Aline Frazão - Movimento

aline frazao movimento1Darauf wette ich eine Flasche Bier: Aline Frazão wird niemals die 1Live-Krone gewinnen. Und darauf wette ich noch eine: Aline legt nicht den geringsten Wert auf den Scheiß.

Mit Sicherheit hat Aline Frazão noch nie von der aufgeplusterten Krönungsmesse in der Jahrhunderthalle gehört. Denn schließlich stammt die Frau aus Angola. Dort liegt auch der Ausgangspunkt ihrer Musik. Doch deshalb hört man auf Alines zweitem Album „Movimento" nicht zwangsläufig afrikanische Musik. Die verschlungenen Pfade des Kolonialismus verbinden die Sounds auf „Movimento" mehr mit Portugal, mit Brasilien, den Kapverden und sonstigem ehemals portugiesischen Einflussbereich.

Die Schwierigkeit der korrekten Kategorisierung wird Aline Frazão sicherlich ins Plattenfach Jazz verschlagen. Auf „Movimento" dominieren Stücke, die man landläufig mit brasilianischem Jazz assoziiert. Sehr warme, sehr zurückgenommene Sounds, die in unserem Köpfen sofort an tropische Temperaturen, Sandstrand und Zuckerhut andocken. Aline Frazão vermeidet aber glücklicherweise die schleimige Rebekka-Bakken-Komponente anderer Jazz-Sängerinnen. Afrikanische Einflüsse sind sachte in diesen Klangteppich verwoben wie beim Opener „ As paredes do Mayembe" oder „Kalemba". Ansonsten trifft man auf jazzige Piano-Passagen, herrliche Fender Rhodes ("Nossa festa") und virtuose Gitarren-Intermezzi. „Im Studio war es nie unser Ziel, einen perfekten Sound zu erreichen", sagt Aline zu den Aufnahmen für „Movimento". Die Sängerin und ihre Band sind allerdings nah dran.

Daher wird „Movimento" diejenigen begeistern, die bei handgefertigter, analoger Musik steil gehen. „Movimento" ist akzentuierter Entschleunigungssound und deshalb Lichtjahre von der Glaskugelverleihung entfernt, auch wenn Aline Frazão nächste Woche im Hinterzimmer der Jahrhunderthalle auftritt.

Erscheinung: 05/2013
Label: Ponto Zurca
www.soundcloud.com/alinefrazao