Goosen trägt schwarz

vflpuzzleFrank Goosen hat nur ein schwarzes Sakko. Sein Aufsichtsratssakko.

In diesem Sakko lief Goosen auch bei der Diskussionsveranstaltung zum Thema Ausgliederung der Fußballprofiabteilung auf, zu welcher der VfL Bochum seine Mitglieder einlud. Damit war klar, dass Frank Goosen nicht als Kabarettist und auch nicht als veritabler Kritiker moderner Fußballmarotten zu diesem Abend erschienen war, sondern als Aufsichtsratsmitglied des VfL Bochum.

In dieser Eigenschaft gab er im bühnenreifen Sprachduktus sein Eingangsstatement zur Podiumsdiskussion ab, das zusammengefasst etwa so lautete: Ich fand Ausgliederung auch mal scheiße, aber jetzt ist es die einzig mögliche Alternative für den VfL! Das brachte die Diskussion bereits in eine Schieflage bevor sie eigentlich begann. Bei dieser Schieflage drohten Stephan Berger und Simon Zimmer rechtsaußen vom Podium zu rutschen.

Für die beiden Vertreter der Initiative echtVfL, die sich gegen die Umwandlung der Fußballabteilung in eine GmbH & Co. KGaA wendet, war das ein denkbar schlechter Beginn, stand doch bereits zu diesem Zeitpunkt vielen der anwesenden Mitglieder ins Gesicht geschrieben: Ja, wenn selbst Frank Goosen sagt,….Es sollte an diesem Abend aber noch einsamer werden um echtVfL.

Weil es auch Wilken Engelbracht als Finanzvorstand des VfL tatsächlich meisterhaft versteht, die schwierige Problematik auf ein simples Schwarzweißbild herunter zu brechen. Ohne Ausgliederung und Investor steigt der VfL in die dritte Liga ab oder noch schlimmer, mit frischem Geld geht es in die Bundesliga. Und aufbrandender Applaus bestätigt, dass man in Zeiten der 160 Zeichen mit einfachen Wahrheiten weiterkommt.

Während Berger und Zimmer ehrlichen Fußball und befriedigende Stadionerlebnisse propagierten, davor warnten den unbedingten Erstligaaufstieg zum einzigen Maßstab zu machen und warnende Beispiele der Hyperkommerzialisierung im Fußball ins Gedächtnis riefen, sagte Engelbracht sehr gefällig: Dann müssen wir irgendwann vielleicht auch jemanden wie Leon Goretzka nicht mehr ziehen lassen…

EchtVfL argumentierte sich Schwielen auf die Zunge, mühte sich und zeichnete das Bild eines VfL, der bundesweit für Aufsehen sorgen könnte als erster Verein in Deutschland, dessen Mitglieder sich gegen eine Ausgliederung stellen und einen alternativen Weg beschreiten. Doch selbst Prof. Dr. Wellmann, selbsternannter Kulturgutschützer und Vorsitzender von Rot-Weiss Essen konterte lapidar: Schön, aber damit verkaufst du kein einziges Trikot mehr. Und plötzlich stand der neue Claim von RWE - Wir sind stolz auf was war und was kommt - in ganz anderem Licht da. Was kommt da wohl? Die letzte vermeintliche Allianz der Ausgliederungsgegner löste sich sachte in Luft auf.

Die Saalmikrofone wurden mehr und mehr für Wortbeiträge gebraucht, die an Äußerungen renitenter Kinder erinnern, denen Reiswaffeln angeboten werden. Nein, ich will Schokoladeneis! Kommt, nehmt doch zweite Liga. Neiiiien, ich will in die erste Liga!!! Wilken Engelbracht - der auch CEO bei KPMG sein könnte - lehnte sich im Verlauf des Abends grinsend zurück. Ausreichend Mitglieder begriffen seine Botschaft und machten sie zu ihrer eigenen. Hosianna! Lasst uns das gute Wort vom Aufstieg weiter verbreiten.

Am 7. Oktober wird die große Mehrheit der Mitglieder Engelbrachts Antrag auf Umwandlung der Bochumer Fußballabteilung in eine GmbH & Co. KGaA befürworten, der VfL wird trotzdem nicht aufsteigen, aber der neue Investor wird Frank Goosen ein zweites Aufsichtsratssakko spendieren.

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