Wirklich rührenden Gothic machten in ihren Anfangstagen Asmodi Bizarr aus Düsseldorf. Rührend, weil auf ihren Demo-Aufnahmen von 1983 wirklich kein Gothic-Klischee ausgelassen wurde. Was heute in den No-Go-Katalog der Musikgeschichte verbannt wurde, war aber 1983 lebendige Symbolik und noch nicht zum leeren Klischee erstarrt.
Mit Songs wie “Gevatter Tod”, “Tanz mit dem Tod” oder “Das Verderben” und überbordender Todeslyrik wollten Asmodi Bizarr keinen Zweifel aufkommen lassen RICHTIG düster zu sein - finsterer als der “Todeskult“ (Spex) von X-Mal Deutschland.
Die Musik gab sich zeittypisch mit tribal-artigen Tom-Tom-Drums, hoch gestimmten Schrubbel-Wave-Gitarren und natürlich viel Bass. Dazu der Siouxsie-artige Gesang von Sängerin Monique Maasen mit ihren hochdramatischen Texten. Wenn sie bei “Das Verderben” mit ihrer schönen Stimme “komm in meine Arme / nimm meine Hände / geh mit mir ins Verderben…” singt, dann hat das bei allem Post-Punk-Gehabe gleichwohl etwas rührend schlagerhaftes. Trotzdem ein schöner Song.
Richtig finster wird es aber bei “Gevatter Tod”: Hier wird geerntet was Bauhaus und Killing Joke mit ihren Auftritten im Ratinger Hof gesät haben. Der Song klingt so, als haben Asmodi Bizarr versucht ihre eigene Version von “Bela Lugosi`s Dead” zu schreiben - nur noch düsterer. Ließen Bauhaus den Grafen in 9 Minuten wiederauferstehen, braucht Gevatter Tod fast 11 Minuten (!) für seine Heimkehrung. 11 Minuten die schleppend beginnen mit Gitarrenlärm, statischem Schlagzeug und dominanten Bass. Dann aber nach einem abgründigen Schrei bricht die totale Verzweiflung los. Was für herrlich bizarres Goth-Epos. Komplettiert werden diese Aufnahmen durch die Stücke “Tanz mit dem Tod” und “Credible East”.
Wer jetzt denkt, dass ist ja alles unglaublich peinlich, dem muss fairerweise gesagt werden, dass es (leider!) keiner dieser Demosongs auf die 1985 erschienene LP “Sun Sierra” geschafft hat. So finster wie hier, waren sie nur noch mit dem höchst diabolischen “Sator”, ihrem Beitrag für den “Pesthauch des Dschungels”-Sampler (u.a. mit Die Ärzte alias Die Ulkigen Pulkigen, EA 80, Chim Chim Cherie). Asmodi Bizarr gingen lieber den Weg von The Cult: Die Gothic-Elemente wurden erst durch Rock-Elemente ergänzt, später dann komplett ersetzt. So mutierten sie zu einer unangenehmen Glam-Rock-Band. Optisch mies, musikalisch auch.
Sängerin Monique sang noch auf dem Rote Rosen-Nebenprojekt der Toten Hosen mit und ging mit ihnen auf Tour. Für Asmodi Bizarr aber bedeutete das Jahr 1992 das Ende und die Band löste sich auf. Vereinzelt tauchten noch Songs auf Samplern wie „Godfathers of German Gothic“ oder „Pagan Love Songs“auf, aber die erste LP „Sun Sierra“ ist vergriffen und heute zurecht ein begehrtes Sammlerstück.
Dank an Fritz die Spinne fürs Erinnern.