Various artists - Batcave - Young limbs and numb hymns (1982)

Young hymns for young limbsLondon Stadtteil Soho, Anfang der achtziger Jahre. Es ist die „Nacht der brennenden Märtyrer" – "Blasphemie, Lüsternheit und Blut" das Motto. Geladen hat das Batcave und verlotterte Gestalten in Spitze, viel Leder und mit hoch toupierten Haaren und Fangzähne strömen in die Spinnweben verhangene Disco. Das Batcave war zu dieser Zeit der Post-Punk "In-Club" schlechthin und steht bis heute für ein ganzes Subgenre innerhalb des Gothics. Ob es so wie eingangs erzählt war? Vielleicht, aber auf jeden Fall ganz anders als heutige Goth-Clubs.  

Denn Anfang der 80er war im Punk/Gothic noch alles erlaubt. Die strengen Stilgrenzen und Vorschriften, die sich in der späteren Interpretation der Gothic-Szene herausgebildet haben, waren damals noch fremd. Und so muss man sich das Batcave wohl vielmehr als Kino, Kabarett, Theater, Disco und Liveclub in einem vorstellen – Monsterfilm-Dekor inklusive. Es gab Abende mit lustigen Transvestitenshows, Schlammringen, Feuerschlucker und auch musikalisch war alles möglich sogar The Sweet. Die Gästeliste im Batcave so lang wie seine Leinenbinden und umfasste so manchen späteren Popstar. Hier ein Auszug: Boy George, Ian Astbury (The Cult), Virgin Prunes , Gary Glitter, Ultravox!, Sex Gang Children, Siouxsie and the Banshees, Lydia Lunch, Marc Almond, Vince Clark (Erasure), Nick Cave...und nicht zu vergessen mit Specimen hatte das Batcave eine eigene Hausband. Heute würde man so etwas wohl Resident Artist nennen.

1982 veröffentlichte das Batcave mit „Young limbs and numb hymns“ eine eigene Compilation-LP, bei der die musikalische Vielseitigkeit der damaligen Szene deutlich wird, die von Funk über Glam bis hin zu chansonartigen Stücken oder Industrial reichte. Natürlich mit dabei sind Specimen, die mit „Dead mans autochop“ einen ihrer typischen Glam-Punk-Heuler zum Besten geben. Ein anderer große Band, die im Batcave zu Ruhm und Ehre gekommen ist, sind Alien Sex Fiend, die hier mit einer noch sehr rauen Version von ihrem Klassiker "R.I.P." vertreten sind. Test Dept.hämmern bei „Shockwork“ auf Blech und Metall und machen einen an die Einstürzenden Neubauten erinnernden Krach, der in den heutigen Gothic-Kontext so gar nicht mehr passen mag. Bei Meat of Youth handelt es sich um ein kurzlebiges Projekt von Abbo, welches er kurz nach dem Zerfall seiner Band UK Decay gründetet. Ähnlich wie Brilliant (mit Youth von Killing Joke) machen auch Meat of Youth einen obskuren Death-Funk. Die heimlichen Hits der Compilation stammen aber von Sex Beat mit ihrem gleichnamigen tanzbaren Post-Punk-Song und von The Venomettes, Marc Almonds Begleitband bei seinem Marc and the Mambas-Projekt. „The Dance of Death“ ist wohl der schönste Song des Albums und wird dem Titel mit einem scheppernden tragisch-schönen Violinenstück sehr gerecht.
 
Auch wenn die LP heute nicht mehr so leicht zu bekommen, lohnt es sich danach zu suchen. Zwar ist nicht jedes Stück eine "Freude", aber die Platte ist halt kult und legendär wie das Batcave selber- bis heute!

Batcave-Promo-Video inkl. Alien Sex Fiend "Ignore the machine" (live 1984)

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!