Wenn der Dub-Mann zum 2. Mal klingelt

In schöner Reggae-Tradition veröffentlicht On-U Sound Mastermind Adrian Sherwood am morgigen Freitag die Dub-Ausgabe zum im April erschienenen Album "Midnight Rockers" von Horace Andy. Doch Sherwood ist sich viel zu schade, lediglich schnöde Dubversionen der Vocaltracks zu mixen. Der Londoner Produzent macht aus "Midnight Scorchers" einen Dub-Dancehall-Kracher, in dem er die bekannten Riddims mit zusätzlichen Instrumenten und neuen Toasts von Daddy Freddy und Lone Ranger anreichert.
Das verändert den Charakter einiger Stücke gewaltig und so wird beispielsweise Andys ohnehin spannende Coverversion des Massive Attack Klassikers "Safe from harm" in der Dub-Bearbeitung zu einem überaus gelungenen Far-East-Ausflug mittels einer kleinen, feinen Melodica-Melodie. Auf den neuen Longplayer kommt auch eine Version des Studio One Klassikers "Feverish", die es auf das Ausgangsalbum erst gar nicht schaffte.
Wie wir an dieser Stelle bereits im April vermuteten, hat es Adrian Sherwood damit hinbekommen, die Schönheit der Riddims von "Midnight Rockers" in echte Scorcher zu transferieren, welche gelegentliche Reggae-Ausflüge eines Jeden unglaublich versüßen werden.

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Öster rising

Lee "Scratch" Perry sagte einmal: "Am Anfang war der Sound, der Klang des Donners, er ist unsterblich". Wie zum Beweis schicken Dub Tribe Rising einen Ruf wie Donnerhall aus den Bergen. Das ist der neue Song "Trust", in dem dicke Beats mit Electronica, einer guten Dosis Hall und Echo und getunten Bläsern zu einem positiven Stück Reggae gemacht werden.
Das ist mitreißend, inspirierend und gekennzeichnet von der außergewöhnlichen Stimme Sabina Thompsons. Erst kürzlich gesellte sich Tombo zu der Crew. Den kennt man aus ungewöhnlichen Reggaeprojekten und damit scheint er die passende Ergänzung für Dub Tribe Rising zu sein. Tombo steuert zu "Trust" seine bekannt ausgefeilten Verse zwischen Wortakrobatik und Lyrik bei.
Das passt wie Faust auf's Auge und steigert die Freude auf weitere Songs. Diese wird Dub Tribe Rising in den kommenden Wochen auch live präsentieren. Wir hoffen doch sehr, dass der Tourkalender sich jenseits der Berge demnächst weiter verdichtet.

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Der gute Start

Kann man zu dem Titel "Meet me at the bar at 10am" nein sagen? Keinesfalls. Den gepflegten Start in den Tag schätzen offensichtlich auch die Jungs von Glassback. Die Hamburger Formation hat sich mit dem neuen Sänger Sadric ein wenig neu erfunden. "Meet me at the bar at 10am" hört man aber die Vergangenheit der Band in der Metalszene an.
Diese Basis reichern Glassback nun mit staubtrockenen Drums an, in Kombination mit klingenden Gitarren und einem dadaa-dadaa-dadaa-dadada, das so mega catchy ist, dass du's nicht vergisst. Das bringt den Song in eine angenehm kantige Popecke mit Nineties-Flair.
Mit neuem Material sind Glassback im Sommer unterwegs. Trefft sie an der Bar um zehn.

www.instagram.com/glassbackband

Ragga 2 update

Offensichtlich per Messengerdienst verabredeten sich Jay Darkside und die Ragga Twins zum gemeinsamen Musizieren. Was für eine geniale Idee! Das Hackney Reggae-Jungle MC-Duo Ragga Twins ist seit den 80ern im Geschäft, um beständig Jungle, Drum'n'Bass und Garage zu unwiderstehlichem Sound zu verschmelzen. Und man sieht: Das schaffen sie auch heute noch mit veteraner Leichtigkeit.
Das macht sich Producer Jay Darkside gern zunutze und fabriziert mit "Follow we" flugs einen großartigen Breakbeat-Drum'n'Bass-Edit des nicht minder genialen Tunes "Follow fashion", den die Twins gemeinsam mit Wrongtom vor fünf Jahren veröffentlichten.
Solche Tracks wünscht man sich zum Geburtstag!

www.instagram.com/jay.darkside

Wieder da: Horace Andy-hii-hii-hii

HoraceAndy MidnightRockerEs ist kaum zu glauben, dass die beiden Reggae-Schwergewichte Horace Andy und Adrian Sherwood in mehr als 40 Jahren nicht zueinander gefunden haben. Dabei ist das doch immer ein Erfolgsrezept gewesen, wenn charismatischer Sänger und genialer Produzent gemeinsame Offbeatsache machten.
2022 ist also soweit. UK-Soundgigant Sherwood trifft JA-Urgestein Andy. Adrian macht Horace ein Bett aus Reggaesounds der letzten 50 Jahre. Roots Rockers, Onedrop, Nyabinghi trifft auf Horace Andys unverkennbares Falsetto und Altherren-Tremolo. Man weiß gar nicht, wer damit wem mehr hilft.
Horace Andy hat seit den 60er mit den wichtigsten Reggae-Producern zuammen gearbeitet: Coxsone Dodd, Bunny Striker Lee, Keith Hudson, Niney the Observer. Und die Zusammenarbeit mit Massive Attack seit den 90er Jahren hat seine Popularität in ganz andere Richtungen erweitert. Parallel dazu hat Sherwood mit seinem legendären Label On-U-Sound nicht zuletzt mit "Rainford" bewiesen, einem der letzten Alben von Lee Scratch Perry, dass er jeder Reggaegröße ein perfektes Album auf den Leib stricken kann.
Es ist also nicht überraschend, dass "Midnight Rocker" von großer Qualität ist. Das Album wird es vermutlich nicht auf den Mount Zion (aka Olymp) des Reggae schaffen, aber all denjenigen sehr viel Spaß machen, die es mit der jamaikanischen Volksmusik halten.
Und wem das permanente Leiern Andys auf den Senkel geht, kann sich jetzt schon auf das gesangsfreie Dub-Album zu "Midnight Rocker" freuen, das Sherwood noch für dieses Jahr ankündigt. Dieses Album wird in bewährter Tradition die Schönheit der Riddims ins rechte Licht rücken.

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Ein trauriger Tag - Lee Scratch Perry ist tot

schwarzsehenAm Sonntag, dem 29.08.2021 verstarb Lee Scratch Perry. Der Mann, der dem Reggae zu jeder Zeit neue Impulse gab, ist 85 Jahre geworden. Sein Leben endete in Jamaica, wo Perry geboren wurde, und in das erst zu Beginn des Jahres zurückgekehrt war, nach dem er viele Jahre in der Schweiz lebte.

Zur Erinnerung veröffentlichen wir noch einmal unsere Rezension zu seinem letzten vollständigen Album von 2019, in der wir bereits ahnten, dass die Musikwelt nicht mehr viel Neues vom Genius des Reggae hören wird.

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