The Cinematics - Love And Terror

The Cinematics - Love And TerrorWer den optimalen Soundtrack für einen verregneten Abend auf dem Friedhof sucht, kann entweder zu „To Loose My Life" von den White Lies greifen oder sich für das in Kürze zwei Alben umfassende Oeuvre des schottischen Four Piece The Cinematics entscheiden. In klassischer Besetzung erschaffen die vier Highlander (genau genommen sind es nur drei, denn Gitarrist Larry Reid kommt aus Glasgow) düster-melancholischen Gitarren-Pop der feinsinnigen Art.

Zwei Jahre nach dem 2007 erschienen Debüt „Strange Education" ist in knapp zwei Wochen der Nachfolger „Love And Terror" in den Läden erhältlich. Wie auf dem Erstling schaffen es Scott Rinning (Gitarre, Gesang), Larry Reid (Gitarre), Adam Goemans (Bass) und Ross Bonney (Schlagzeug) mit ihrer Musik, Odilon Redon-artige Bilder von Schattenwelten und Nachtmahren, aber auch farbenfrohere Gebilde vor dem inneren Auge heraufzubeschwören.

Die schon auf dem Vorgänger unschwer zu erkennenden Einflüsse der Editors, von The Cure und Joy Divison wurden diesmal um David Bowie, Suede, Depeche Mode und die Smashing Pumpkins erweitert. Besonders auffallend ist der Bezug zu letzterer Band in dem bereits vor einigen Wochen erschienen Video zur Vorab-Single „Love And Terror": Wer würde in Sänger Scott Rinning keine Reinkarnation des Pumpkins-Masterminds und Frontmannes Billy Corgan erkennen - allerdings eher aus der Zeit vor dessen Nosferatu-Phase (man achte im Besonderen auf die untersichtigen Shots und die Gestik des Sängers).

Da sie ihr erstes Album als zu glatt und „gut produziert" empfanden (was hatten sie denn erwartet, wenn sie mit Leuten wie Simon Barnicott (Arctic Monkeys, Kasabian, Editors, Kaiser Chiefs) und Stephen Hague (New Order, Blur, Pet Shop Boys) zusammenarbeiteten...), übernahmen sie diesmal selbst die Regie und hatten beim Artwork, den Songs und den Aufnahmen absolute Entscheidungsfreiheit. Daher ist laut Band „eine viel bessere Repräsentation von dem, was wir tun" entstanden.

"Love And Terror" ist den vier Schotten zufolge "eine Sammlung von Liedern über ein junges Liebespaar, das versucht, in einer zugrunde gehenden Welt seinen Weg zu finden". Die fast durchgehend düstere Bassline trägt dazu bei, dieses Szenario glaubwürdig zu vertonen und eine minimale Synthie-Unterstützung fügt dem Ganzen eine Brise weltentrückte Mystik hinzu.

Ebenfalls nicht ganz neu für die Band sind die gewollt („Wish (When The Banks Collapse)") oder möglicherweise ungewollt („Hospital Bills") sozial- und gesellschaftskritischen Untertöne wie man sie schon bei „Race To The City" vom ersten Album heraushören konnte.

Einzigartig und immer ein Wiedererkennungsfaktor ist die Stimme von Scott Rinning: Dunkel-melodiös, doch diesmal wandlungsfähiger. Da werden auch mal Reminiszenzen an Altmeister David Bowie wach, auch wenn das fast schon blasphemisch sein mag.

Alles in Allem ein solides, wenn auch mit keinen Überraschungen aufwartendes Zweitwerk, dem aber leider Hinhörer wie „Strange Education" oder „Human" fehlen.

Wer die Cinematics in intimem Rahmen live erleben will, der sollte sich folgende Daten merken:

21.09. Frankfurt - Nachtleben
22.09. Düsseldorf - Pretty Vacant
23.09. Köln - Luxor
24.09. München - Atomic
25.09. Geldern - Seven
26.09. Hamburg - Reeperbahn Festival

Erscheinung: 02.10.2009
Label: The Orchard
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