XYMOX - Blind Hearts (1987, 4AD)

Blind HeartsBAD 711, art direction & design Vaughan Oliver (23 Envelope). Ronny Moorings (Voc, Git.), Anke Wolbert (Bass, Synth), Will Anvers (Drums) sowie Bert Barten (Synth), der Pieter Nooten ersetzte, nahmen diese Platte 1987 für 4AD im Woodbine-Studio von John A. Rivers (u.a. Dead can Dance, Love and Rockets) auf.

Die Band verwarf das „Clan of“ in ihrem Bandnamen und kehrte zu dem ursprünglichen „XYMOX“ zurück. Aber natürlich kann man diese Veränderung auch mit dem Richtungswechsel im Sound in Verbindung setzen: Kaum 1 Jahr nachdem XYMOX mit der LP „Medusa“ ihre Blaupause für dunklen, ambienten Wave geschaffen hatten, kam diese 12Inch so hemmungslos poppig daher, wie wohl selten eine Veröffentlichung auf 4AD geklungen hatte. Der bandtypische Mix aus elegischen Synthflächen, stark verfremdete Gitarren und Ronny Moorings emotionalen Gesang wurde in neuen poppigen und tanzbaren Strukturen präsentiert und so deutlich von der Wave-Schwere befreit.

Schon der Opener „Blind Hearts“ ist Pop und Wave zugleich. Aber auch der erfolgreiche Versuch von XYMOX ihre weißen Melancholie mit schwarzem Soul (durch Sängerin Elisa Richards) zu verbinden. „A Million Things“ beginnt mit einem phantastischen Intro, welches klarstellt, dass XYMOX Vision von Pop, Musik voller großer Melodien und Dramen ist – mit Mut zum Pathos oder auch zum Kitsch (je nach Sichtweise). Dem Zeitgeist geschuldet sind die Orchester-Hits, welche die getragene – romantische – Stimmung des Intros jäh unterbrechen und den Song in Verbindung mit Sequencer und Beat in Richtung Tanzfläche bringen. Wie schmal gerade bei diesem Song der Grad zwischen herausragend und belanglos ist, zeigt die 89er Neuabmischung durch Peter Walsh (u.a. Simple Minds) auf dem „Twist of Shadows“-Album. Das Intro wurde weggelassen, dafür gibt es mehr Orchester-Hits und einen intensiveren Dancebeat, um den Song noch stärker auf die Clubs auszurichten, mit dem Ergebnis, dass "A  Million Things" die schöne Grundstimmung genommen wurde.

Der heimliche Hit auf dieser 12Inch ist jedoch „Scum (Dance Mix)“. Über knapp 8 Minuten kreieren XYMOX über einem groovenden Klavierbass-Thema mit allerhand Effekten einen Clubsong, der trotz Länge und nur kurzem Gesangspart nie langweilt und bestens funktioniert. Vielleicht kann man „Scum“ als eine zeitgemäße – sprich Dance und New Beat beeinflusste – Fortsetzung von „Stranger“ sehen.

Auf jeden Fall war diese Maxi ein deutlicher Hinweis in welche Richtung sich XYMOX in der Folge entwickeln sollten: poppiger und tanzbarer wurde deren Musik. Aber schon die guten Kritiken zu dieser Veröffentlichung gaben ihnen Recht und nicht zuletzt erreichten sie mit dieser Platte in den USA eine Nummer 1 Platzierung in den Import-Charts. Danach konnte sich die Band einen Vetrag bei einem Major-Label aussuchen und verließ nach 3 Jahren 4AD mit einem eindrucksvollen Backkatalog, der für XYMOX in den folgenden Veröffentlichungen unerreicht bleiben sollte.

Interview mit Ronny Moorings (Clan of Xymox)
Interview mit Anka Wolbert
Interview mit Pieter Nooten

(Clan of) XYMOX-Biographie:
Teil 1: Subsequent Pleasures (1983 - 1985)
Teil 3: Imagination (1988 - 1991)
Teil 4: Metamorphosis (1992 - 2001)
Teil 5: Vaselyn, Hypercycle, Born for Bliss (Post-XYMOX)

http://www.4ad.com/
http://www.clanofxymox.com/

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