Es reichen drei Sekunden Schlaf

Modular hatten wir bereits öfter im unruhr-Programm. Die Frau trägt Retro-Indie-Ästhetik und Neue Deutsche Welle in die Zukunft, stellt nun die neue Single "Heavy mental (September)" vor und bleibt ihrer Linie treu.
"Heavy mental (September)" lebt von krachenden Drums, großartigen Gitarren und auf den Punkt gebrachten Lyrics. Das schwebt geradezu zwischen nostalgischer Verklärung und progressiven Impulsen. Und ja: Wir wollen mit ihr untergehen!
Im November ist Modular nun auch auf ihrer ersten Headliner-Tour in Deutschland. Bloß nicht verschlafen!

instagram.com/modularmusee

Neuseeländische Beständigkeit

Vor fast 20 Jahren hat unruhr euch Fat Freddy's Drop vorgestellt. Das klang damals so: "Na, da spielen die aber jamaikanischen Roots und Dub der Endsiebziger schön nach. Nummer drei wirft erste Fragen auf: Hört sich an wie...? Wie so eine Art Reggae. Ist No. 4 Elektrosoul? Na ja, so eine Art Soul jedenfalls. Später folgt Roady. Ein Stück, das an den Ska der 60er erinnert. Allerdings bekommt es von den Fat Freddys ein Dixielandintro und einen Computerbass. Eine Art Ska also. Flashback wird wohl...hmmm....so eine Art Blues."
Die Beschreibung des Sounds hat sich im Lauf der Jahre deutlich vereinfacht. Es ist Fat Freddy's Sound. Jeder erkennt ihn und er steht unverwechselbar für die neuseeländische Band. Das ist erneut zu hören auf dem neuen Album "SLO MO". Prinzipiell gilt die obige Beschreibung von 2005 auch für "SLO MO". Zwar hat die Band immer auch neue Sounds und andere Musiken in ihre Musik integriert, sich aber niemals Moden und Trends unterworfen.
Deshalb darf FFD auch so nerdig sein und "SLO MO" am 25. Oktober zunächst nur auf Vinyl veröffentlichen, um zwei Wochen später die digitale Version nachzuschieben. Eine wahre Freude für Romantiker.

fatfreddysdrop.com

Mit Funk reich werden

Ich kann eine Band, die aus der Geburtsstadt von Prince kommt, nicht links liegen lassen. Gott sei Dank: Wie doof, hätte ich King Pari verpasst. Joe und Cameron waren lange in der Funk- und Jazzszene ihrer Heimatstadt Minneapolis unterwegs, bevor sie in Los Angeles angekommen sind und sich dort zu King Pari zusammen fanden.
Diese Band hat feiste Funkroots und sehr viel Soul in ihrer Musik. Und der Geist vom Prinzen lebt in King Pari weiter. Kein Wunder, konnte doch Joe Paris Christensens vorherige Band als eine letzten im Paisley Park auftreten.
Und so verbindet sich beim Debütalbum von King Pari "There it goes" Funk, Soul und Jazz in exzellenter Art und Weise. Das Album hat unfassbar schöne Songs wie "Somethin' somethin'" im Gepäck und unfassbar coole Tracks wie "Eggface". Gäbe es Paisley Park noch, hätte der Meister King Pari sicherlich dorthin eingeladen.
"There it goes" erscheint morgen bei Stone Throw Records. Wünschen wir Cameron und Joe, dass sie sich damit die Tachen voll Geld machen können.

kingpari.bandcamp.com

Country Punk

Country Music steht nicht im Verdacht, der Sound hipper Metropolen zu sein. Es scheint allerdings nicht ausgeschlossen, dass sich dies mit Saya Gray ändert. Die Kanadierin mit japanisch-schottischer Geschichte verwendet gern Elemente dieser traditionellen, amerikanischen Musik, um drum herum unkonventionelle Songs zu basteln.
Auch bei ihrer neuen Single "Shell (of a man)" jubelt Saya uns Country und Folk sehr geschmeidig und nahezu unmerklich unter. Ja klar, da ist die unüberhörbare Twang-Gitarre. Aber ist es deshalb tatsächlich Country? Eine Frage, die wir vermutlich erst im kommenden Februar beantworten können. Dann erscheint Say Grays Debütalbum "Saya" bei Dirty Hit Records.
Wenn euch Shell (of a man)" triggert, solltet ihr den 21. Februar 2025 unbedingt im Kalender haben.

sayagray.bandcamp.com

Munkeln im Dunkeln

Die Frau aus dem Süden Londons hat jetzt ihr Debütalbum "Speak in the dark" veröffentlicht. Es ist ein Werk vielschichtiger Sounds geworden. Es ist jazzig, nimmt Fahrt auf bei den Drum&Bass inspirierten Tracks und wird spirituell, wenn Tara Sitars und indisches Ambiente in die Songs einbaut. Ein fesselnder Blend verschiedenster Stile, gepaart mit fettem Sound und Tara Lilys aufälliger Stimme.
Die Stimmungen von "Speak in the dark" reichen von Tod bis Party, von Traum bis Tanz. Daher wird vermutlich jeder etwas auf dem Abum für sich entdecken können. Lobeshymnen für Tara gab es bereits reichlich. Jetzt könnt ihr urteilen, ob das nur welke Vorschusslorbeeren waren oder ob mit Tara Lily aus London eine bunte Blüte im Popgarten erscheint.

taralilymood.com

So viel Gefühl

Es ist irgendwie eine Vortäuschung falscher Tatsachen, wenn man einen solch wunderbar melancholischen Song "Easy" nennt. Aber auch typisch für die Wiener Geschwisterband Wallners. Denn "Easy" klingt gleichermaßnen lässig wie melancholisch. Der Song passt perfekt in diesen Gemütszustand irgendwo zwischen allem, den doch jeder kennt.
Mich erwischt "Easy" gerade in einer Scheißstimmung zwischen tiefer Traurigkeit und großer Wut. "Easy" könnte zu keinem besseren Zeitpunkt auftauchen. Weil "Easy" dafür steht: Sich mies zu fühlen muss auch mal ok sein.
Wallners' aktuelle Single überzeugt mit einem feinen Klavier, das von verhallten Gitarren unterstützt und von geisterhaften Synthies begleitet wird. Ein unglaublich emotionales Stück Pop.
Heute schon etwas gespürt? Freude oder Überraschung? Melancholie oder Traurigkeit? Das ist gut so. Denn nur wer spürt, der lebt.

instagram.com/wallners