Sebastian Sturm & Exile Airline - The Kingston Session

sturm kingstonsession kleinEin Gegenbesuch.

Nachdem Sebastian Sturm für sein letztes Album „A grand day out" die beiden jamaikanischen Produzenten Sam Clayton jr. und Stephen Stewart nach Deutschland holte, ist der Aachener samt Band nun nach Jamaika gejettet, um das neue Album einzuspielen, das passenderweise „The Kingston Session" heißt.

Im ehrwürdigen Harry J Studio in Kingston entstand das neue Werk von Sebastian Sturm & Exile Airline. Unter den Fittichen von Stephen Stewart, der bei Gründung des Studios 1972 der Sound-Azubi des damaligen Toningenieurs Sylvan Morris war, hat die Band neun Tracks eingespielt, von denen acht bereits auf den vier vorherigen Alben von Sturm zu finden sind. Damit ist „The Kingston Session" genau genommen ein Best-of geworden.

Doch in dem mit Legenden umrankten Studio auf der Roosevelt Avenue, in dem die Heptones „Book of rules" aufnahmen, Burning Spear „Days of slavery" und Bob Marley & The Wailers „Natty Dread" und der Roots-Sound der Siebziger bis heute eine Heimat hat, haben die Songs der deutschen Reggaeband noch einmal eine Veredlung erfahren. Mit ein wenig Re-Arrangement, einem auffällig anderen Basssound und dezenten Dub-Elementen atmet „The Kingston Session" den Hauch der goldenen Ära des Roots Reggae. Exile Airline produziert dabei mit der erfahrenen jamaikanischen Unterstützung einen weich wummernden Roots Sound, der Reggae weltweit bekannt gemacht hat.

Und das derart perfekt, dass selbst ein jamaikanischer Radiomoderator entgeistert nachhakt, ob den tatsächlich alle Instrumente von Germans gespielt wurden. Wirklich??? Ja, in echt. Hier zeigt sich erneut die Qualität der einzelnen Musiker, die Exile Airline über den Status einer schnöden Begleitband weit heraushebt.

Wozu Exile Airline fähig ist, beweist dass neunminütige „Free man". Dieses Stück, das bisher nur in den Liveshows von Sebastian Sturm auftauchte, überschreitet zwischenzeitlich die Genregrenzen und dringt weit in Jazzgefilde vor. Dafür verantwortlich ist der großartige Einsatz von Philip Breidenbach und Joonas Lorenz an Gitarre und Piano.

Wenn auch Best-of- oder Live-Alben häufig abgeschmackte Marketinginstrumente sind, sollte man sich „The Kingston Session" dennoch nicht entgehen lassen. Das Album ist einerseits eine gelungene Sebastian Sturm Retrospektive, die man nach vier Studioalben schon mal einschieben kann. Andererseits, und das ganz besonders, ist es ein hervorragendes Reggae-Album.

Erscheinung:2015 (10.04.)
Label: Rootdown Records
www.sebastian-sturm.eu