Herr A. und Herr K.

Mein VfLHerr Kuntz ist kein Waschmaschinenverkäufer und nicht der Heiland. Das ist auch Herr Altegoer nicht, aber auch keine senile Flitzpiepe. Deshalb ist die Frage, weshalb die Ehe Kuntz-VfL kurz vor der Scheidung steht, gar nicht so einfach zu beantworten. Was die Lokalpresse aber scheinbar anders sieht.

Dort wird im Westdeutschen Allgemeinen die Sonnenkönigtheorie verbreitet, die besagt, dass Boss Altegoer keinen anderen Mächtigen neben sich duldet. Weshalb er angeblich nicht einsieht, der erfolgreichen Arbeit von Stefan Kuntz weiter eine Plattform in Bochum zu bieten und seine lichte Regentschaft vom Schatten des Managers verdunkeln zu lassen. Ob diese Erklärung der augenblicklichen Spannungen beim VfL einleuchtend und zutreffend ist oder nur von hier bis zum Ruhrufer gedacht, ist von Außenstehenden sowieso nicht zu klären. Aber womöglich zeugt die Schwarz-Weiß-Hypothese lediglich von der guten Arbeit des Sportmanagers.

Denn schließlich ist Stefan Kuntz längst zur Identikationsfigur und zum Hoffnungsträger der VfL-Familie geworden, dessen bisherige Erfolge jedem verbieten, dem smarten Ex-Profi an die Karre zu pinkeln. Er ist nun mal ein Meister seines Fachs und meisterhaft darin, seine Fachmeisterschaft entsprechend zu publizieren. In dieser Woge der Glückseligkeit und Symphatie geht dann auch mal unter, dass der Manager des Bochumer Bundesligisten ein Problem hat.

Sein Vertrag läuft im Dezember dieses Jahres aus. Das ist nicht die Zeit, in der neue Managerstellen in großer Zahl im Stellenteil zu finden sind. Der Markt der sportlichen Leiter weist bisher noch nicht die Fluktuation des Spielermarkts auf. Neue Stellen sind rarer und meist im Sommer verfügbar, wenn es in dem einen oder anderen Klub darum geht, Neues für die kommende Saison aufzubauen. Daher kann es durchaus geboten sein, sich aus einem laufenden Vertrag heraus zu nörgeln, um in diesen Grundrhythmus des Stellenwechsels einzutreten.

Ohne Zweifel ist der Herr Kuntz der letzten Jahre das Beste, was dem VfL Bochum passieren konnte. Doch der Herr Kuntz der letzten Jahre ist auch das Beste, was Herrn Kuntz passierte. Es wird - analog zu Bochums besten Balltretern - auch Interessenten für den klugen Kopf im Vorstand geben. Und in dieser Hinsicht wird der VfL dauerhaft nicht mithalten können. Deshalb eine Neurodermitisattacke zu bekommen, ist unnötig. Herr Kuntz war zwar kein Waschmaschinenverkäufer, aber eben auch kein Heiland.