Rock Circus einmal anders...

ImageWer hätte gedacht, dass das Waltroper Parkfest einen so aus den Socken hauen könnte? Zumindest der abschließende Sonntag stand im Zeichen des Rocks und die Bands, insbesondere Headliner 4LYN, brachten das Zirkuszelt bei immerhin ca. 18°C Außentemperatur (wir hätten das Zelt nicht wirklich gebraucht…) zum Kochen und fast zum Abheben.

Ansonsten verteilten sich die unterschiedlichsten Stände und Veranstaltungen für Groß und Klein im Park, für alles was man so braucht war gesorgt. Aber zurück zum ominösen Zirkuszelt in dem ab 17 Uhr ein rockiger Nachmittag seinen Lauf nehmen sollte.

Hatte man das Zelt erst einmal betreten, war alles plötzlich rot getüncht durch die schweren Zeltplanen und die Luft war nicht wirklich frisch, eher etwas stickig – eine zunächst etwas merkwürdig anmutende Atmosphäre für ein Rockkonzert. Die Bands machten einen das aber schnell vergessen, sobald losgerockt wurde.

That's why...Als erste eröffneten IMAGO aus Waltrop die Show und lieferten ein ordentliches Set mit rockigen englischsprachigen Songs und schönen, frischen Melodien ab.
Besonders der charismatische Frontmann brachte eine super Stimmung rüber und kam schnell den Publikumsrufen der recht beachtlichen Fangemeinde nach, indem er sein Shirt von sich schleuderte. Wer da war, weiß warum, wer nicht da war, sollte nächstes Mal gehen. Lediglich die Ansagen von Sänger… konnte man aufgrund der enormen Geschwindigkeit nicht verstehen, aber nachher darauf angesprochen sagte er, selbst Verwandte verstehen ihn manchmal nicht. Insgesamt ist IMAGO eine viel versprechenden Combo, von der man sicher noch das ein oder andere hören wird.

Zweiter Act heute war AUTOBAHN, was über Stil und Zweck zunächst keine Schlüsse zulässt. Deutschrock ist sicherlich Geschmacksache und dieses Nachfolgeprojekt von ASTRA KID-Sänger … mag früheren Fans gefallen, aber meine Welt ist das nicht. Die Texte waren ein wenig schmal bestückt, die Band mit zwei Mann an Schlagzeug und Gitarre / Gesang auch, aber dafür haben sie ihre Sache dann doch ganz gut hingekriegt.

10 Jahre und weiter so !Richtig voll wurde es im Zelt erst wieder bei FINN, die zur Rockbesetzung noch Geige auffahren und damit auch manchmal ein wenig folkloristisch klingen. Musikalisch sehr ausgereift und vielfältig erspielten sie sich im breit gestreuten Publikum sicherlich weitere Sympathien, und das zu Recht. Die vom Erscheinungsbild eher zierliche Sängerin hat viel Ausstrahlung und eine gewaltige Stimme. FINN feierten ihr zehnjähriges, präsentierten ihre brandneue CD und machen hoffentlich noch einige Jahrzehnte weiter…

Headliner 4LYN hätte man meinen können passen hier gar nicht hin, auf so ein Familienfest, aber schon als sie irgendwann zwischen der zweiten und dritten Band aus der Schweiz angereist kamen, merkte man, dass sie trotz stundenlanger Fahrt recht entspannt sowie super gut drauf waren und so richtig Bock auf Rock hatten. Ron und Chi waren „gut behütet“, so dass die Drrty Rokkas eher wie Drrty Gentlemen aussahen, was ihnen durchaus gut stand.
Als Ron nach dem rituellen Intro „The boys are back in town“ dann mit breitem Grinsen und Vorfreude auf die Bühne stürmte, hatte er aber seinen üblichen Style und von Anfang an die Sympathie von fast dem gesamten Publikum auf seiner Seite. Ich kann mich nicht erinnern, obwohl die Stimmung bei 4LYN-Konzerten grundsätzlich grandios ist, ihn schon mal so gut gelaunt und mit solch einer Ausstrahlung gesehen zu haben. Erstaunlicherweise war es gar nicht so stressig vor der Bühne, obwohl es noch nicht einmal einen Graben gab. Die Leute waren ebenfalls bester Laune, tanz-, spring- und singbegeistert. Die Atmosphäre war mehr wie auf einer Party, die Interaktion zwischen Band und Zuschauern perfekt.

the boys were back in town
Edel Records, Fotograf: Sven Sindt
Sänger Ron, bekennender Hip Hop-Fan, gab zwischendurch sogar eine gekonnte Rapeinlage aus dem Bauch heraus. Er war auch ständig in unterhaltsamem Kontakt mit seinen Bandkumpanen, Leuten aus seinem Team, einem Kameramann und sogar den Securities. 4LYN spielten einige neue Songs vom kommenden Album (VÖ 26.10.07, Review folgt), insbesondere die bereits bekannte und beliebte Ballade „Nostalgia“ und die neue Single „Hello (for you I’m dying)“, bei denen deutlich mehr Gefühl mitschwingt als bei dem gesamten Compadres-Album von 2005. Aber auch kraftvolle Stücke wird es geben, wie man schon hören konnte. Außerdem durften Hits wie „Drama Queen“, der Battle-Song mit dem Mosh-Pit, „Bugs in head“, „Outta here“ und natürlich Songs der ersten Jahre wie „Whooo!“, „Incomplete“ und „Lyn“ nicht fehlen. Ron kündigte feixend an:  „Heute wird es richtig dreckig, wir spielen extra lang für euch!“ und das machten Chi, Deee, René und Ron auch wahr mit 1 ½ h bestem Rock, guter Stimmung, literweise Schweiß auf beiden Seiten, mehreren Ladungen Wasser für die Fans und dicker Zugabe, bis es dann unabwendbar hieß: „In Hamburg sagt man Tschühüß…!“
Passenderweise startete das grandiose Parkfeuerwerk direkt nach diesem fantastischen Auftritt, quasi als weiterer Beifall. Aber für 4LYN war damit die Arbeit noch nicht zu Ende, denn auch diesmal gaben alle vier nach dem Konzert noch geduldig Autogramme auf Karten, Shirts und Körperteile (besonders eindrucksvoll fand ich Chis zeichnerischen Mix aus Frankenstein und dem St. Pauli-Schädel), quatschten mit den Fans und posierten gut gelaunt für Fotos, denn Ron sagt: „Welche Band hat das früher schon gemacht? Keine. Aber uns ist das echt wichtig.“ Wir hoffen, dass sie diese Einstellung noch lange beibehalten wollen und können…

www.myspace.com/imagorock

www.myspace.com/autobahn

www.finnpage.de

Interview mit 4LYN, Februar 2006
www.myspace.com/4lyn;        www.4lyn.com


-Lady Reason-