Schatzi bringt kein Bier

Die Jungs waren noch nicht geboren, da war Schatzi bereits ein Klassiker in bundesdeutschen Wohnzimmern. Sich als Indiepopper dennoch Schatzi zu nennen, zeugt von feinen Humor oder von derbem Selbstbewusstsein.
Passend zum angestaubten Namen beweist "Du" einen gewisen Retro-Charme, aber glänzt duch den Staub mit der glasklaren, elektronischen Minimalistik des Songs. Es wabert, pluckert und hämmert dir dabei eine eindringliche Synthie-Melodie ins Hirn.
Die Trierer Jungs zeigen Einfallsreichtum, der sich auf der Debüt-EP "Bitte Schatzi" manifestieren soll. "Bitte Schatzi" erscheint 10. November. Da kommt was auf uns zu! Nä, Schatzi.

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Mit Augen, die lachen und weinen

Diese Band von Freunden aus Berlin hat ein Händchen für Songs, die pendeln zwischen Party und Kater. Auch der neue Song "Liebe auf Eis" von il Civetto ist angenehmer Pop mit Soul-Appeal, aber thematisiert unklare Gefühle. Das ergibt eine ambivalente Stimmung, deren Wirkung völlig von eurer aktuellen Befindlichkeit abhängt. Zu dieser Musik kann man tanzen, aber auch das Gesicht todtraurig ins Kissen drücken.
Das alles in einem Sound, der nicht vom Fließband kommt und sogar Platz für ein Saxofon hat. Wenn man sich zu dieser Musik entschließt, begibt man sich in die Gefahr des Fahrstuhlmusikproduzenten. Aber bisher haben il Civetto immer noch die Kurve gekriegt. Die Hoffnung ist groß, dass dies auch auf dem kommenden Album gelingt. Der Startschuss dafür soll im März 2024 laut knallen.

www.ilcivetto.de

Sonnenblumenententeich

Sie könnte aus einem Wahlwerbespot der Grünen aus den Achtzigern stammen. Sonnenblumen und Latzhosen hatten damals Hochkonjunktur. Stattdessen macht die Stuttgarterin Jiska Musik. Diese könnte allerdings ebenfalls aus den 80er stammen.
Es ist geschmeidiger Pop mit einem Hauch von Soul und im Falle von "At the duck pond" kombiniert Jiska dazu passend ein etwas angestaubtes Saxofon. Mit diesem Sound rutscht Jiska in die bundesdeutsche Hochbegabten-Popförderung. Nach ihrer letztjährigen Debut-EP kündigt die Frau nun die zweite EP an. "At the duck pond" kommt am 24. November, wenn es eigentlich schon zu kühl ist, um am Ententeich zu sitzen.

www.jiska.org

Liebe Susanne

Wann hab ich zuletzt ein Video mit Weichzeichner gesehen? Oder hab ich's jetzt mit den Augen?
Doch diese Optik passt zur Musik von LOKI. Das ist perfekt ausbuchstabierter Pop, der deine Tanzwut genauso bedient wie deinen Herzschmerz. Damit haben LOKI nun bereits 3 EPs gefüllt und die Arbeit an der Vierten läuft auf Hochtouren. "Suzanne" ist die zweite Single der neuen EP "Vermouth". Und gerade frage ich mich, ob sie nicht eigentlich "Wehmut" heißen sollte. Aber manchmal kommt man ja vom Wermut zur Wehmut.
Dieser Sound war für LOKI in den letzten Jahren sehr erfolgreich mit Auftritten bei der c/o pop und dem Reeperbahn-Festival. Gestartet von Max Grünhäuser in Paderborn, nimmt die inzwischen 8-köpfige Band Fahrt auf Richtung Pophimmel. Wir schauen mal Ende Oktober, ob "Vermouth" der nächste kleine oder schon der große Schritt dorthin ist.

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Der Mann und seine Gefühle

Der Singer und Songwriter Bayuk hat sich der Erkundung von chaotischen Gefühlen verschrieben und nach einem längeren USA-Aufenthalt auch den passenden Sound dafür gefunden. Im Portfolio des Wahlberliners finden sich Sentimentalitäten und Wut in ausreichender Menge. Damit passte Bayuk perfekt ins Vorprogramm von Oehls letzter Tour. Und nicht nur, weil Bayuk genau wie Oehl auf dem Grönemeyer-Label Grönland veröffentlicht.
Genau dort wird seine erste Solo-EP "but i want magic" am 25. August erscheinen. Das sind eigentlich aureichend Vorschusslorbeeren, aber wer Bayuk live gesehen hat, hat auch bemerkt, dass sich da jemand mit viel Inbrunst ganz dringend nach oben arbeiten möchte im Musikbusiness.

www.bayukmusic.com

Hochkarat-Soul

Die Vorankündigungen häuften sich in den letzten Monaten bei unruhr. Nun ist es soweit. Das britische Soul-Duo Melonyx hat das Debütalbum auf dem Markt. Und "Soul glow" war jede einzelne Vorankündigung wert. In 13 Stücken breitet sich deep deep soul auf diesem Album aus. Es stimmt alles bei diesem Debüt: Himmlische Stimmen und fette Beats, die manchen Rapper neidisch machen werden, pointiertes Arrangement und glasklare Produktion. Seventies-Soul wird in sehr respektvoller Art und Weise ins 21. Jahrhundert befördert.
Natürlich dürft ihr euch fragen, ob Gott die Welt bei Harfenklängen erschaffen muss, aber sobald eine warme bassline begleitet wird von einer Snare wie aus einer Schlosserwerkstatt, ist das alles vergessen. Wenn dann bei "At the door" ein Reggae-Riddim ohne Offbeat auskommt und zur Soul-Granate wird, schmelze ich dahin.
Es mag Menschen geben, die "Soul glow" für Schrott halten. Lasst euch gesagt sein: Das sind belanglose Schwätzer. Um ganz deutlich zu werden: Dieses Album, das selbstredend bei dem Vorzeige-Label Tru Thoughts erschienen ist, müsst ihr euch kaufen. Egal, zu welchem Preis!

www.melonyx.bandcamp.com