Tony Rebel - Connection (2004 Jahmin Records)

Die Coverfotos könnten auch einem Situationsbericht eines Altenheimes entstammen. Dabei ist es doch erst 12 Jahre her, dass das erste Album von Tony Rebel, Rebel with a cause, in den Regalen stand.

Damals wurde dem Reggae mit dieser LP sozusagen ein neues Genre den vielen bereits bestehenden hinzugefügt. Nannte man es damals conscious ragga, firmiert es heutzutage eher als Roots dancehall.

Aber Namen sind Schall und Rauch. Was sich dahinter verbirgt, zeigt auch nach 12 Jahren die neue CD von Tony Rebel. Roots und Dancehall tunes mit ansprechenden Inhalten, in denen es sich vorwiegend um Glaube, Liebe, Hoffnung, fehlgeleitete Politiker und neue Weltordnungen dreht. Eben das, was sich in den Hirnen der älteren Säcke unter uns als das Wie und Was des Reggae manifestiert hat.

Nun muss sich Tony Rebel immer an seinem 1998er Meisterwerk If Jah messen lassen, das vom Kritikerkardinal Steve Barrow zurecht unter die 100 essenziellen Reggae-Alben aller Zeiten gehievt wurde. Das ist der Fluch eines genialen Albums. Auch Connection reicht natürlich nicht heran. Trotzdem haben wir es mit einer überdurchschnittlichen Veröffentlichung innerhalb des Reggae zu tun, wie man es von Tony Rebel erwartet.

Der rebellische Prediger liefert, wofür er bekannt ist. Die von ihm geprägte, sehr melodische Dancehall-Variante (z. B. Easy to win the war, Ras already) und moderne Rootstracks (Connection, Today is a new day). Das spärliche Booklet gibt Auskunft zumindest darüber, dass Tony sich auf wohlbekannte Musiker (u. a. Fire House Crew, Jazwad) und Produzenten (so z. B. Donovan Germaine) verlassen hat. Selbstverständlich dürfen gewisse Dinge auf einem Rebel-Album nicht fehlen: a) Ein Duett, diesmal Trust mit Swade (sehr schön!) und b) die Verwertung alter Mörderriddims, so wie Miss black and beautiful auf Dennis Browns unsterblichen Money-in-my-pocket-riddim und I’m not ashamed mit dem historischen Drifter-riddim des seligen Dennis.

Was soll also das ganze Gerede. Wer Tony Rebel kennt, kauft hier keine Katze im Sack, für Neueinsteiger in Sachen Reggae bietet sich mit dieser CD die Möglichkeit, modernen Reggae kennen zu lernen, der nicht auf seine Wurzeln pfeift. Oder wie der rebellierende Anton in Ras ina de kitchen singt: „No important ingredience na missing“.

Nur auf eines hätte Tony Rebel für uns verzichten können, und zwar auf die französische Version von Jah is by my side. Das hört sich nun wirklich alles andere als französisch an und scheint nur seinem neuerdings französischen Vertrieb Next Music geschuldet zu sein. Die spanische Fassung von 2001 hat einem bereits die Haare zu Berge stehen lassen. Und dafür brauchte man nicht in den Spiegel zu schauen.

Eine wenig informative Homepage findet ihr unter www.tonyrebel.com

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!