Einer hat den Kuckuck am Nest

Steuerparadies BochumMan muss auch mal dankbar sein für den Status eines kleinen Lichts, einer mickrigen Wurst oder eines einflusslosen Kissenknickers. So kommt man zumindest nicht in Versuchung, 300.000 Euro an Steuern zu hinterziehen. Ganz davon zu schweigen, dass der Großteil der Bevölkerung Schwierigkeiten hätte, diese Summe zu hinterziehen, weil ein Steueraufkommen dieser Höhe von den meisten in ihrem Arbeitsleben nur erreicht wird, führte man die Rente mit 92 ein.

Raymond Kalla, Ex-Profi des VfL Bochum, hielt der Versuchung nicht stand. Deshalb wurde nun für ihn ein Vorstrafenregister eröffnet und feierlich mit 20 Monaten auf Bewährung eingeweiht. Zudem darf er die 311.488 Euro unterschlagenen Steuergeldes aus den Jahren 2002 bis 2004 dem deutschen Staat erstatten.

Die Staatsanwaltschaft gibt sich damit aber nicht zufrieden, denn sie hält dieses Bochumer Modell für gängige Praxis in der Fußball-Bundesliga und hofft, an die Drahtzieher zu kommen, die irgendwo in der Bochumer Vorstandsetage zu finden sein müssen. Das waren in den fraglichen Jahren fast die gleichen Herren, die heute noch dort sitzen. Diejenigen, die uns neulich mit dem neuen Leitbild des VfL überraschten, in dem Seriosität als oberstes wirtschaftliches Prinzip verankert ist, die ausweislich des Leitbilds hart und ehrlich arbeiten und sich zu ihrer sozialen Verantwortung bekennen. Sich jedoch auch als verschworene Gemeinschaft positionieren. Das trifft im Fall Kalla eher den Kern.

Es ist tatsächlich unwahrscheinlich, dass nur der VfL Bochum auf die Idee gekommen ist, hohe Gehaltsforderungen von Wunschspielern durch Sparen der Steuern zu realisieren. Eher werden die Bochumer die Doofen sein, die erwischt wurden, während in Dortmund, Schalke und anderswo seit Tagen die Aktenshredder leise murmeln. Vielleicht wird man demnächst trotzdem noch einiges von solchen Fällen hören.

Ungeachtet dessen, hat der Fall Kalla der Öffentlichkeit ein weiteres Mal gezeigt, welche Geldsummen beim Fußball im Spiel sind. Selbst der ach so kleine, arme VfL Bochum zahlt einem Spieler zusätzlich zu dessen Gehalt ein steuerfreies Handgeld von 640.000 Euro. Was es in Schalke zu verdienen gibt, wissen wir bereits durch den dummerweise veröffentlichten Vertrag von Mesut Özil. Zusammenfassend lässt sich mit Fug und Recht behaupten, dass Fußballprofi ein schöner Beruf ist, gemessen an Aufwand und Ertrag. Um Anderes geht es in diesem Geschäft nicht mehr.

Der trotz dieser Summen und Machenschaften allwöchentlich einsetzende Pilgerstrom der Fans in die Stadien, ist deshalb deutlicher Beleg dafür, dass sich inzwischen die Zuschauer viel stärker auf das Spiel konzentrieren als die Spieler das tun.