Jeder Melodica-Spieler begibt sich in den langen Schatten eines Augustus Pablo. Dass es sich dort aber aushalten lässt, beweisen die Senior Allstars.
Mit „What next?“ ist ein Dub-Album entstanden, dass in Tracks wie „Jam Rock“ oder „Yeko“ natürlich alte Reggae- und Dub-Schemata bedient, aber in weiten Teilen darauf einen Sound aufbaut, der die Grenzen des Genres erweitert. Die Münsteraner Senioren lassen auch schon mal Jazziges einfließen oder integrieren wie bei „More dan dat“ häufig ein Fender Rhodes Piano, das nun mal nicht zu den Hausgöttern des Reggae zählt. Bereits der Opener „Antenna Dub“ bietet Gitarren- oder Keyboardparts, die man im Umfeld des Reggae gewöhnlich länger suchen muss. Darüber hinaus haben sich die vier Altstars dazu entschlossen, das klassische Konzept des Dub - den vom zentralen Mischpult gesteuerten Mix - aufzubrechen und jedem Musiker Effektgeräte an die Hand zu geben. Dadurch soll ein „kollektiver und improvisierter Dub“ entstehen, der den einzelnen Musiker über den Status des Materiallieferanten erhebt.
Die Dub-Konstrukte lagern selbstredend auf einem satten drum & bass Fundament. Klare Bassläufe, die gemütlich vor sich hinbrummeln wie meine demente Omma und eine dezente, fast schon weiche bass drum sorgen für einen samtigen, geschmeidigen Teppich. Hinzu kommen großartig akzentuierte und akzentuierende Dub-Effekte, die niemals überfrachten, was möglicherweise aus der kollektiven Machart des Dubs der Senior Allstars resultiert.
“What next?“ ist daher ein hausgemachtes, handgefertigtes und hochgradig analoges Dub-Album mit sehr symphatischem Sound geworden, das äußerst entspannt, aber nicht belanglos wirkt und nach 13 Stücken mit genialen Schluss-Sekunden schließt. Die schon seit langem auch als hervorragende backing band bekannten Senior Allstars legen damit einen fluffigen Sommer-Dub vor, süß und locker wie Luftschokolade.
Erscheinung: 2012 (28.09.)
Label: Skycap
www.theseniorallstars.de