Olgas Rock, Oberhausen, 10.07.2004

Open-Air-Sommer 2004 - eine Frage des Equipments. Pflicht sind: Ski-Unterwäsche, Wollsocken, Taschenofen und eine Freundin, die einen ggf. mit ihrem Körper aufheizt. Nichts davon hatte ich beim Olgas Rock in Oberhausen.

SpillsburyIch kam erst zum Auftritt von Spillsbury. Eigentlich hatte ich gar keinen Bock mehr, weil es schweinekalt war und mich die Erfahrungen des Campusfestes in Essen demoralisiert hatten. Eine Freundin überzeugte mich, doch noch zu gehen (leider steht sie nicht mehr zu Heizzwecken zur Verfügung). Hab ich es bereut? Etwas.

Spillsbury legten ihre CD ein und los ging's. Zoe Meißner sang etwas dazu und Tobias Asche quälte an seinem Bass herum. Eine Band? Überflüssig. Es geht doch eh nur darum, Gas zu geben. How to mix Punk with C64... Alles programmiert in Basic.

Zoe Meißner hat sich offenbar das Ziel gesetzt, Menschen vor der Bühne mit seltsamen Verrenkungen und heroiniertem Gehabe zu verstören. Tobias Asche sah mit seinem Kniekehlenbass so kindisch aus, dass es weh tat. Gut so. Weichgespülte Glattärsche sehen wir schon genug auf Deutschlands Musikbühnen. Alles ist irgendwie anders bei Spillsbury. Und dass Teenies bereits so gute Texte schreiben können, lässt für die Zukunft hoffen. Muss man mal gesehen haben - z.B. bei Bochum Total am 25.04.. Hingehen.

Muff P.Muff Potter aus Münster lästerten über die miese Luft im Ruhrgebiet. Recht haben sie. Wer kann dieses "Blauer Himmel-über-der-Ruhr-Gelaber" schon noch ertragen? Mal ehrlich: Wir leben in einem stinkenden Ballungsaum, der durch Tausende Autos täglich kontaminiert wird. Die Landschaft ist ein einziger Brei aus Beton und Blödmännern. Und im Essener Norden wissen sie schon nicht mehr, dass es eine Stadt wie Dortmund überhaupt gibt. Scheiß Heimat, aber immer noch besser als Münster. Ach ja, Musik gemacht haben Muff Potter auch. Kann ich mich aber nicht mehr dran erinnern. War wohl eher belanglos. Wer's braucht: Sie spielen ebenfalls bei Bochum Total.

Ich fror. Dann erreichte mich eine SMS aus Berlin vom Redaktionskollegen Mic: "Die Sonne scheint. Hier ist voll die Liebe." Offenbar liefen in Berlin alle nackt herum. Hier mussten die ersten Leichen aus dem Permafrostboden herausgemeißelt werden.

Und dann waren da noch Blackmail, die wenige Stunden vor ihrem Auftritt in Oberhausen noch als Support von Lenny Kravitz gespielt und deshalb wohl nicht mehr so richtig Bock hatten. In der warmen Halle haben die Besucher eben mehr gezahlt und verdienen mehr Engagement. Hier draußen gibt es keine Zugaben, nur das übliche Geschrammel. Zugegeben, Blackmail können unter die Haut fahren. Kurt Ebelhäuser hat seine Gitarre im Griff und spielt mit einer unglaublichen Lässigkeit einen ungeheuren Druck. Klasse aus Koblenz. Aber so richtig herzerwärmend denn doch nicht. Mir war das zu kalt - und passte daher ideal zum Wetter. Vermutlich sollte man sich Blackmail mal entspannt in einem netten Club oder einer mittelgroßen Halle antun.

BlackmailSo klang Olgas Rock 2004 langsam aus und keiner blieb länger als nötig vor Ort. Am Auto angekommen, mussten wir es erst freikratzen. Außerdem hatte sich eine Schneewehe gebildet. Darunter lag erfroren der Musiksommer an der Unruhr. Eine Hoffnung bleibt: Juicy Beats 2004, am 31.07. in Dortmund. Dort will ich endlich alle nackt sehen.

Links:
www.olgas-rock.de/
www.blackmail.de
www.muffpotter.net
www.spillsbury.de

Bilder: Pressefreigaben