensgefährtin Candice Night.

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UnRuhr: Eure Musik ist schwer von mittelalterlichen Einflüssen geprägt…

Blackmore:
Das stimmt. Wir spielen besonders Musik angelehnt an das 15. Jahrhundert. Wir machen zu gut 85 Prozent "Renaissance-Musik". Dabei spielen wir viele alte Melodien.

UnRuhr: Besteht denn zwischen Rock-Musik und Renaissance-Musik eine Ähnlichkeit?

Night:
Absolut. Wir spielen Variationen der alten Musik, gemischt mit Stilen der "modernen" Musik.

Blackmore:
Die Ähnlichkeit zeigt sich auch in der Instrumentierung. Zum Beispiel bei Stücken wie "Smoke on the water". Auch in unserer jetzigen Musik setzen wir auf Instrumente wie Flöten.

UnRuhr: Wann begann Eure Leidenschaft zur mittelalterlichen Musik?

Blackmore:
Bei mir muss es so 1972 gewesen sein. Schon damals hörte ich zur Entspannung Renaissance-Musik. Besonders die Instrumentierung interessierte mich.

UnRuhr: Welche Komponisten von damals inspirieren Euch besonders?

Blackmore:
Neben einigen Pariser Komponisten bekomme ich meine Ideen auch von Leuten wie Tillmann Susato und Michael Praetorius.

UnRuhr: Ritchie - Du stehst schon seit mehr als 30 Jahren auf der Bühne…

Blackmore:
30 Jahre - es sind wohl eher 100 Jahre (lacht). Genau genommen stehe ich seit meinem 16. Lebensjahr auf der Bühne. Als schon mehr als 40 Jahre.

UnRuhr: Bekommst Du eigentlich immer noch einen "Kick" bei jedem Auftritt oder ist das Ganze mehr einer "Arbeit" gewichen?

Blackmore:
Früher - da war es Arbeit. Jetzt nehme ich mir Zeit. Ich toure nicht mehr als vier Monate im Jahr. Zwischen den Auftritten bleiben wir oft noch einige Tage in der Stadt. So ist es viel interessanter. Wir treten auch nur noch dort auf, wo wir wollen - und nicht dort, wo das Management es will. So ist es halt eine Art Urlaub für uns.

Blackmore's night

UnRuhr: Noch immer zählst Du für viele Fans und Kritiker zu den besten Gitarristen der Welt? Haben sie damit Recht?

Blackmore:
Es gibt sehr viele, gute Gitarrenspieler auf der Welt. Was mich einfach von einem guten Musiker in einer Bar unterscheidet - das ist der Name.

Night:
Und natürlich die Herausforderung. Ritchie sucht immer wieder nach neuen Herausforderungen mit der Gitarre. Sein Instrument wird ihm einfach nicht langweilig.

UnRuhr: Was macht dann Eurer Ansicht nach einen wirklich guten Gitarrenspieler aus?

Blackmore:
Üben, Üben, Üben… Und wenn Du meinst, Du bist fertig mit Üben - dann übe erst recht noch weiter. Und die Hingabe zum Instrument ist wichtig. Viele Spieler werden sehr gut - aber dann werden sie der Gitarre müde.
Mit der Gitarre zu spielen ist eine Erweiterung meines Selbst. Ich bin längst über die Phase hinaus, meine Bandmitglieder oder Fans mit schnellem Spiel beeindrucken zu müssen. Ich führe vielmehr eine Konversation mit meiner Gitarre.

UnRuhr: Spielst Du auf Deinen Konzerten eigentlich noch mit der E-Gitarre?

Blackmore:
Oh ja. Zu 70 Prozent spiele ich zwar auf der Akustik-Gitarre. Den Rest spiele ich aber mit E-Gitarre. Das Wechseln zwischen den beiden Instrumenten kann aber manchmal schwierig sein - die Umstellung ist nicht immer ganz einfach.

UnRuhr: Demnächst soll eine DVD mit Tour-Material erscheinen. Wird es auch eine neue CD geben?

Night:
Die DVD mit den Videos soll im November erscheinen. Darauf wird es auch einige Weihnachts-Lieder geben. Im Juli erscheint bereits eine Doppel-CD mit unseren schönsten romantischen Liedern. Darauf werden als Vorgeschmack fünf Konzertvideos zu finden sein.

Blackmore:
Aber wir arbeiten schon an einer neuen CD. Diese wird im nächsten Jahr erscheinen.

holde maidNight:
Der neue Song "Once in a million years" auf der Doppel-CD wird auch auf der neuen CD sein und gibt einen Vorgeschmack auf das neue Album.

UnRuhr: Was erwartet die Besucher eurer Konzerte?

Night:
Uns ist besonders der Kontakt zum Publikum wichtig. Wir wollen die Stimmung einer entspannten, vergangenen Zeit transportieren. Wir sind dann mehr wie eine große Familie, die zusammen feiert.

Blackmore:
Wir bewegen uns dabei musikalisch von der Renaissance-Musik hin zur Heavy-Rock-Musik mit alten Klassikern. Wir sind keine abgehobenen Stars und spielen vor uns hin. Wir respektieren unser Publikum und hören auf seine Wünsche.


Links:
www.blackmoresnight.com

Das Interview führte mh.

Bilder: mh