Im Rausch

vflpuzzle1Viele Fans des VfL Bochum würden es vermutlich lieber ihrer Mannschaft wünschen. Aber nun ist es eher die Vereinsführung der Blauweißen, die einen Lauf hat.

Am vergangenen Wochenende konnte man bei der Jahreshauptversammlung die Ausgliederung der Profiabteilung in einen GmbH & Co. KGaA derart schmackhaft machen, dass sich 80% der anwesenden Mitglieder für eine solche und die Öffnung des Vereins für Investoren entschieden. Die kleine, aufrechte Opposition, der man im Verlauf des Jahres von Vereinsseite das Gefühl vermittelte, auf Augenhöhe im Entscheidungsprozess zu sein, wurde meisterhaft an die Wand gespielt, ein wenig desavouiert, ein wenig stigmatisiert…kurz: Locker abgekocht und lässig ein sattes, zustimmendes Votum für eine zukunftsweisende und irreversible Veränderung der Vereinsstruktur eingetütet.

Das hat die Entscheidungsträger beim VfL offensichtlich so stark beflügelt, berauscht, dass es fast scheint als stünde Red Bull als Investor vor der Tür und bittet um Einlass. Denn kurzerhand entschließt man sich, den Trainer zu entlassen und den Mannschaftskapitän zu suspendieren. Nach mehrwöchigen, sportlichen Minderleistungen mit dem Tiefpunkt beim Spiel in Kiel, hat man gründlich analysiert oder einfach nur gepennt, jedenfalls mehr als eine Woche gebraucht, um die handelsübliche, im Profifußball immer gewählte Variante der Trainerentlassung anzuwenden.

Tatsächlich steht derzeit alles beim VfL unter dem Vorzeichen des Bundesligaaufstiegs, der jetzt offenbar irgendwie herbei entschieden werden muss, weil er schließlich vor Saisonbeginn ins Auge gefasst wurde. Je mehr man sich vom selbstgewählten Ziel entfernt, desto heftiger werden die Zuckungen und das Gerücht macht sich breit, dass Herbert Grönemeyer bei seinem anstehenden Besuch im Ruhrstadion nicht die inoffizielle Vereinshymne intoniert, sondern seinen Klassiker "Was soll das?".

Was werden Herr Hochstätter und Herr Wilkenbracht demnächst im Hinblick auf den geplanten Aufstieg entscheiden? Den Bau einer bundesligatauglichen Arena mit goldenen Sesseln auf der Tribüne für die Geschäftsführung? Ein Engagement von Ancelotti?
Ein echter Zocker geht eben ins Risko, wenn er merkt, dass die Glückssträhne zu enden droht.