Sieht man die exzentrisch-exzessiven Infos und Fotos auf Big
Boys Sites oder erlebt ihn live on stage abgehend, könnte dieses einen
das Fürchten lehren, und es gibt sicherlich eine Menge Leute, die
kritisch mit erhobenem Zeigefinger sagen: „Der spinnt doch oder ist
total fake!“
Doch schon eine eingehendere Beschäftigung mit der CD lässt bereits
andere Facetten erahnen. So machte ich mich auf, Big Boy und dem neuen
Gitarristen Lord Auge in Auge gegenüberzutreten und ich sage nun: Big
Boy ist wahr(haftig) und hat noch eine Menge mehr zu erzählen, sogar
Philosophisches. Vielleicht könnte er auch ein ganz großer werden, wenn
man ihn lässt, denn er lebt mit der Band seinen Traum mit Herzblut, und
zeigt auch mal eine ganz andere Seite, wenn man ihm ein verhaltenes
Lächeln abluchst.
Welche von den Geschichten – ohne das negativ zu meinen, die sich um Big Boy ranken, ist deine Lieblingsgeschichte?
Big Boy: Du nennst das Geschichten, das ist natürlich mein Leben. Vielleicht sagst du mir, welche du da meinst.
Vielleicht die Entstehungsgeschichte von Big Boy, wie es dazu kam. Es heißt ja, das war wie so ne Art Inspiration…
Big Boy: Ich hab nen Traum gehabt und wollte Rockstar werden und war
furchtbar frustriert von der Musiklandschaft… und dachte mir dann
einfach wenn Bands wie Revolverheld n Publikum finden, dann finde ich
auch n Publikum. Einiges, was du jetzt Geschichten nennst, ist
vielleicht n bisschen metaphorisch, aber entspricht schon der Wahrheit,
obwohl das kaum jemand glauben möchte.
Wie war das mit der Vision mit Freddy Mercury?
Big Boy: Ja, ich war einfach immer n riesengroßer Queen-Fan.
Ich war n sehr unglückliches Kind und n unglücklicher Jugendlicher und
Freddy Mercury war fast so was wie ne Vaterfigur oder n großer Bruder.
Queen, Freddy war für mich wirklich so während der Schulzeit mein
bester Freund und das Licht meiner Jugend.
Inwiefern konnte er ein Freund sein?
Big Boy: Weißte, vielleicht, war es gut, dass er dann schon
tot war, du weißt ja wie das ist mit Idolen. Wenn du sie dann triffst,
sind sie wieder ganz anders. Ich hätte auf dem Rolling Stones-Gig im
Zirkus Krone vor n paar Jahren mal die Chance gehabt auf der
Aftershow-Party am Tisch neben denen zu sitzen und ich wollte das gar
nicht, ich wollte nicht feststellen, dass die ganz normal sind und ganz
langweilig und so, und vielleicht war das auch so bei Freddy Mercury.
Vielleicht habe ich mir diese Figur selber n Stück weiter entwickelt,
das ist ja grad das Schöne daran, das ja auch irgendwie ne Rolle spielt
in dem was wir machen. Weißt du, dieses ganze Glam-Ding, da geht’s ja
auch darum, dass du was wirst, was du gerne sein möchtest und nicht
unbedingt das bist, was du von Montag bis Freitag sein musst, sondern
das wirst, wovon du träumst. Ich hab oft von Freddy Mercury geträumt
und vielleicht wäre er im wirklichen Leben keine Vaterfigur geworden,
sondern eher n Liebhaber, aber das wär n bisschen eklig gewesen. (lachend)
Was bringst du denn für eine Vorgeschichte mit rein, du bist ja noch nicht so lange dabei?
Lord: Ich bin eigentlich maßgeblich dabei, einfach weil ich
dafür bekannt bin, dass ich wenig sage und exzellent Gitarre spiele und
darauf beschränk ich mich dann meistens.
Gibt’s noch was, was bisher unter dem Mantel der Verschwiegenheit ruht, wo es hier mal die Möglichkeit gibt, das zu erzählen?
Big Boy: Ja, wir haben n Haufen Mädchen mitgenommen nach nem
Konzert und eine von denen hat mir meine Hose geklaut und ich weiß wer
das ist und wenn ich die noch mal treffe, dann kann sie was erleben…
Das kannst du so schreiben.
Dieses Jahr gab’s schon verschiedene Auftritte, wie waren die so im Vergleich?
Big Boy: Das WGT war vielleicht irgendwie der erste Gig wo
sich keiner nach uns umgedreht hat, wo wir so am langweiligsten
aussahen von allen – das war mal was Neues. Wir waren zum ersten Mal
nicht die am schlimmsten gekleideten. Es war schön mal am Tag zu
spielen, da hat man endlich mal gesehn, dass wir geschminkt sind. Die
Leute waren auch nett, wir hatten Glück mit dem Wetter, die hatten
sogar alle Latex-Klamotten gegen den Regen an und war n schönes
Festival.
Zukünftig steht zum Beispiel das M’era Luna an mit einer frühen Spielzeit…
Big Boy: Ja, irgendeiner muss ja die Leute aufwecken und den Job übernehmen wir dieses Jahr.
Lord: Wir müssen mal gucken, ob wir bis dahin warm werden, sonst verschieben wir zur Not das Frühstück auf später.
Oder ihr seid noch wach…
Big Boy: Ja, wir reisen ja am Abend vorher an, d.h. es kann
tatsächlich passieren, dass wir da aus dem Bett direkt auf die Bühne
stolpern, aber dann sind wir wengstens schon mal geschminkt.
Kafka hat ja beim WGT Abschied gefeiert, bei dir steht auf der Seite, du bist “temporarily“ Gitarrist bei Big Boy?
Lord: Die Sache ist die, dass ich halt sehr viele Sachen mache und
von Anfang an wir beide uns gewünscht haben zusammen Musik zu machen.
Und ich bin jetzt dabei, mache es mit ganzem Herzblut, mach es, so
lange ich eben kann und ich denk mir, das wird ne ganze Weile sein.
Mit wem würdet ihr mal gerne auf Tour gehen?
Big Boy: Ah, ich lieb Turbonegro persönlich und das wär mein Traum mal mit Turbonegro auf Tour zu gehen.
Der Big Boy, wer ist eigentlich der Big Boy, die Band oder nur du?
Big Boy: Nee, Big Boy bin ich, aber die Band hat sich nach mir
benannt, was mich natürlich ehrt, und bei uns sind wir alle Big Boy
geworden, bis hin zum Engineer, der ist auch Big Boy.
Es gibt immer mal die Referenz Schweden, kannst du dazu mal was sagen? Ist ja auch im Logo angedeutet, die Flagge…
Big Boy: Ich wohn da einige Monate jedes Jahr, hab n Riesenglück,
Familie da zu haben und nen Ort wo ich hingehen kann. Ist n schönes
Land, aber es wird auch wahnsinnig überschätzt. Irgendwie ist alles
cool, die haben alle nette Haarschnitte, hält sich aber auch alles in
Grenzen. Die schwedische Mentalität ist halt irgendwie nur besoffen
Gefühle zeigen zu können und deswegen bin auch ganz froh, wieder da
wegzukommen. Eigentlich erträgst du’s nur im Sommer da, im Winter da
fangen sie alle an zu saufen, kriegen ihre Depressionen.
Was ist denn für dich
die Hauptbedeutung von Big Boy, ist das eher ein kleiner ungezogener
Junge, der sagt: „Ich bin doch schon groß!“ oder eher jemand, der dabei
ist sein Ding zu machen.
Big Boy: Na, weißt du, ich hab irgendwie kein Talent Sänger zu sein
oder so was und viele Texte sind so was von spätpubertär, und was wir
machen… Er ist n toller Musiker (meint Lord),
aber ich hab mich nie als Musiker gefühlt. Wie gesagt, ich wollte
Rockstar werden. Es geht einfach darum – so seifenopernmäßig das auch
klingt – dass du deinen Traum lebst, dich nicht brechen lässt und das
im Leben tust, was du tun kannst und tun möchtest. Es gibt natürlich so
diese kindische Ebene an dem Ganzen und für mich gibt’s fast auch so ne
philosophische Ebene. Ich bin sehr religiös und glaub eben daran, dass
Gott uns Freiheit schenkt und uns mit Talenten ausstattet und sich dann
einfach kaum mehr in unser Leben einmischt und vielleicht ab und zu so
ein bisschen auf diesen Weg drängt, seinem ganz persönlichen Traum zu
folgen, dass es aber auch nen Zeitpunkt gibt, an dem es zu spät ist,
den Traum zu verwirklichen. Und dann werden viele Leute alt und bitter.
Ich hab irgendwann wo ich bei ner Plattenfirma mal gearbeitet hab und
sehr unglücklich war die ganzen Paulo Coelho-Bücher gelesen und hatte
dann sogar über Email Kontakt mit ihm und mir hat das wahnsinnig
geholfen, das schwarz auf weiß zu lesen, was wir eigentlich alle wissen
und was du eigentlich aus der Bibel oder woran immer du auch glaubst,
raus lesen kannst.
Oder in anderen Glaubensbereichen…
Big Boy: Genau, ich bin auch kein Sektierer oder so was, ich bin
wahnsinnig tolerant. Ist halt mein ganz persönlicher Glaube. Ich glaube
daran, dass wir alle diesen Schatz im Leben haben und dass wir uns
aufmachen sollten, den zu finden. Weißt du, wenn jemand, der absolut
wirklich kein Talent als Musiker hat, mit kurzen Hosen und ner
Schlafmaske auf m Kopf es schafft, so weit zu kommen, dass er mehr
Alkohol hingestellt kriegt, als er selber trinken kann und vorm Bus
mehr Groupies stehen, als wir mitnehmen können, dann haben wir alles
erreicht, was wir jemals erreichen wollten, und wenn ich das kann, dann
kann das auch jeder. Und es ist total egal, was du werden möchtest, ob
du n Rockstar sein möchtest oder Gärtner oder irgendwas.
Wir sind hier beim Big Day Out, wie sieht ein Big Day Out oder eine Big Night Out bei Big Boy als Rockstar aus?
Big Boy: Wir werden das nachher schon irgendwie so biegen, dass es unserer Wunschvorstellung entspricht.
Lord: Letztes Mal sind wir im House-Club gelandet und hatten dann
unseren eigenen Bereich, wo dann so ein Gärtner vor der Tür stand.
Big Boy: Wir sind schon überall gelandet: in der Schweizer Botschaft
sind wir schon mal nach nem Gig gelandet, mal sehen, ob wir das toppen
können heute…
Im Biz ist ja wichtig, sich
abzuheben irgendwie – durch musikalische Genialität oder durch einen
eigenen Style, welche Bedeutung hat denn z.B. diese Schlafmaske, die du
gerade schon erwähnt hast?
Big Boy: Das hat einfach ganz praktische Gründe. Ich kann da direkt
nach dem Feiern ins Bett fallen und hau mir die Schlafmaske vor die
Augen und kann wunderbar die Nacht durch schlafen, - ich glaub ich
wiederhol mich jetzt ein bisschen – ich lass die dann auch einfach auf
und krieg keinen Schreck, wen ich da am letzten Abend mitgenommen hab,
ich nehm die dann erst wieder ganz ab, wenn ich im Bus nach Hause sitze.
Und da es das als Merch auch schon gibt, können die Groupies auch gleich eine aufsetzen…
Big Boy: Die können auch eine auflassen.
Lord: Das ist eigentlich genau genommen eine Beischlafmaske.
Es gibt Leute, die sagen, irgendwie wirkt’s unecht. Wie reagierst du auf solche Kritik? Sowas ist vielleicht schon mal passiert?
Big Boy: Ja, ständig. Für mich ist das natürlich auf ne Art und
Weise unecht. Wenn du Kunst so verstehst oder Musik so verstehst, dass
du einfach in deinen stinknormalen Klamotten auf die Bühne gehen musst
und darüber singen sollst, was du gestern erlebt hast. Aber in dem
Moment wo du dir nen Künstlernamen gibst, das ist ja auch schon unecht,
Dann müsste ich mich mit meinem richtigen Namen hinstellen und müsse
über mein Leben singen. Also viele große Künstler – ohne dass ich mich
da jetzt einreihen möchte – haben da so ihren Konflikt damit gehabt.
Ich denk, was ich mache ist: ich überleg mir n Image und schaff mir
dann nen Charakter und lebe das und das kannste natürlich als unecht
bezeichnen.
Für mich ist das einfach n Stück Freiheit, was zu werden, was ich gerne
sein möchte. Ich mach das nicht 7 Tage die Woche, ich hab auch kein
Problem damit, wenn mich jemand ungeschminkt sieht oder so, ich versuch
das nicht künstlich aufrecht zu erhalten. Natürlich sitz ich zu Hause
vorm Fernseher und ess Pizza und guck „Date my mom“ oder so was.
Natürlich renn ich nicht den ganzen Tag geschminkt rum und schneid mich
auf und bin dauerbetrunken. Genau darum geht’s mir: dass ich mir den
Charakter vorstelle und den dann lebe und das gibt die Möglichkeit, in
nem kurzen Zeitfenster das auszuleben, was ich gerne tun möchte und was
ich gerne sein möchte, ich kann mich benehmen wie ich will, keiner
nimmt mir irgendwas übel. Ganz im Gegenteil: umso schlechter wie uns
benehmen, umso begeisterter sind die alle und wir sind alle menschlich
und haben nicht unbegrenzt Energie und es ist einfach schön wieder nach
Hause kommen zu können und wieder sich zu entspannen uns sich
auszuruhen und neue Kraft zu tanken.
Ich hab gemerkt,dass es auch andern Leuten so geht und das viele von
den Leuten – Fans klingt immer so blöd – die Leute, denen das gefällt
was wir machen, unser Publikum, dass die das ähnlich sehen. Dass die
einfach gezwungen sind, zu funktionieren auf irgendne Art und Weise,
dass wir eben nicht mehr in den 70ern leben, wo alle nur irgendwelche
Drogen genommen haben und trotzdem noch das Studium geschafft haben und
es alles ging noch irgendwie, sondern wir leben in ner Zeit, wo du
ständig eingehämmert bekommst, dass gar nichts mehr geht, dass auch
nicht mehr n Studium noch reicht, sondern du brauchst noch Praktika und
Auslandsaufenthalt… Wenn da ne Lücke von nem halben Jahr im Lebenslauf
ist, dann ist das schon n Grund in Panik zu geraten. Vielen bleibt dann
einfach nur das Wochenende, um mal was auszuleben, was in ihnen steckt,
und ich bin einfach nur n Stück weiter gegangen. Bei mir ist das nicht
nur ein Wochenende mal, sondern bei mir ist das mein Leben. Für mich
gibt’s nichts anderes, ich hab alles aufgegeben, was ich hatte – ich
hatte n festen Job und n Gehalt – und ich hab alles verkauft, was ich
mir angeschafft hatte in der Zeit, um das machen zu können. Und ich
mach das mit Herzblut und wenn du ne Band aufziehst, dann zahlst du
anfangs nur drauf. Es gibt bei uns auch keine große Plattenfirma, die
das irgendwie sponsort und wir schauspielern nicht, aber, wie gesagt,
wir sehen uns als ne Art von Kunst und Selbstverwirklichung. Du kannst
es von mir aus als unecht bezeichnen, aber es ist nicht gefühllos.
Mal zur CD: „Hail the
Big Boy“ (Titel und Song) kann natürlich auch ein bisschen arrogant
rüberkommen, ist es absichtlich überzogen, ironisch?
Big Boy: Ja, es ist auf jeden Fall viel Zynismus dabei, aber ich
find’s immer n bisschen gefährlich wenn Bands irgendwas aus voller
Überzeugung machen und dann merken, dass viele Leute das lächerlich
finden und dann behaupten sie einfach: „Das war alles nur Spaß!“ Das
ist bei uns nicht so. Wir glauben an das, was wir tun und natürlich ist
das Stilmittel der Überzeichnung ein wichtiges. Ich find auch das
Stilmittel der Lüge nicht schlimm, obwohl ich ja nicht lüge, aber nicht
mal das fänd ich schlimm.
Du hast schon etwas gesagt zu den Texten: pubertär, aber das ist dir ja bewusst. Ist es also auch eine Art Konzept?
Big Boy: Ja klar, obwohl wir jetzt nicht so marketingorientiert
sind. Wir sitzen nicht da und sagen: „Was für n Konzept bräuchten wir?“
Wie gesagt – ohne auf die Emotionsdrüse drücken zu wollen – ich war
halt wirklich Außenseiter als Kind und wir sind ja irgendwie alle so n
Produkt unserer Kindheit und ich hab von Freddy Mercury geträumt. Ich
hab in meiner Schule damals versucht, die Pause rumzubringen, weil ich
immer alleine war und hab mir vorgestellt, als ich den Gang runter
ging, das wär irgendwie ne Bühne. Dieses „Hail the Big Boy“ ist völlig
unspektakulär entstanden, es war einfach das, was ich mir als kleiner
Junge gewünscht hätte, auszudrücken, was ich nicht bekommen hab und
als Rache auf meinem persönlichen Kriegszug später dann verwirklicht
hab.
Also, wie ich vermutete, jemand, der sein Ding macht – Endlich!
Big Boy: Endlich, ja.
Welcher Song auf dem Album liegt dir besonders am Herzen, wenn es einen gibt?
Wir haben bis jetzt immer „One good reason“ als letzten Song
gespielt, und das ist dann immer der Song, der am nächsten an der Party
dran ist, die dann gleich anfängt, und deswegen spiel ich den am
liebsten.
Worum geht’s da?
Big Boy: Es geht um Selbstmord. Ich hab ziemlich wenig Songs über
Liebe und Beziehungen, da gibt’s ja auch schon genug Songs… In dem Song
geht’s einfach darum, dass du jemanden kennen lernst und derjenige, der
sich in dich verliebt, plötzlich erwartet, dass sich deine ganze
Sichtweise ändert und dass du – was weiß ich – z.B. keiner andern Frau
mehr hinterher gucken darfst und das du gewisse Sachen nicht mehr sagen
darfst, dass wenn du vorher der Meinung warst, dein Leben sinnlos zu
finden oder es beenden zu wollen – du kennst vielleicht die Situation,
dass du so was plötzlich nicht mehr sagen darfst. Also jetzt in meinem
Fall, wenn du ne Freundin hast und du sagst: „Ich möchte nicht alt
werden. Ich möchte einfach verglühn. Ich möchte diesen Prozess, ich
möchte früh sterben.“ dann erwartet vielleicht dein Partner: „Was,
jetzt sind doch wir zusammen, wie kannst du so was noch sagen, willst du nicht
mit mir alt werden?“ und so. Und da geht’s konkret darum, ne Antwort
darauf zu geben, in dem Sinne: „Nenn mir einen einzigen Grund, warum
sich irgendwas ändern sollte an meiner Ansichtsweise und warum ich
nicht mehr diese Welt verlassen darf, wann ich das möchte!“ Ich möchte
nicht alt werden z.B.
Was hat sich denn mit der Veröffentlichung der CD geändert?
Big Boy: Geändert hat sich wenig. Ich hab auch keinen Druck oder
keinen Stress, irgendwelche Ziele zu erreichen oder irgenwelche
Chartpositionen. Für uns ist es ein Schritt in die Richtung, dass es
weiter geht, dass wir weiter spielen können, dass wir mit der zweiten
CD anfangen können. Es war in dieser Kette von Ereignissen genauso
wichtig wie der erste Gig, das erste Festival oder solche Geschichten.
Meine Mutter war n bisschen geschockt und wir haben uns dann drauf
geeinigt, dass sie sagt, ich wär n entfernter Verwandter von ihrem
Mann, falls Fragen kommen.
Was hört ihr selber für Musik?
Lord: Also ich hab in letzter Zeit zwangsweise natürlich
hauptsächlich Big Boy gehört ansonsten liegt meine Hauptinspiration
vermutlich ganz stark bei Rammsteim, Nine Inch Nails und ich höre auch
leidenschaftlich gern Schlager, einfach um bei mir auch wieder so die
Leichtigkeit zu wecken.
Big Boy: Queen ist sehr wichtig gewesen, wie gesagt, ich liebe
Turbonegro, ich mag auch gut gemachte Popmusik. Ich liebe – das ist
auch schon n bisschen älter – das letzte Sade-Album z.B. und ich hab
komischerweise auch ne Ader für ganz cheesy Popmusik. N guter Freund
von mir hat die ganzen Westlife-Songs geschrieben, da ist dann weniger
Westlife im Fokus der Bewunderung als er, ich find das toll, so große
Balladen und so Geschichten. Hör ich jetzt privat nicht unbedingt jeden
Tag, aber ich kann dem auch was abgewinnen. Bis auf Revolverheld, das
musst du dazu schreiben, wir mögen eigentlich alles bis auf
Revolverheld.
Lord: Das ist wirklich zum erschießen. Sagt ja schon der Bandname. Die wollen’s ja auch nicht anders.
Was über dich / euch würde die Leute wohl am meisten erstaunen?
Big Boy: Ich weiß nicht, ich glaube nicht dass es da so viele
überraschende Dinge gibt… Weißt du, jeder erwartet so sehr geschockt zu
werden, egal wo wir hinkommen, selbst wenn wir noch so müde sind, jeder
erwartet, dass wir uns hemmungslos besaufen und mit den Leuten feiern,
was dann n bisschen schwierig ist manchmal, weil wir das dann einige
Abende hintereinander machen und die halt die ganze Woche gearbeitet
haben und sich dann darauf freuen, das dann einen Abend mal zu machen,
und mit diesen ganzen Geschichten und Fotos und so müssen wir uns schon
richtig ins Zeug legen um die Leute noch zu schocken. Das schaffen wir
auch manchmal, aber wahrscheinlich wären die Leute überrascht wenn sie
uns gestern Abend gesehen hätten. Was haben wir gestern gemacht?
Lord: Mein neues Leben und Popstars geguckt.
In der Badewanne…
Lord: In der Badewanne und danach Gummibärenbande auf Video, das haben wir in unserer Jugend immer geguckt.
Big Boy: Teil 1-7.
Lord: Ich glaube bei Teil 6 sind wir eingeschlafen, das Wasser war schon kalt.
Big Boy: So war das.
Lord: Aber es war schön.
Big Boy: Heute noch mal Teil 8-12.
Lord: Haste mit? Auf jeden Fall. Wunderbar, im Hotel dann.
O.k. Famous last words?
Big Boy: Shave your bushes! (lacht)
Lord: Ich bezeichne das immer als Problembär.
Big Boy (immer noch lachend): Schreib: Grow your bushes!
Aha, mal was neues! Dann bedanke ich mich!
Big Boy: Wir bedanken uns bei dir.
Links:
CD-Review “Hail the Big Boy”
www.myspace.com/hailthebigboy
Live:
11.08.07 M'era Luna Festival, Hildesheim
17.08.07 Essen Original Festival, Essen
13.10.07 Underground, Köln
-Lady Reason-