Der erste Tag beim diesjährigen "Bochum Total" drohte eine verregnete Veranstaltung zu werden, war aber doch insgesamt sehr gut besucht. Die häufigen eimerweisen Regengüsse schlugen sich auch nicht auf die allgemein gute Laune nieder, da viele Zuschauer sich gewappnet hatten mit Regenzeug und Schirmen und da auch 1Live mit lustigen regentauglichen Hüten aushalf. Zu sehen gab es heute ein breites Spektrum auf den vier verschiedenen Bühnen, wobei als äußerst lohnend die finnischen Lapko, unsere heimischen Aufsteiger Blind (s. auch CD-Review , Interview folgt in Kürze) und die süddeutschen Kracher Emil Bulls (s. CD und Interview) zu nennen wären.
Lapko wurden angekündigt als finnischer Geheimtipp. Vergleichen mit Rush und Placebo (zumindest gesanglich) hält die dreiköpfige Band durchaus stand und brachte souverän ihr Set mit experimentellen, zuweilen fast schon progressiven Indie-Rocksongs vor. Gelegentlich ein wenig abgedreht finden sie doch immer wieder zur Melodie und zum Song zurück. Auf die stimmliche Ähnlichkeit mit Brian Molko hin angesprochen war der Sänger durchaus von der Idee angetan, erklärte aber grinsend: "It's not my fault!" – "No, but a good coincidence…". Man könnte mal Ausschau halten nach einem Silberling dieser anspruchsvollen Band und sich zumindest schon mal bei Myspace einen Höreindruck verschaffen sowie sie im Hinterkopf behalten.
Als nächste stürmten Blind, die *unruhr* zuvor noch für ein spaßiges Interview traf (Bericht folgt), die Bühne. Steve hatte gewagt angekündigt: "Wenn wir auftreten, scheint die Sonne!". Nun ja, das traf praktisch nicht ganz zu, theoretisch aber schon, denn die Stimmung war bombastisch, und etwas anderes hat diese Band auch nicht verdient. Man arbeitet hart und gewissenhaft, bis Songs stehen und das hört und genießt das Publikum dann auch beim Live-Gig. Blind haben Anfang des Jahres ihr selbstbetiteltes Album (bei einem Major-Label) heraus gebracht, von welchem sie heute ein paar Kracher wie z.B. "Ordinary day", "Jesus only knows", "Save me now" sowie "People" rockten. Natürlich durften auch die Singleauskopplungen "Break away" und "Today I break loose" nicht fehlen. Frontmann Steve, immer in Bewegung, schaffte es dabei, durch energische Ansagen, die durchnässte Hörerschaft bei Laune zu halten und zum Tanzen anzufeuern.
Als letztes an diesem Abend waren Emil Bulls noch ein Pflichttermin. Wer sie einmal live gesehen hat, weiß, dass es viel Show und kraftvollen Sound gibt bei diesen Jungs. Finster und melodisch vereinen sich zu einer spannenden Mischung. Zu hören gab es einen guten Anteil von der aktuellen CD "The Black Path" (s. auch Interview ) , wobei der Sänger zwischendurch selbst zur dritten Gitarre griff, und mit seiner unvergleichlich coolen Art trotzdem eine enorme Verbindung zum Publikum schafft, wie groß es auch sein mag. Heute war der Platz vor der Ringbühne rappelvoll, die Stimmung hervorragend. Christoph kündigte unterhaltsam Songs an: "Wenn man 8 Stunden in einem verranzten Sprinter sitzt und dann so was hier erlebt, dann sind das 'These are the special days.' " und fügte später noch begeistert rufend hinzu: "Du geiles Bochum!" Die anderen Bulls gaben ebenfalls alles und boten eine schweißtreibende Schau. Chris, der unter anderem fantastische Sologitarreneinleitungen spielte, und James heizten mit Showeinlagen ein. Die legendäre Dreadmähne des Bassisten kam dabei mal wieder ordentlich in Wallung.