Tanya Stephens - Rebelution (2006 VP Records)

Sie ist die bekannteste Zahnlücke des Reggae. Das weiß jeder, denn schließlich kann Tanya Stephens das Maul nicht halten. Es wäre auch äußerst schade. Denn diese Frau gehört zu den Leuten, die etwas zu sagen haben. Man hört besser hin. Es ist nämlich häufig extrem reggaeungewöhnlich, was sie singt. Mit dieser einzigartigen Stimme.

Wer Tanya noch aus ihrer Dancehallzeit kennt, wird sich dramatisch umstellen müssen, wenn er die neueste Veröffentlichung Rebelution in seinen CD-Spieler schiebt. Musikalisch bewegt sich das neue Album zwischen Akustikset, Roots, R'n'B. Obwohl die Musik qualitativ vieles schlägt, was sonst aus Jamaika kommt, gewinnt man schnell das Gefühl, sie ist lediglich side order. Das Filetstück der CD sind Stephens' Texte. Man muss lang stöbern, um ein Reggaealbum zu finden, dass eine ähnliche lyrische Dichte aufweist. Vergleichbar sind eigentlich nur Dub Poeten wie Linton Kwesi Johnson, die leider etwas aus der Mode gekommen sind. Tanya Stephens, übrigens bekennender Nicht-Rasta, bietet höchstes wortakrobatisches Niveau. Absolut hörenswerte Ansichten auf die Welt. Witz und Verstand in Hülle und Fülle. 20 Stücke vollgepackt mit Meinung. Der Themenkreis ist weit gefächert, besonders erwähnenswert jedoch und gebrochene Lanze für den Reggae, die Abrechnung mit der diese Musik in Verruf bringenden Homophobie.

Der CD liegt eine DVD bei, die eine unplugged session von Tanya in New York zeigt. Großes Kino. Für denjenigen, der nach dem Hören der CD noch nicht überzeugt ist, etwas Besonderem zu lauschen. Tanya Stephens füllt den Raum mit Kraft und Aura, ohne sich nur einmal vom Barhocker zu erheben. Obendrauf gibt es das Video zum älteren Stück What a pity, allerdings diesmal auf Seeeds Waterpumpee Riddim.

Tanya Stephens ist 33, 15 Jahre im Geschäft, aber mit Rebelution richtig erwachsen geworden. Respect, Miss Stephens!

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