Wenn dem neuen Werk einer Band Reife und Erwachsensein attestiert wird, bedeutet das zumeist, dass der Sound einem breiteren Publikum zugänglich wird.
Untätigkeit gehört somit nicht zu den Eigenschaften der vier Stamm-Mitglieder von Micatone. Als Micatone legen die Berliner nun mit „Wish I was here“ eine Album vor, das...nun ja...erwachsen klingt. Anders ist der Sound zunächst nicht zu beschreiben, mischen sich doch so viele Einflüsse darunter, dass ein Auseinanderdividieren schwer fällt. Cowboygitarren, Schmalzstreicher, antike Synths, Sombrerotrompeten und einiges mehr verschmelzen zu einem warmen Sound, der große Coolness transportiert. Mit Unterstützung prominenter Gastmusikern wie beispielsweise Earl Harvin, langjähriger Drummer von Air, und Martin Wenk, der auch schon mal für Calexico ins Horn stieß, gelingt es Micatone, viele Einflüsse zuzulassen, aber keinen Oberhand gewinnen zu lassen.
Der überwiegend live eingespielte Sound verkörpert antiquierte Hitparadenästhetik genauso wie urbane Hipness und erinnert daran, dass die geschmackliche Distanz zwischen Retromöhre und iPhone nur eine kurze ist. Man muss sich natürlich auf Lisa Bassenges Stimme einlassen, die sich schon mal nach Wurzelbehandlung im Nebenzimmer anhört, aber meist auffällig elegant ist.
Möglicherweise erreicht Micatone mit „Wish I was here“ tatsächlich, wonach so viele streben: Zeitlosigkeit. Was mit „Erwachsenwerden“ nur unzureichend beschrieben wäre.
Erscheinung: 2012 (02.03.)
Label: Sonar Kollektiv
www.micatone.de
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