The Cassandra Complex - 30 minutes of Death & Satan, Bugs Bunny and Me (1989 Pias)

Satan, Bugs Bunny and me"A good one to bang your head to if you're feeling frustrated - must be played loud!" (Rodney Orpheus)
1988/89: EBM ist auf dem Höhepunkt angelangt. Front 242, Klink, The Neon Judgement und The Cassandra Complex sind die Aushängeschilder zu dieser Zeit. Noch während der Aufnahmen zum 3. Cassandra Complex-Album "Theomania"-Album zerbricht das Line-up. Rodney Orpheus, Kopf und Sanger der Band, kehrte daraufhin England den Rücken und zog nach Aachen um mit neuen Bandmitgliedern weiter zu machen. Dass es sich dabei um eine neue, sprich andere Band handelte, sollte schon die Maxi von 1989 zeigen.

Die 12inch "30 Minutes of Death" enthält nur zwei Stücke: "Gunship" und "Moment before impact". Allein "Gunship" dauert 16 Minuten und 45 Sekunden. Mantraartig, mit beschwörendem Gesang wird der Todeskampf zweier Hubschrauberpiloten geschildert, während in Endlosschleife ein dunkler, monotoner Industrialsound mit Sirenen, scheppernden Drums, verzerrten Bass und viel Gitarrenlärm eine dunkle Ekstase erzeugen.

And you're near me now
And you kick me down
And you push me down
And you kick me down
And you kick me down

And I take the knife,
lift my throat

And I see the fear in your eyes
And I see the fear
And I know that I've won
("Gunship")

Auch wenn dieser Song noch stark strukturiert war, zeigte er schon die musikalische Entwicklung von Cassandra Complex hin zu einem dunkleren und lärmigen Sound. 1989 erschien dann das 4. Album "Satan, Bugs Bunny and Me". Die Band hatte kaum Geld für die Aufnahmen und keine Plattenfirma im Rücken. Dementsprechend rau ist die Platte und beim ersten Durchhören ist man erschlagen von der scheinbar chaotischen Struktur und Unzugänglichkeit dieses Krachs. Die Aufnahmen des Albums wurden überschattet von Anschlägen durch rechtsradikale Christen, die ihren Höhepunkt in einem Feueranschlag auf den Esoterikladen "The Sorceror´s Apprectice" fanden. Religiöser Fanatismus war schon immer ein Thema für Rodeny Orpheus - seines Zeichens Mitglied der Gnostic Church und des Ordo Templi Orientis. Die Wut und Verachtung auf diese Aktivisten bestimmt die Stimmung auf diesem Album und wurde unverhohlen auf Vinyl gebannt. Titel wie "Kill the Christian Swine" und "Symphonie for the devil" machen diesen Themenzusammenhang deutlich.

"We don't want your God
We don't need your God
We hate your God
Better the devil you know than the God you don't"
("Symphony for the Devil")

"And a woman comes along and says that she used to be a junkie killing,
baby killing, junkie motherfucker
But now she's seen the light
And she wants the Lord to kill us all with nuclear bombs
Because we're evil
And you say what a nice person she is!?!?!
What can you say?
You know that Pagans are the niggers of the modern world"
 ("What can you say")

Das Album ist in sich sehr geschlossen, so dass es schwer fällt einzelne Titel herauszugreifen. Ironischerweise befindet sich ausgerechnet auf diesem Album der erste größere Hit von The Cassandra Complex: "(In Search of) Penny Century". Ein ähnlich netter Synthiepop-Song ist "Welcome to the Cities", ansonsten dominieren jedoch eher düstere Klangkollagen. Nur in "Forever" lässt sich noch ein Rest "Theomania" erkennen. Das Highlight ist das punkige "What can you say" mit dem rastlos, rotzigen Gesang und einer tatsächlich erkennbaren Melodie im Refrain. Nach diesem Album sollten "10 Weeks of Death" im Rahmen einer Europa-Tour folgen und mit "Cyberpunx" (1990) der größte Erfolg der Band. Wer sich vor der Sperrigkeit nicht abschrecken lässt und mal wieder den Kopf frei kriegen will (s.o.), der besorge sich diese Platte - Hartnäckigkeit wird belohnt!

http://rodneyorpheus.livejournal.com/ 
Rodney Orpheus Webblog (sehr empfehlenswert!!!)

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